"Wir sind keine normale Fernsehsendung"

Arnd Zeigler im Interview

Seit zehn Jahren flimmert Arnd Zeigler jetzt schon immer am späten Sonntagabend mit seiner "wunderbaren Welt des Fußballs" im WDR über die Fernsehgeräte. Im Interview mit Moritz Mettge spricht er unter anderem über den Erfolg, die spannende Anfangszeit sowie den Videobeweis und Bundesliga-Titelrennen.

Dortmund

, 07.09.2017, 11:58 Uhr / Lesedauer: 4 min
"Die Sachen, die mir der Fußball gibt, haben einen Stellenwert, die gehen nicht weg", sagt TV-Moderator Arnd Zeigler. Am Sonntag feiert er das zehnjährige Bestehen von "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" mit einer Spezialausgabe im WDR.

"Die Sachen, die mir der Fußball gibt, haben einen Stellenwert, die gehen nicht weg", sagt TV-Moderator Arnd Zeigler. Am Sonntag feiert er das zehnjährige Bestehen von "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" mit einer Spezialausgabe im WDR.

Zehn Jahre, 326 Folgen - immer WDR. Im Fußball spricht man in so einem Fall von Vereinstreue.

Ich bin dem WDR dankbar, mit mir als blutigem Fernsehanfänger ein Format ins Leben gerufen zu haben, was sogar meinen Namen trägt. Da hat der Sender ja eine Menge riskiert. Und für mich ist die Sendung ein ganz wichtiger Lebensinhalt geworden. Deswegen ein großes Dankeschön an den WDR, dass er die Eier hatte und das durchgezogen hat.

Was glauben Sie, ist das Erfolgsrezept Ihrer Fernsehsendung?

Der Fußball erfindet sich immer wieder neu. Es gibt immer wieder neue Vereine, Spieler, Phänomene, neue Trends in der Fußball-Berichterstattung. Es gibt immer neue Aufreger zu Themen, bei denen man sich die Köpfe heißdiskutieren kann. Der Fußball beeinflusst nun mal von Millionen von Menschen das Leben. Der Fußball befähigt zu ganz extremen Gefühlen und das abzubilden, ist - unausgesprochen - der Anspruch der Sendung.

Und was bedeutet der Fußball für Sie selbst?

Ich weiß ganz genau, was ich bei gewissen Fußballspielen gemacht habe, was ich gefühlt habe. Ich könnte auch meine Zeit damit verbringen, ins Theater zu gehen oder mir ein Popkonzert angucken. Aber das transportiert nicht annähernd so viel, wie es der Fußball kann. Die Sachen, die mir der Fußball gibt, haben einen Stellenwert, die gehen nicht weg.

Was sind Ihre Highlights aus zehn Jahren?

Für mich ist ein Highlight vor allem die Anfangszeit. Ich war da eine Zeit in der Nähe von Köln und habe mit Kollegen für die Sendung gearbeitet. Zeitgleich wurde in meiner Privatwohnung in Bremen die ganze Technik für die Sendung aufgebaut. Ein Nachbar schickte mir da ein Bild von einem 30 Meter langen WDR-Truck vor unserem Haus in Bremen und schrieb dazu: "Jetzt übertreibst du es."

Klingt nach einer spannenden Zeit für Sie und Ihr Team.

Diese Anfangszeit war wie eine Klassenfahrt, unsere Redaktion hat sich da neu kennengelernt und wir waren direkt alle auf einer Wellenlänge. Es gab natürlich auch viele kleine Pannen zu Anfang - geplatzte Scheinwerfer, eine Sendung, die fast hätte ausfallen müssen, weil die Software streikte - aber davon haben wir uns nie aus dem Konzept werfen lassen. Bei uns darf so etwas aber auch passieren, wir sind keine normale Fernsehsendung.

Sie sagen es, Sie senden aus einer Wohnung in Bremen. Wie finden das die Nachbarn?

Wir sind ja alles Hanseaten hier, insofern auch sehr höflich und dadurch auch zurückhaltend. Als wir einmal eine Sambakapelle hier hatten, mussten wir mal vorher Bescheid geben, aber sonst kann ich ganz in Ruhe hier senden (lacht).

Wie viel Verständnis muss Ihr Umfeld aufbringen?

Seitdem wir 2011 aus der Wohnung wegen Eigenbedarf rausgeschmissen wurden, haben wir 200 Meter weiter ein Haus gefunden, in dem zwei Wohnungen angemietet sind. Früher war es wirklich so, dass die Sendung aus dem privaten Wohnzimmer kam. Das war anfangs ganz lustig und schrullig, aber es war dann auch ein wenig zu viel. Wir hatten riesige Technik im Wohnzimmer, die unter der Woche nur mit Tüchern abgedeckt wurde (lacht).

Ihr Team ist seit fast zehn Jahren unverändert zusammen.

Ja. Es ist alles sehr familiär. Wir gehen als Team sonntags auch immer vorher noch etwas essen, wir verstehen uns alle super. Anders geht das auch nicht, wenn du überlegst, dass du anfangs die Menschen in deine Privaträume gelassen hast.

In Ihrer Sendung diskutieren Sie ja auch häufig Schiedsrichterentscheidungen. Was halten sie vom Videobeweis?

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es nur eine vorgegaukelte Gerechtigkeit ist. Jetzt machen halt andere Leute die Fehler und nicht der Schiedsrichter auf dem Feld. Am schlimmsten finde ich, dass die Leute im Stadion, wenn ein Tor geschossen wurde, erst einmal warten müssen, ob der Videoschiedsrichter nicht doch noch sein Veto einlegt. Für mich ist das alles nicht zu Ende gedacht. Wenn man das irgendwann mal ohne große Unterbrechungen hinbekommt, ist das alles schön und gut, aber ich sehe das aktuell noch nicht.

Auf dem Transfermarkt sind in diesem Sommer verrückte Ablösesummen gezahlt worden. Nimmt Ihnen das den Spaß am Sport?

Einerseits nimmt mir das den Spaß, wenn man sich überlegt, was das für ein Berg von Geld ist. Ich finde es aber auch scheinheilig, es jetzt als neues Phänomen zu erklären. Gareth Bale hat auch vor vier Jahren schon rund 100 Millionen gekostet. Ich glaube aber trotzdem, dass man wachsam sein muss. Diese inflationäre Entwicklung, dass man für passable Zweitligaspieler bereits fünf Millionen Euro zahlt, finde ich etwas beängstigend.

In Ousmane Dembélé hat sich ein junger Spieler aus seinem Vertrag gestreikt.

Das ist eine desaströse Geschichte, die auf gar keinen Fall zur Regel werden darf. Wenn man dem nicht Einhalt gebietet, dann haben wir ein großes Problem.

Was erwarten Sie vom Titelrennen in dieser Bundesliga-Saison?

Ich habe bei den Bayern das Gefühl, dass denen irgendetwas abhandengekommen ist, was sie unter Guardiola noch hatten. Es ist immer noch eine brillante Mannschaft mit vielen Individualisten. Aber unter Guardiola hatte man den Eindruck, dass das Team eine Maschine war. Das ist jetzt nicht mehr so. Die Bayern werden Probleme bekommen - aber nur gegenüber Dortmund.

Sie sind noch immer Stadionsprecher von Werder Bremen.

Ja, schon seit 16 Jahren. Es ist auch ein unfassbar wichtiger Teil meines Lebens geworden. Ich hatte auch früher mal überlegt, Sportreporter zu werden. Aber dann hätte ich objektiv und neutral sein müssen, das wollte ich nie. Ich bin Fan von Werder, und ich bin glücklich, dass ich die Sendung auch trotz dessen machen kann.

Und wo steht Werder am Ende?

Ich bin kein Berufsoptimist. Aber der Trainer ist gut, die Mannschaft ist in der Rückrunde gut zusammengewachsen. Die Europa League werden sie wohl nicht ganz, ganz hart angreifen. Aber ich glaube auch nicht, dass sie auf Platz 16 landen werden. Es wird irgendwas dazwischen werden.

SPEZIALAUSGABE AM SONNTAG
Arnd Zeigler kam am 7. Juli 1965 in Bremen zur Welt. Seit 2007 präsentiert er sonntäglich spätabends seine Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ im WDR-Fernsehen. Vorher war er als Moderator für Radio Bremen und den WDR tätig. 2011 wurde er zum Sportjournalisten des Jahres gekürt. Sendetipp: Zehn Jahre „ZwWdF“, Sonntag, 22.15 Uhr, WDR