
© Marcel Drawe
WC nur an Markttagen geöffnet – Begründung: Infektionsschutzgesetz
Öffentliche Toilette
Wer mal „muss“, kann fast nirgendwo hin: Das öffentliche WC in Unnas Innenstadt ist nur eingeschränkt geöffnet. Eine Verbesserung für Menschen in Notdurft ist erst in Sicht, wenn der Inzidenzwert sinkt.
Wer dringend zur Toilette muss, legt in dem Moment kaum Wert auf den aktuellen Inzidenzwert im Kreis Unna. Dieser ist aber entscheidend dafür, ob sich die WC-Situation in der Innenstadt verbessert. Denn bisher gilt: ohne Wochenmarkt keine Toilette.
Frauen in entwürdigenden Situationen
Kürzlich berichteten wir über eine Holzwickederin, die sich in ihrer Not in der Unnaer Innenstadt in ein Gebüsch verdrücken musste. Die coronabedingten Geschäfts- und Gastronomieschließungen verringern auch erheblich das Angebot an öffentlichen WCs. So versuchte es die Holzwickederin auch vergeblich am Kino. Schräg gegenüber steht mit dem ZIB noch ein großes öffentliches Gebäude. Der Hinweis schon an der Tür: „Kein öffentliches WC“.
Unsere Redaktion erreichte eine weitere Schilderung einer entwürdigenden Situation, die zwar schon einige Tage zurück liegt aber zeigt, was passieren kann, wenn Menschen kein „Örtchen“ finden. Wieder traf es eine Frau, dieses Mal eine ältere. Die Dame habe in der Innenstadt verzweifelt eine Toilette gesucht, berichtet eine Unnaerin, die Zeugin der Notdurft-Odyssee geworden war. Irgendwann sei es dann zu spät gewesen. „Die Frau hat geweint“, so die Unnaerin.

Mal eben ins ZIB, wenn die Blase drückt: Das ist derzeit auch nicht möglich. © Udo Hennes
Toilette am Markt nur zu Marktzeiten
Es gibt am Bahnhof ein öffentliches Automatik-WC, zusätzlich aber auch eine weitere Toilette, mitten in der Innenstadt. Sie ist nur meistens verriegelt: auf dem Alten Markt. „Wieso ist die Toilette nur zu Marktzeiten auf?“, fragt die Unnaerin. „Hat Unna kein Geld, dort jemanden hinzusetzen?“
Daniela Guidara vom Stadtmarketing bestätigt, dass das Mobil-WC derzeit nur geöffnet ist, wenn Wochenmarkt stattfindet, also dienstags und freitags von morgens bis zum frühen Nachmittag. Bis vor einigen Tagen gab es sogar noch etwas mehr Service: Guidara berichtet, der Toilettenwagen sei bis 24. April auch an anderen Tagen nutzbar gewesen: Am Wagen habe ein Hinweis auf einen Schlüssel gehangen, den man zuletzt in der Eisdiele „Kuhbar“ deponiert habe. Die Toilette sei täglich gereinigt worden, Desinfektionsmittel sei bereitgestellt worden. „Die Kosten hierfür wurden an den Markttagen durch den Wochenmarkt (auch die personelle Betreuung) und an den übrigen Tagen durch die Kreisstadt Unna getragen“, so Guidara.
Hohe Inzidenz: Kein „Test and Meet“, also auch kein WC
Doch dann kam die Bundesnotbremse. Das neue Infektionsschutzgesetz gilt seit dem Wochenende 24./25. April und schreibt vor, dass Geschäfte, die nicht der Deckung des täglichen Bedarfs dienen, nicht von Kunden betreten werden dürfen, wenn der Inzidenzwert über 150 liegt. Der Kreis Unna liegt weiterhin darüber, aktuell bei 173,2 (Stand vom 3. Mai). Geschäfte können allenfalls „Click and Collect“ anbieten, also die Abholung bestellter Ware. Sie dürfen nicht mehr Kunden mit negativem Coronatest einlassen nach dem Motto „Test and Meet“. Aufgrund dieser Regelung sei die Öffnung des Toilettenwagens wieder auf die Wochenmarkttage beschränkt worden, so Guidara.
Hoffnung in der Toilettenfrage macht sie erst für die Zeit, wenn sich die Corona-Lage wieder deutlich und dauerhaft entspannt und damit auch die Situation in der Geschäftswelt: „Sollte ein ,Test and Meet‘ wieder möglich sein, werden wir die Gespräche mit der Kreisstadt Unna über eine Öffnung außerhalb der Wochenmarkttage wieder aufnehmen.“
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
