Willekes Ami-Welt im Großformat
Kunsthalle Recklinghausen
Bunt und riesig: Die Kunsthalle Recklinghausen zeigt „Dark Crash Sound“ von Markus Willeke. Er malt auch aus dem Internet ab.

Selbst solche Riesen-Werke malt Markus Willeke innerhalb von 24 Stunden. Foto: Schaftner
Der Geruch von frischer Farbe liegt in der Luft. Der Raum im Erdgeschoss der Kunsthalle wirkt eng, obwohl er groß ist. Das liegt wohl an den riesigen Gemälden, die bis unter die niedrige Decke reichen. Ein gemalter Zaun steht quer im Raum und versperrt die Sicht nach hinten.
Der Künstler Markus Willeke hat in den Wochen vor der Ausstellung „Dark Crash Sound“ extra eine Reihe von Winterjacken gemalt, die zwei Wandseiten im Erdgeschoss schmücken. Sie sind der Grund für den Geruch. „Das Öl ist noch etwas feucht“, sagt der Maler.
Aus dem Shoppingportal
Die Bilder zeigen jeweils einen Anorak vor buntem Hintergrund – wie in einem Werbeprospekt, möchte man meinen und liegt mit diesem Gedanken goldrichtig. Willeke hat die Jacken aus einem Online-Shoppingportal abgemalt.
„Seltsamerweise habe ich da etwas entdeckt, was mich bewegt hat“, sagt der Künstler. Er malt die meisten Bilder von Fotos oder von Standbildern aus Filmen ab. Aber er verändert die Vorlagen auch. Die Kapuzen der Anoraks drehen sich teils zur Seite, als ob ein Mensch darin stecken würde.
Geprägt durch amerikanische Filme
Willekes Motive entstammen fast alle der amerikanisierten Lebenswelt. „Ich bin mit amerikanischen Filmen aufgewachsen. Das hat mich geprägt“, so der 46-Jährige. Die Gemälde passen zu dem Künstler, der ein modernes Karohemd, Jeans und rote Turnschuhe trägt. Er lebt seit 2000 in Berlin und ist in Recklinghausen geboren.
Die Achterbahnen im zweiten Obergeschoss bilden wie die Anoraks eine Serie. Sie alle ragen als Silhouetten in den farbigen Himmel. Und sie sind riesig, viel größer als der Künstler.
Jedes Bild wird innerhalb von 24 Stunden gemalt
Es ist kaum vorstellbar, dass Willeke sie immer innerhalb von 24 Stunden malt. Aber mehr Zeit hat er nicht, weil sonst die Ölfarbe zu trocken wird.
Die Großformate haben nicht durch das Treppenhaus gepasst. „Markus Willeke hat sie oben aufgespannt“, sagt Museumsdirektor Hans-Jürgen Schwalm.
Unterschwellig bedrohlich
Dann bleibt nur noch die Frage, warum die Ausstellung „Dark Crash Sound“ heißt. Schwalm und Willeke schmunzeln ob der Kuriosität.
„Der Name leitet sich von einem Schlagzeugbecken ab“, sagt der Maler, der dieses Instrument spielt. In den Wörtern schwinge die gleiche unterschwellige Bedrohung wie in seinen Bildern mit.