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Wie einst Jens Lehmann: SuS-Keeper Kai Münstermann trifft aus dem Spiel heraus: „Unbeschreiblich“
Fußball
So etwas kommt wahrlich nicht alle Tage vor: Ein Torwart schießt aus dem Spiel heraus ein Tor für sein eigenes Team. So geschehen am vergangenen Wochenende beim SuS Oberaden. Ein irrer Moment.
Es läuft die sechste Minute der Nachspielzeit in der Partie zwischen dem SuS Oberaden und dem SuS Kaiserau II in der Kreisliga A2 Unna-Hamm. Die Gäste führen kurz vor Schluss mit 1:0. Doch es gibt noch eine Ecke, die eine Chance für den SuS Oberaden, zumindest zum Ausgleich zu kommen.
Kai Münstermann macht sich ohne zu zögern auf den Weg nach vorne. Der Keeper des SuS Oberaden weiß genau: Es geht um alles oder nichts. Die Ecke kommt in den Kaiserauer Strafraum und landet bei Münstermann. „Der Ball flutschte zu mir durch und ich habe ihn mit der Brust angenommen und dann abgezogen“, sagt Münstermann. An diesen Ball kam aber noch ein Kaiserauer Spieler dran. Doch die Situation blieb heiß. „Da war ein ganz schönes Kuddelmuddel im Strafraum und plötzlich kam der Ball wieder zu mir“, so Münstermann.
Zwei Chancen für Kai Münstermann, der zweite Ball sitzt
Diesmal nahm der das Spielgerät volley und donnerte es mit voller Wucht mit dem Vollspann in den Knick. Die ganze Oberadener Mannschaft begrub ihren Torhüter nach dessen Last-Minute-Ausgleich jubelnd unter sich. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe meinen ganzen Frust in diesen Ball reingehauen. Es kommt ja nicht oft vor, dass so etwas passiert. Wir konnten so zum Glück die Niederlage noch abwenden“, sagt Münstermann.
Viele dürfte die Szene an einen Moment in der Bundesliga erinnert haben. Vor fast 24 Jahren war Jens Lehmann der erste Keeper der Bundesliga-Geschichte, der aus dem Spiel heraus ein Tor schoss - damals zum 2:2 für Schalke im Revierderby gegen den BVB.

Kai Münstermann hadert trotz seines Tores mit dem Endergebnis. © Neumann
Oberadens Münstermann habe eigenständig entschieden, bei der letzten Ecke mit nach vorne zu gehen. „Es gab eine lange Nachspielzeit. Birol (Dereli, Trainer des SuS Oberaden, Anm. d. Red.) hat mir aber nicht gesagt, dass ich das machen soll“, so Münstermann. Es sei jedoch nicht das erste Mal gewesen, dass er für einen Angriff mit nach vorne geht. „Ich habe das bereits einmal gemacht, aber das ist schon eine ganze Weile her. Und damals hat es auch leider noch nicht mit einem Tor geklappt“, sagt Münstermann, für den es sein erster Treffer im Seniorenbereich ist.
War‘s das mit dem Titelrennen? „Dafür ist es noch zu früh“
„Ich spiele ja schon seit der F-Jugend im Tor und habe in der Jugend höchstens mal einen Strafstoß geschossen“, sagt der Zerberus. Stürmer will er trotz des Torerfolgs aber nicht werden. „Nein nein, ich bleibe weiterhin im Kasten“, sagt er mit einem Lachen.
Trotz des persönlichen Erfolgs ist Münstermann mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden. „Klar, es war schön zu treffen. Doch das 1:1 hat sich für uns trotzdem wie eine Niederlage angefühlt“, so der Keeper des SuS Oberaden, der im Aufstiegsrennen nun neun Punkte hinter dem Spitzenreiter Kamener SC steht.
War‘s das jetzt also endgültig mit dem Titelkampf? „Dafür ist es immer noch zu früh - auch wenn neun Punkte ein ganz schönes Brett sind. Aber es kann noch viel passieren. Gerade in unserer Liga kann jeder jeden schlagen. Wir müssen uns jetzt nur noch auf uns konzentrieren und dürfen nicht immer auf den KSC schielen“, erklärt der 24-Jährige.
Münstermann-Treffer hat Einfluss auf die Bier-Spende aus Kamen
Vor allem auf den SV Langschede muss der SuS jetzt ordentlich achten, der in der Tabelle am SuS vorbeigezogen ist. „Die liefen lange Zeit unterm Radar und haben meistens sehr knappe Siege geholt“, so Münstermann.
Dass sein Treffer nicht nur Einfluss auf das Endergebnis hatte, sondern auch auf eine Bierspende von KSC-Geschäftsführer Bernd Schimanski an den SuS Kaiserau II, wusste Münstermann allerdings noch nicht. Durch sein Tor gingen den Kaiserauern einige Liter durch die Lappen. „Sorry dafür“, sagt er mit einem Grinsen, „sie haben schon einen Punkt von uns entführt. Das tut uns genug weh.“
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
