Die Festtage gehören der Familie, mit den Kindern Filme zu schauen, zählt bei vielen zum Pflichtprogramm. Schon wieder „Der kleine Lord“ oder „Die Feuerzangenbowle“? In seiner Kids-Rubrik hat Netflix jede Menge Weihnachtsstoff im Angebot, man hat die Qual der Wahl. Um die Entscheidung zu erleichtern, stellen wir einige Trick- und Realfilme vor, die Spaß machen und gut unterhalten.
Charmantes Musical
Weihnachten kommt zwar nur am Anfang vor, aber immerhin handelt „Jingle Jangle Journey“ von einem Spielzeug-Erfinder (Forest Whitaker), der Geschenke für Kinder austüftelt. Der Mann ist genial, steckt aber in einer Schaffenskrise. Bis ihn seine Enkelin rettet.
Ein charmantes Musical für Kinder ab 12 Jahren. Bonbon-bunt und pseudo-viktorianisch in seiner Mode, voller mechanischer Wunder zwischen „Steampunk“ und Art déco, hinreißend erzählt.

In „Jingle Jangle Journey“ wird ein Spielzeug-Erfinder (Forest Whitaker) von seiner Enkelin (Madalen Mills) unterstützt. © Netflix
Regisseur David E. Talbert ist Afroamerikaner und wollte seiner Tochter einen Film präsentieren, der nicht nur von Weißen bevölkert ist – das Resultat bezaubert: toller Tanz, Lieder ohne Weihnachtssirup, eine Geschichte, die das Herz hüpfen lässt, und die goldige Madalen Mills als Enkelkind des Erfinders. Filmkunst, und ganz wunderbar.
Kommerz von der Stange
Weihnachtskommerz von der Stange lässt sich bei „The Christmas Chronicles 2“ besichtigen. Wie schon im Vorläufer von 2018 ist Kurt Russell als Santa Claus in Nöten zu sehen.
Am Nordpol hütet er die Geschenkefabrik der Elfen, die plötzlich sabotiert wird. Fest und Bescherung sind in Gefahr, die junge Kate hilft Santa, Weihnachten zu retten.
Ein Potpourri von Chris Columbus mit Schlittenflug, Wurmlöchern und Tohuwabohu, gemacht für kleine Leute, die nicht wissen können, was originell und was Routine ist.
Kindlicher Schabernack
Die gleiche Zielgruppe (der Allerkleinsten) nimmt auch „Pettersson und Findus“ ins Visier. Bei „Das schönste Weihnachten überhaupt“ steckt Stefan Kurt in der Haut des stoppelbärtigen Alten, dem sein Kater wie ein Kind ist.
Kindlich anarchischer Schabernack mit sprechenden (realen) Hühnern und animierten Viechern rund um ein Fest, das wider Erwarten eine fröhliche Polka-Sause wird.
Tierisch nette Botschaft
Tiere, nämlich Hunde, sind die Attraktion im amerikanischen Streifen „A Belle For Christmas“.
Die Kinder haben Papa die Erlaubnis abgeschwatzt, einen Welpen aus dem Tierheim zu adoptieren. Vierbeiner Belle ist so süß, aber plötzlich verschwunden. Schuld hat die doofe Kuh, die den Vater (der Witwer ist) heiraten will.
Aus Kindern werden kleine Strolche, die das Luder entlarven und den Hund finden müssen. Spannung light (ab sechs Jahren) und eine tierliebe Botschaft: Wer Hunde hasst, ist ein Armleuchter.
Fest in Madagaskar
Netflix hat zur Weihnacht einen Schwung kurzer Animationen im „Kids“-Bereich eingestellt, von denen ein Dreierpaket aus dem Hause „Dreamworks“ wohl das lustigste ist: „Frohe Weihnachten von Madagascar“.
Drei Ideen-Feuerwerke mit ausgebufften Pinguinen, mit dem Quartett um Löwe Alex und den Lemuren um ihren bescheuerten Herrscher King Julien.
Im ersten Film kommt Juliens Plappermaul mit dem köstlich verqueren Akzent und Satzbau prima zur Geltung, als ein Flakon mit Parfüm vom Himmel fällt. Wer es aufträgt, wird von Verehrern belagert.

Kowalski, Skipper, Rico und Private sind die Pinguine aus Madagascar. © dpa
Pinguine in New York
Der zweite Streifen gehört dem Slapstick des Pinguin-Vierers, der im Zoo Bescherung feiern will, dann aber einer biestigen Oma folgen muss. Lautes Kichern garantiert.
Nicht anders im dritten Streich, wo der Weihnachtsmann über Madagaskar abgeschossen wird und die Viecher aus New York seinen Flugschlitten kapern.
Grobiane und Liebe
Mit der europäischen Produktion „Klaus“ hat Netflix eine Animation auf Lager, die sich hinter Disney nicht zu verstecken braucht, 2019 ein Oscar-Kandidat.

„Klaus“ besticht auch durch schöne Winterbilder. © Netflix
Sergio Pables (Regie, Buch, Idee) erzählt, wie Santa Klaus sich erfand und der Brauch des Schenkens in die Welt kam. Ein verwöhntes Bübchen wird Briefträger auf einer nordischen Insel und entdeckt im Wald den Eigenbrötler Klaus, der Spielzeug schnitzt wie kein Zweiter. Nur wohin damit?
Auf Zwietrachtingen herrscht Feindschaft aus Tradition, keiner braucht Geschenke, oder doch? Eine Märchen-Moritat in atmosphärischen Bildern, mit soviel Witz wie Wärme, mit Tiefe und Seele. Grobiane entdecken die Nächstenliebe, absolut sehenswert.
Geben statt Nehmen
„Alien X-Mas“ kommt thematisch ähnlich daher: Hartherzige Außerirdische vom Volk der „Kleptos“ (!) wollen die Erde ausplündern, entwickeln aber Gefühle und ändern den Plan.
Ihr Spion und Abgesandter wird für eine Puppe gehalten und verschenkt. Durch seine Besitzerin lernt er, dass Geben seliger ist als Nehmen. Eine Weihnachtsbotschaft, die der US-Film mit Jux und Action an die ganz Lütten bringt.
Arme-Leute-Ballade
„Angelas Weihnachts-Überraschung“ ist ein Trickfilm-40-Minüter aus Irland, der auf Figuren des Autors Frank McCourt („Die Asche meiner Mutter“) basiert. Eine Arme-Leute-Ballade aus Limerick, die ungemein rührend, aber nie weinerlich ist.

Das Mädchen aus „Angelas Weihnachtsüberraschung“ © NETFLIX
Klein Angela und Geschwister vermissen den Vater, der „arbeitet“, aber vermutlich im Weltkrieg kämpft. Alles ist aus Sicht der Kinder erzählt, deren trefflich animierte Sehnsuchts-Gesichter Bände sprechen: Da bleibt kein Auge trocken.