Wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Priester: Staatsanwaltschaft prüft weitere Ermittlungen
Katholische Kirche
118 Tatvorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs umfasste die Anklage gegen einen katholischen Priester vor dem Landgericht Köln. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen.

Der angeklagte katholische Priester wird in den Gerichtssaal geführt. Das Landgericht Köln hat am Freitag einen katholischen Priester zu zwölf Jahren Haft wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. Der 70 Jahre alte Pfarrer muss außerdem drei Nebenklägerinnen Schmerzensgeld in Höhe von 5000, 10.000 und 35.000 Euro zahlen. © picture alliance/dpa
Nach dem Missbrauchsprozess gegen einen katholischen Priester will die Kölner Staatsanwaltschaft prüfen, ob möglicherweise Ermittlungen gegen weitere Personen aufzunehmen sind. Das teilte ein Sprecher am Mittwoch mit.
Zunächst werde jedoch die schriftliche Urteilsbegründung des Landgerichts Köln abgewartet. Danach werde untersucht, „ob sich aus dem Verfahrenskomplex konkrete Anhaltspunkte für das Vorliegen weiterer Straftaten ergeben und ob dementsprechend Ermittlungsverfahren gegen weitere Personen aufzunehmen sind“. Zuvor hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.
Urteil: Zwölf Jahre Haft für den Priester
Der Priester war am vergangenen Freitag vom Landgericht Köln zu zwölf Jahren Haft wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden. Das Gericht sprach den 70-Jährigen schuldig, von 1993 bis 2018 neun Mädchen in Gummersbach, Wuppertal und Zülpich teils schwer sexuell missbraucht zu haben. Gegen das Urteil hat er mittlerweile Revision eingelegt.
Im Hintergrund des Prozesses war es allerdings auch um die Frage gegangen, welche Mitverantwortung die Kirche trug. Im Urteil zeichnete das Gericht dazu ein differenziertes Bild. Einerseits sei die Kirche jahrzehntelang leichtgläubig und passiv gewesen. Andererseits sei es der 2015 eingerichteten Interventionsstelle des Erzbistums Köln für Missbrauch zu verdanken, dass das zuvor eingestellte Ermittlungsverfahren gegen den Pfarrer wieder aufgenommen worden sei.
Anzeigen gegen führende Bistumsvertreter
Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeigers“ haben verschiedene Personen Strafanzeige gegen führende Bistumsvertreter wegen des Umgangs mit dem Fall gestellt. Einen Eingang der Anzeige konnte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch aber zunächst nicht bestätigen.
dpa