Passen mir die Kleider? Sind sie angemessen? Ziehe ich sie vielleicht nur an, um mich der Mehrheit anzupassen, um dazuzugehören?
Das alles lässt sich mit dem Titel „Suits“ assoziieren, unter dem sich am Samstag die neue urbane Tanzsparte am Theater Oberhausen einem begeisterten Publikum vorgestellt hat. Vier afrikanisch-stämmige Tänzer und eine Tänzerin (eine weitere war kurzfristig erkrankt) beschäftigen sich in dieser Arbeit ihres Choreografen Kwame Osei ernst, aber auch humorvoll mit alltäglichem Rassismus.
Atmosphäre der Angst
„Ich brauch‘ keinen Anzug“, stellt einer der Akteure in der Auftaktnummer klar. Während er über die Bühne schreitet, geht es zugleich gegen die Kolonien, die Polizisten, die Schwarze auf der Straße töten, und darum, keine Angst zu zeigen. Dann steht er da mit seinem muskulösen Oberkörper und blickt durchdringend, Beklommenheit auslösend ins Publikum.
Die anderen Tänzer, die zuvor wie eingerahmt hinter halbdurchsichtigen Spiegelwänden verharrten, setzen die Worte in Tanz um – im Hip-Hop-Stil des Krumping agieren sie mit schnellen, heftigen Bewegungen. Doch dann fallen Kleidungsstücke vom Bühnenhimmel, und wenig später streifen sich alle Sakkos über und bauen sich demonstrativ lächelnd vor den Zuschauern auf.
Wechselbad der Gefühle
Ein Wechselbad der Gefühle prägt die nur 70-minütige Vorstellung, bei der Szenen aus dem Alltag deutlich machen, welch negativen Vorurteilen und Reaktionen Menschen anderer Hautfarbe oft ausgesetzt sind. Kraftvolle Soli und Gruppenchoreografien fügen sich wie Mosaiksteinchen zum Gesamtbild. Mal sind sie abstrakter als reiner Ausdruckstanz gehalten, mal werden sie von Text begleitet. Live-Musiker an E-Bass und Schlagzeug steigern die Intensität druckvoll.
Im Rückblick auf die Kindergartenzeit kommt es zur letzten direkten Interaktion mit dem Publikum. „Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?“, fragt da ein Tänzer – „Niemand“, kommt es zaghaft zurück. „Und wenn er kommt?“ Ja, das sei die verdammte Realität, in der sie aufgewachsen seien.
Weitere Aufführungen
Termine: 24. 2., 3. / 22. / 23. 3.; Karten: Tel. (0208) 857 81 84.
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