Wieso Autofahrer zu Falschfahrern werden

Unfälle mit Geisterfahrern

Seit September gab es in NRW mindestens drei tödliche Unfälle, die von Falschfahrern verursacht wurden. Bei Paderborn starben jetzt drei Menschen - auch hier könnte ein Falschfahrer den Unfall verschuldet haben. Was sind die Gründe dafür, dass Autofahrer in falscher Richtung unterwegs sind? Und wie verhält man sich in so einem Fall richtig?

NRW

, 29.11.2016, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Für drei Insassen kam jede Hilfe zu spät. Zwei weitere Menschen überlebten den Unfall mit schweren Verletzungen und kamen in ein Krankenhaus.

Für drei Insassen kam jede Hilfe zu spät. Zwei weitere Menschen überlebten den Unfall mit schweren Verletzungen und kamen in ein Krankenhaus.

Vom Empfinden der Autofahrer her sei die gefühlte Gefahr, einem Geisterfahrer zu begegnen, größer als die tatsächliche, heißt es beim ADAC: Rund 2200 entsprechende Warnmeldungen auf Autobahnen gebe es pro Jahr im Radio, doch nur in etwa einem Viertel der Fälle bestätigten sie sich, ergab eine ADAC-Studie 2014. In den anderen Fällen handele es sich um Falsch- oder Doppelmeldungen. Insgesamt seien Geisterfahrer für etwa 3 Prozent aller tödlichen Autobahn-Unglücke verantwortlich. Rund 20 Menschen kommen dabei jährlich ums Leben.

In jeden fünften Fall spielen Drogen eine Rolle

Die Gründe, warum Autofahrer überhaupt in verkehrter Richtung auf der Autobahn fahren, sind den Experten zufolge vielfältig – und oft nicht abschließend ermittelbar. Zwei Gruppen seien auffällig häufig unter den Falschfahrern: Junge Fahrer, die zuviel Alkohol getrunken oder Drogen genommen hätten und ältere Menschen, die durch Medikamente beeinträchtigt seien, so der ADAC.

In 18 Prozent der Unfälle stand der Falschfahrer unter Drogeneinfluss, hat auch das Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) in einer Studie ermittelt.

91 Einsätze im Jahr 2016 bis einschließlich Oktober

Solche extremen Unfälle wie jetzt in Paderborn oder kürzlich in Witten seien natürlich nicht an der Tagesordnung, sagt auch Kim Ben Freigang, Pressesprecher der Polizei Dortmund. Wenn die Polizei Meldungen über Falschfahrer erreichen, müsse sie natürlich sofort handeln, ohne zu wissen, wie sich die Lage vor Ort tatsächlich darstelle.

Im gesamten Zuständigkeitsbereich der Polizei Dortmund, darunter fallen die Autobahnen 1, 2, 44 und 45, habe es im gesamten Jahr 2014 insgesamt 134 Einsätze aufgrund von Falschfahrer-Meldungen gegeben, 2015 waren es 111 und 91 bis einschließlich Oktober 2016.

Auf der A 44 und A 45 häufiger Falschfahrer-Meldungen

„Sonntagabend gab es eine Warnmeldung über einen PKW-Fahrer, der auf der A2 in Höhe des Autobahnkreuzes Dortmund-Nordost auf dem Seitenstreifen rückwärts gefahren ist“, berichtet Freigang. Kurze Zeit später konnte die Polizei jedoch Entwarnung geben. Das sei glücklicherweise in den meisten Fällen so. 

Sein persönlicher Eindruck ist, dass auf den Autobahnen 44 und 45 häufiger Falschfahrer gemeldet werden als auf den Autobahnen 1 und 2. Vielleicht hänge das damit zusammen, dass auf der A 44 und A 45 zeitweise weniger Verkehr herrsche und Autofahrer sich dann bei Dunkelheit eventuell schlechter orientieren könnten.

An die Seite fahren und sofort die Polizei benachrichtigen

Eindringlich appelliert er an Autofahrer, die einen Falschfahrer sehen, unverzüglich die Polizei zu benachrichtigen. „Lieber einmal zuviel anrufen als zuwenig“, sagt der Pressesprecher. Wenn man selbst einmal in die Lage geraten sollte, versehentlich falsch aufgefahren zu sein, sollte man schnellstmöglich auf den Seitenstreifen fahren, Warnblinklicht anschalten, das Auto sofort verlassen und hinter der Leitplanke Schutz suchen.

Und natürlich unverzüglich die Polizei benachrichtigen. Die sichere dann die Gefahrenstelle und veranlasse alles Weitere, erklärt Freigang. 

Chronologie: Diese Fälle von Falschfahrern gab es in den vergangenen Monaten

November: Auf einem Rastplatz an der A3 bei Düsseldorf durchbricht ein 47 Jahre alter Autofahrer eine Polizeikontrolle. Als sich ein Streifenwagen auf die Verfolgung macht, schaltet er das Licht an seinem Wagen aus, wendet und rast in die falsche Richtung davon. Nach wenigen Kilometern stößt er mit dem Wagen einer 29-Jährigen zusammen. Er selbst und die Frau sterben.

Oktober: Auf der A43 bei Witten im Ruhrgebiet reißt ein 36 Jahre alter Falschfahrer zwei Menschen mit in den Tod. Der Mann hatte unvermittelt gedreht und war in die falsche Richtung weitergefahren. Frontal stößt er mit dem Fahrzeug eines 28-Jährigen zusammen. Beide Fahrer sind sofort tot. Die 24 Jahre alte Beifahrerin des 28-Jährigen stirbt wenig später im Krankenhaus.

September: Ein Geisterfahrer rammt auf der A1 bei Euskirchen in Nordrhein-Westfalen frontal das Auto einer Familie. Mehrere Autofahrer hatten die Polizei über den Falschfahrer informiert - doch noch bevor die Einsatzkräfte den 32-Jährigen stoppen können, kommt es zu dem Unfall. Der Falschfahrer stirbt. 

Mit Material von dpa