
© Raulf
Wir hätten Trinkflaschen übrig – für eine ganze Fußballmannschaft!
Papatastisch
Gut, dass die Kinder so viel trinken. Aber warum haben wir eigentlich vier mal so viele Trinkflaschen wie Kinder? Es werden immer mehr, also Flaschen. Die neueste macht Wasser zum Erdbeer-Pfirsich-Traum.
Wir haben jetzt eine Trinkflasche, die die Sinne des Menschen beim Trinken manipuliert. Es ist krass – als würdest du Bratkartoffeln essen und dabei denken: „Mmh, Vanillepudding!“ Das Hightech-Gefäß ist das jüngste Kapitel unserer Flaschen-Geschichte. Und sie ist schon lang und umfangreich.
Am Anfang war das Fläschchen
Alles begann mit Milchflaschen. Wir hatten eine kleine Sammlung Babyfläschchen, aus denen die Kinder eine zeitlang selig genuckelt haben – damals, als sie noch so winzig und süß waren. Das war eine schöne Zeit. Die heutige ist auch schön, aber anders. Die Kinder sind gewachsen, die Nuckelflaschen aber sind geblieben. Sie sehen nur anders aus.
Am ersten Mountainbike unseres Erstgeborenen musste ein Flaschenhalter montiert werden. Da kam dann eine Trinkflasche rein für unterwegs. Zum ersten Schultornister gab es eine Trinkflasche dazu. Im Fußballcamp gibt es eine Flasche als Geschenk. Oma hat auch immer mal wieder die Idee, einem Kind eine neue Trinkflasche zu schenken. Oma shoppt halt auch gerne.
Vom Küchenschrank ins Kellerregal
„Was wir sicher nicht brauchen, sind noch mehr Trinkflaschen.“ Das hat meine Frau schon vor Jahren gesagt. Wie ich sieht sie, welcher Weg jeder dieser Flaschen vorbestimmt ist. Vom Schrank in der Küche wandern sie ins Regal im Vorratskeller. Da ist Endstation.

Würde man die Bälle in diesem Bällebad einschmelzen, könnte man daraus etwa 1300 Trinkflaschen herstellen. Schätzungsweise. Für uns würde es jedenfalls reichen. © Udo Hennes
Wir sind uns einig: Flaschen haben wir genug. Wir haben vor allem die wirklich praktischen Gefäße, von einem bekannten Hersteller von Frischhalte-Dosen. Als einzige bleiben sie einen ganzen Schultag dicht verschlossen, auch wenn in ihnen Mineralwasser mit Kohlensäure blubbert. Ein handfester Drehverschluss kann eben mehr als alle Klick-, Schnapp- und Mit-den-Zähnen-Aufzieh-Deckel.
Daneben stehen diverse andere, in verschiedenen Farben. Übrigens besitzen wir auch schon die zweite Generation Fahrradflaschen: Sie haben einen magnetischen Halter mit einigen „Vorteilen“: Die Flasche lässt sich wegen des Halters schlechter spülen. Und es passt nur das eine Haltermodell an das eine Flaschenmodell. Die erste steht bereits bei den anderen im Keller, was ihren Halter am Fahrrad zu einem vollkommen nutzlosen Anbauteil macht. Toll. Wie teuer war die nochmal?
Pfirsich? Erdbeer!
Also: Es reicht. „Jede dieser Flaschen kostet Geld und es stecken Ressourcen drin, die wir schonen wollen. Das verstehst du doch oder?“ Kind nickt. Warum in aller Welt schafft es dann doch immer wieder eine neue Plastikpulle ins Haus? Kind sagt: „Aber die ist so cool.“ Und Freundin/Freund Soundso habe diese Flasche auch. Und „klar bleibt der Deckel dicht, Papa...“
Dann spielt auch noch der Osterhase mit, dieser langohrige Verräter. Noch immer bringt er unseren Kindern neben Schokoeiern jeweils eine Kleinigkeit. Die Mutti kann es nicht lassen, den Hasen jedes Jahr wieder zu beraten. Und siehe da, was liegt am Ostersonntag zur Eiersuche im Blumenbeet..? „Wie cool!“ Der fleißige Hase hat irgendwo eine Flasche erstanden, die einen Namen hat. Air-Irgendwas. „Welches Ladekabel brauchen wir denn dafür?“ – „Papa du verstehst gar nichts. Das hat nichts mit Apple zu tun.“
Diese Flasche hat diesen Vorteil: Wir können Zubehör kaufen, bis wir pleite sind. Man klemmt oben eine Art Duftspender an. Das Leitungswasser riecht dann nach dem, was gerade montiert ist, und schmeckt auch ein bisschen so. Den ersten Aroma-Vortäuscher habe ich als „Ich glaube Erdbeer“ identifiziert. Auf der Packung steht Pfirsich. Okay, ist ja fast das gleiche.
Ich habe manchmal den Verdacht, das ist ein Riesen-Unsinn, außer für Firma Air-Irgendwas. Aber meine Tochter wird jetzt eine Weile glücklich sein mit der Riechpulle. Dann wird die Flasche sich im Keller einreihen. Aber vielleicht kann ich an sie ja noch einen ausrangierten Fahrrad-Magnethalter montieren. Oder der Keller duftet einfach mal nach Erdbeer-Pfirsich. Das fände ich auch papatastisch.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
