„Wer nicht stillt, wird regelrecht gemobbt“ Neue Lesermeinungen zur Serie „Alles sagen!“

„Wer nicht stillt, wird regelrecht gemobbt“: Lesermeinungen zur Serie „Alles sagen!“
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„Der Hype um das Stillen hat unglaubliche Ausmaße angenommen. Instagram ist voll von stillenden Topmodels, die keinerlei Probleme zu haben scheinen. Doch die Realität erzählt eine andere Geschichte!

Kaum eine Mutter, die mit der Flasche füttert, tut dies freiwillig. Teilweise stecken schlimme Erfahrungen und Schicksale dahinter. Oft sind es gesundheitliche Gründe, für die keiner etwas kann. Die Frauen werden von der Gesellschaft (vorwiegend anderen Müttern) regelrecht gemobbt. Als gäbe man den Kindern Drogen statt Pre-Milch. (…) Doch ein Fakt steht über allen guten Gründen, die für das Stillen sprechen: Die Phase der Ernährung mit Muttermilch ist auf das gesamte Leben betrachtet kurz. Und keine Muttermilch der Welt hilft weiter, wenn nach dem Stillen Pommes und Cola auf dem Speiseplan stehen.“ Catrina Kritzler

„Ob eine Frau stillt oder nicht, ist ihre ureigene Entscheidung. NIEMAND, absolut niemand hat das Recht, diese Entscheidung zu hinterfragen. Wer das doch macht, gehört an den öffentlichen Pranger. Johannes Pelz

„Ich bin Jahrgang 1944 und habe meine vier Kinder zwischen 1972 und 1984 geboren. Ich konnte nicht stillen, d.h. nach zwei bis drei Wochen war Schluss. Schon damals wurde ich blöd angemacht, bis ein Arzt zu mir sagte: Die werden auch so groß.

Zuerst habe ich - misstrauisch - fertige Babynahrung verwendet, ab einem halben Jahr gab ich normale Vollmilch mit Grieß. Fürs letzte Kind habe ich von Anfang an gekocht. Keines meiner Kinder ist dick oder hat Allergien, und ich kann auch nicht behaupten, dass wir keine Verbindung aufgebaut haben. Die lagen da ganz kuschelig im Arm und wir hatten Augenkontakt. An alle jungen Mütter: lasst euch nicht verrückt machen.“ Susanne Wegner

„Es ist wirklich traurig, dass immer noch das Fläschchengeben so negativ besetzt ist! Natürlich ist Stillen eine wunderbare Sache, wenn es denn klappt! Leider ist dies aber nicht immer gegeben!

Als meine Tochter 1993 geboren wurde, habe ich auch wochenlang versucht zu stillen, mit allem, was dazu gehört: Silikonhütchen, Abpumpen, Brustwarzenentzündung und einem weinenden, hungrigen Baby! Es kam einfach nicht genug heraus! (…) An alle jungen Mütter: Macht euch nicht verrückt, wenn es nicht geht, geht es eben nicht! Hört auf euer Bauchgefühl! Wenn es euch gut geht, geht es auch euren Babys gut!“ Susanne Schulz

Zu unserem Artikel „Universitäten unter Ideologie-Druck - Wie Political Correctness Forschung und Lehre in Gefahr bringt“ haben wir ebenfalls zahlreiche Lesermeinungen erhalten:

„Der Artikel suggeriert, dass die Universitäten in Deutschland unter Ideologiedruck stehen. Ich halte diese Meinung für sehr einseitig. Ich selber habe in den 70er und 80er-Jahren studiert, auch alles stark politisiert zu der Zeit, allerdings Ingenieurwissenschaft. Auch zu dieser Zeit gab es an den Unis bereits bestimmte Einflüsse und Strömungen politischer Art, Asta usw. und seitens der Politik. Das ist heute nicht anders. Diese Einflüsse und Bestrebungen in eine bestimmte politische Richtung gingen jedoch und gehen auch nun von einigen wenigen Fakultäten aus: Geisteswissenschaft, Politologie, Philosophie usw. An renommierten Technischen Hochschulen und Technischen Universitäten gab und gibt es diese Diskussionen nicht. An dem größten Teil der Studenten, die in wissenschaftlichen Bereichen wie MINT, Medizin, Biologie usw. studieren, gehen diese Einflüsse vollkommen vorbei.“ Arno Aryus, Dorsten

„Frau Dr. Sandra Kostner beschreibt mit Ihrer Einschätzung genau das, was an den Universitäten zum Thema „Political correctness“ stattfindet. Meine Tochter ist ebenfalls Studentin und kann es eins zu eins bestätigen. Ich wollte mich schon zu Anfang Ihrer Kampagne zu Wort melden, habe es leider immer wieder verschoben. Es darf eindeutig nicht mehr alles gesagt werden, und das trifft auf sämtliche Bereiche zu.“ Susanne Vogel

„Wer immer ja sagt und niemals einen Einwand vorbringt, wird Frau Dr. Sandra Kostner vom Netzwerk „Wissenschaftsfreiheit“nicht verstehen. Die Menschheit ist so weit gekommen, weil es immer eine Minderheit gewesen ist, die es gewagt hat, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und einfach mal die Richtung gewechselt hat und nicht immer nur einer Ideologie gefolgt ist . Natürlich ist es bequemer der Masse zu folgen bzw. anders ausgedrückt, einzelnen Machthabern, die auch das nötige Kleingeld haben, zu folgen. Herr Prof. Dr. Thomas Niehr, der ausgewählte Experte der Serie „Alles Sagen“, hat nicht lange damit gewartet und sich geäußert, dass viele Wissenschaftler das Netzwerk „Wissenschaftsfreiheit“ kritisch sehen. Freiheit ist unser höchstes Gut, das sollten wir alle nicht vergessen. Nur weil sich erst 800 mutige Wissenschaftler dem Netzwerk angeschlossen haben, die kritisch sind, bedeutet es nicht, dass der Weg falsch ist. (…) Bei 53.000 Professoren wundert es mich allerdings, dass nur 800 davon bereit sind, sich zu äußern und der Rest mit der Masse läuft. Bequemer ist es mit Sicherheit, aber ist es auch der richtige Weg?“ Sylvia Thodte, Bergkamen

„Den Artikel über Frau Sandra Kostner und ihr Wissenschaftsnetzwerk finde ich hervorragend. Ich danke auch dafür, dass Sie die Frage ,Darf man in Deutschland noch alles sagen?‘ im Deutschland des Jahres 2024 stellen. Ich bin der Meinung, man muss das differenziert betrachten. Juristisch gesehen, darf man es, soweit man niemanden beleidigt, verleumdet oder anderweitig gegen Gesetze verstößt, indem man z.B. den Holocaust leugnet. Das alles ist gut und richtig.

Leider ist es nur so, dass man in Deutschland Nachteile hat, wenn man Meinungen vertritt, die gegen die sog. Political Correctness verstoßen. Das beginnt beim Gendern und endet bei den Problemen, die Frau Kostner schildert. Sobald Ideologie im Spiel ist, ist ein unvoreingenommener Diskurs unmöglich. Ich persönlich empfinde das zunehmend bedrückend und eine erzwungene ,Gleichschaltung‘ von Meinungen. Das geziemt sich nicht in einer Demokratie.“ Rudolf Fröhlich

Auch politisch korrekte Sprache im Alltag wird von unseren Leserinnen und Lesern unterschiedlich bewertet.

„Werden in Zukunft Wörter wie Muttersprache oder Vaterland aus dem deutschen Wortschatz gestrichen werden, weil eines der Geschlechter sich ausgegrenzt und benachteiligt fühlen könnte? Wieso eigentlich Muttersprache? Weil die Väter in den Familien nichts zu sagen haben? Wieso Vaterland? Weil das Wort zumeist in Kriegszeiten Verwendung fand und nur Männer und Väter ihre Köpfe hinhalten mussten?

Wie wird zukünftig eine männliche Hebamme benannt werden? Hebammer oder Hebammerich? Und eine männliche Krankenschwester? Krankenbruder? Und darf der dann ins Schwesternzimmer?“ Wolfgang Handtke, Datteln

„Political Correctness tut unserer Gesellschaft gut. Anders ausgedrückt: Eine sachgerechte und respektvolle Sprache tut uns gut. Und diese Sprache ist so einfach.

Die Beispiele im Leitartikel - Zigeunerschnitzel und Negerkuss - zeigen, wie naheliegend und anschaulich es ist, von Paprikaschnitzel und Schokokuss zu sprechen. Und was geht denn verloren, wenn wir für ein Stück Fleisch oder für eine Süßigkeit Bezeichnungen verwenden, die nicht mal potenziell von anderen in unserer Gesellschaft als kränkend oder rassistisch erlebt werden? Gar nichts. Die passenden Begriffe erklären Tatsachen sachlich, neutral und mit wertschätzender Haltung. Dorothee Rickert, Haltern

„Andersartigkeit war auch zu meiner Schulzeit der Aufhänger für Schüler, einander zu verletzen. Ich wurde Pumuckl oder Feuermelder genannt, um mich wegen meiner damals roten Haare zu treffen. Eine Mitschülerin wurde mit „lebender Kubikmeter“ für ihre Figur sehr hart angegangen. Ich finde es gut und richtig, dass das Wort Neger aus unserem Sprachgebrauch verschwunden ist. Ich befürchte allerdings, dass andere Formulierungen gefunden werden, wenn jemand wegen seiner Herkunft verletzt werden soll.

Ob wir Political Correctness brauchen, hängt davon ab, was damit gemeint ist. Wenn respektvoller Umgang miteinander, Toleranz und Anstand damit verbunden wird, auf jeden Fall. Mein Eindruck ist, dass dank Political Correctness für erhebliche Teile meines Lebens bestimmt werden soll, wie ich zu leben habe. Was ich nicht sagen soll und ich nicht machen soll. Dadurch fühle ich mich gegängelt.

Political Correctness empfinde ich als sehr selektiv. Rastalocken einer deutschen Band sind inakzeptabel. Würden sich Jamaikaner durch Rastafrisuren einer deutschen Band beeinträchtigt fühlen? Kann ich mir nicht vorstellen. (…) Für mich ist der Begriff Political Correctness sehr negativ besetzt und verbrannt. Ralf Skubschewski, Bergkamen

„Wenn ich ein Haus sanieren will, dann reicht es nicht, die Tapeten zu erneuern. Das Wichtigste bei den ganzen Diskussionen ist doch, dass die Haltungen korrigiert werden.

Diese Diskriminierungen sind in höchstem Maße unerträglich, wie sich auf politischer Bühne ja gerade jetzt wieder deutlich zeigt. Ich gehöre zu der sogenannten 68-er Generation. Wir haben noch gegen diskriminierende Haltungen gekämpft.

Was da die, von Nazis als Jugendliche erzogenen, Erwachsenen zum Teil von sich gaben, das waren haarsträubende Haltungen. Und das war nicht zu verwechseln oder zu ändern, indem man das Zigeunerschnitzel oder den Negerkuss verbot. Diese Haltungsänderungen waren viel schwieriger zu erwirken, da das Diskriminierungsproblem viel tiefer liegt. Aber es entspricht leider dem Zeitgeist, die Tapete zu flicken anstatt die Wände oder das (Gedanken)haus einzureißen.“ Brigitta Mies

„Wie die deutsche Sprache, gewachsen über Jahrhunderte, heutzutage verdummbeutelt wird, ist unglaublich. Von Gendersternchen bis zu Neuerfindungen von Namen althergebrachter Begriffe.

Hört auf, euch mit diesem künstlichen Neudeutsch zu beschäftigen. Sorgt lieber für vernünftige Bildung an unseren Schulen. Keine Bevormundung, sondern ernsthafte Demokraten auszubilden. Wenn das die etablierten Parteien wieder fördern, kommen auch vermeintliche AfD-Wähler zurück zu den wirklich demokratischen Parteien. Michael Benning, Dortmund

Lesermeinungen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Sie behält sich aus technischen Gründen das Recht auf Kürzungen vor.

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Wir freuen uns über weitere Reaktionen auf unsere Serie! Schreiben Sie uns unter sagen@lensingmedia.de

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