
Die Versuchung ist groß, resigniert mit den Achseln zu zucken und zur Tagesordnung überzugehen. So wie wir das eigentlich immer tun, wenn wir uns völlig überfordert, hilf- und machtlos fühlen. Ich spreche vom neuen Weltklimabericht, der in dieser Woche vorgestellt wurde.
Der Bericht zeichnet ein düsteres Szenario für die Welt von morgen, wenn wir nicht sofort und energisch alles tun, um die Erwärmung unserer Atmosphäre zu stoppen. Nur durch eine massive Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes könne das Schlimmste noch abgewendet werden.
Andernfalls würden auch bei uns verheerende Dürren, Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und andere Naturkatastrophen drastisch zunehmen. Besonders schützenswerte Teile unserer Welt wie Korallenriffe oder Gletscher wären für immer verloren.
Das wäre nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Desaster, denn: Um Vorbeugung zu treffen und Schäden zu beseitigen, entstünden gewaltige Kosten. Kosten, die – da sind sich die Experten einig – deutlich höher wären als jetzt zu treffende Klimaschutz-Maßnahmen.
Es geht um unseren Wohlstand und unseren Frieden
Und es geht nicht nur um unseren Wohlstand, es geht auch um unseren Frieden: Da die Folgen der Erderwärmung vor allem ärmere Länder treffen, droht dort eine Zunahme an Hungersnöten, Unruhen, Fluchtbewegungen und Kriegen.
Seit Jahren führen uns die Experten die Folgen des von Menschen gemachten Klimawandels vor Augen. Wir sehen die Bilder von den weggeschmolzenen Skigebieten, wir leiden unter der Zunahme von extremen Wetterlagen, von unerträglichen Hitzewochen, von Dürre, austrocknenden Flüssen, brennenden Wäldern, von sintflutartigem Regen, von Überflutungen und Erdrutschen. All das erleben wir selbst. Das können wir doch gar nicht mehr ignorieren.
80 Prozent unserer Bäume sind krank
Erst in diesen Tagen gab es die neuesten Nachrichten vom desolaten Zustand unserer Wälder. Nur ein Punkt aus der „Waldzustandserhebung“: 80 Prozent unserer Bäume haben keine gesunde Krone mehr.
Wir müssen nur einen Spaziergang durch den nächsten Wald machen, um auch das mit eigenen Augen bestätigt zu bekommen. Die Versuchung ist – wie gesagt – groß, hilflos mit den Achseln zu zucken, zu grummeln „was kann ich schon tun?“ und weiterzumachen wie bisher.
Neue Studie zu Rücksendungen von Online-Käufen
Ja, keiner von uns kann allein die Welt retten, aber: Jeder und jede könnte etwas tun. Dabei lasse ich jetzt mal das Auto, das Fliegen und das Fleisch außen vor und lenke den Blick auf unseren Bestell-Wahn im Internet.
Dieser Tage bin ich auf eine neue Studie des Instituts für Verbraucherwissenschaften der Uni Düsseldorf gestoßen. Sie beschäftigt sich mit den Rücksendungen, den Retouren im Onlinehandel. Demnach wurden 2021 mehr als 1,3 Milliarden Einzelartikel zurückgeschickt.
Die meisten von ihnen nicht, weil sie defekt waren, sondern weil sie nicht gefielen, nicht passten, oder der Kunde die Schuhe gleich in mehreren Größen und Farben geordert hatte. Ist ja kein Problem, sondern super-bequem und einfach: Da kann man zuhause ausprobieren, ein Paar behalten und der Rest geht zurück. Kostet ja nichts, der Retour-Schein für die Gratis-Rücksendung liegt der Lieferung schon bei.
1,3 Milliarden Pakete. Laut den Düsseldorfer Forschern kalkuliert der Online-Bekleidungshandel damit, dass 40 Prozent aller bestellten Artikel wieder bei ihm landen. Ich halte das für absolut verrückt.
Es ist ein Irrglaube, dass Retouren kostenlos sind
Dieser Retouren-Irrsinn verursacht laut Studie einen so großen CO2-Ausstoß wie 400.000 Autos. Ein ökologisches Fiasko. Ganz abgesehen davon, dass dieser Bestell-Wahnsinn nicht nur unseren Einzelhandel in den Innenstädten kaputt macht, durch Lieferwagen vollgestopfte Straßen verursacht und einen gigantischen Müllberg hinterlässt: Es ist ein Irrglaube, dass Retouren kostenlos sind.
Das Institut für Verbraucherwissenschaften rechnet vor, dass jede Rücksendung den Händler zehn Euro kostet. Dabei eingerechnet ist nicht nur der Transport, sondern auch die Aufarbeitung der Ware, damit sie weiterverkauft werden kann – wobei rund sieben Prozent aller zurückgeschickten Kleidung ohnehin im Müll lande. Ich sage: mindestens.
Wer jetzt noch immer glaubt, dass für ihn als Online-Kunde Rücksendungen kostenlos sind, der glaubt auch, dass unser Geld auf Bäumen wächst. Wer soll diese Kosten denn tragen, wenn nicht der Kunde und die Kundin, die online einkaufen? Selbstverständlich sind die Retour-Kosten in den Preisen, die wir für Online-Bestellungen bezahlen, einkalkuliert.
Mindestens 5 Euro für jede zurückgeschickte Ware
Ja, keiner von uns kann die Welt allein retten. Aber wenn viele Leute viele kleine Schritte gehen, dann sind wir auf dem Weg in eine lebenswerte Zukunft schon wieder ein kleines Stückchen vorangekommen. Ein paar Schritte hin in die Läden bei uns um die Ecke könnten da beispielsweise ein guter Anfang sein.
Und für die, die solche Schritte nicht gehen wollen, gibt es nur eine Lösung: Retouren dürfen für Kunden nicht mehr scheinbar kostenlos sein, sondern: Für jede Rücksendung muss der Kunde mindestens fünf Euro bezahlen. Das würde helfen, da bin ich sicher.
Polizist bei Reichsbürger-Razzia angeschossen: Schütze muss wegen versuchten Mordes in U-Haft
Runder Tisch arbeitet Misshandlungen von Kurkindern auf: „Wo war eigentlich der Staat?“
Urteil nach tödlicher Attacke auf Malte C. beim CSD in Münster: Jugendstrafe für den Täter