Ikea in Kamen Jutta Iskalla (56) über die positiven Folgen der Corona-Pandemie

Was von Corona übrig blieb: Zurück zur alten Normalität im Ikea-Haus
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Vor zwei Jahren grassierte der Lockdown mit gähnender Leere auf den Gängen im Kamener Ikea-Haus. Im Click-&-Collect-Modus spulten die Mitarbeiter bis zu 30.000 Schritte täglich herunter, um die bestellte Ware an die Ausgabe zu wuchten. „Man kann sich das gar nicht mehr vorstellen“, sagt Jutta Iskalla, Leiterin des 2004 eröffneten Hauses, mit Blick auf die bewältigte Corona-Krise. „Das war schon verrückt, das war richtig krass.“

Die alte Normalität ist nun zurück im Einzelhandel. Natürlich auch in dem 18.000 Quadratmeter großen Möbelhaus im Kamen-Karree. Kein Abstand mehr, die Maskenpflicht abgeschafft, das Restaurant wieder in Betrieb. Doch nicht alle Spuren der Pandemie sind verschwunden. „So ganz weg ist sie noch nicht“, sagt Iskalla, die das Haus seit fünfeinhalb Jahren leitet.

Seit 31 Jahren ist die 56-Jährige bei Ikea beschäftigt. Bevor sie in dem schwedischen Konzern Stationen wie München, Stuttgart, Kassel und Berlin nahm, startete sie ihre Karriere mit einem vierwöchigen Praktikum in Kamen – damals noch am alten Standort im benachbarten Gewerbegebiet Zollpost.

Jutta Iskalla, Leiterin des 2004 im Kamen-Karree eröffneten Hauses, im sogenannten Glashaus, das während des Lockdowns geschlossen war. In diesen Tagen wird das dortige Café neu eröffnet.
Jutta Iskalla, Leiterin des 2004 im Kamen-Karree eröffneten Hauses, im sogenannten Glashaus, das während des Lockdowns geschlossen war. In diesen Tagen wird das dortige Café neu eröffnet. © Marcel Drawe

In der Pandemie wechselten viele Mitarbeiter die Abteilungen

Die Spuren der Pandemie sind kaum noch sichtbar, aber es gibt sie noch. Die Stellwände aus Plexiglas, die vor Ansteckungen schützten, sind noch nicht überall abgebaut. „Was macht man mit denen, soll man sie verwahren? Schließlich waren die nicht ganz billig“, sagt Iskalla.

Im Restaurant wurden sie bereits demontiert, ebenso in den Büros. „In den Beratungsständen stehen sie noch – aber auch hier ist der Wunsch vorhanden, sie abzubauen. Die Kommunikation ist so doch schwieriger.“

Weniger sichtbar für Kunden sind einige Personalwechsel zwischen den Abteilungen. Weil das Restaurant über Monate geschlossen war, wechselten Mitarbeiter aus dem sogenannten Food-Bereich in andere Abteilungen. „Und sie haben gemerkt, dass es noch andere spannende Aufgaben gibt“, sagt Iskalla schmunzelnd. Einige blieben bei Click&Collect, im Kundenservice oder an den Kassen. „Obwohl der Lockdown lange dauerte, haben wir niemanden entlassen“, sagt Iskalla. Im Gegenteil: Das Haus steigerte in den vergangenen Jahren die Mitarbeiterzahl sogar noch von 330 auf 350.

Logistikmanager Gökhan Ayhan im nur für Mitarbeiter zugänglichen Click-&-Collect-Bereich, der nach der Pandemie deutlich erweitert wurde.
Logistikmanager Gökhan Ayhan im nur für Mitarbeiter zugänglichen Click-&-Collect-Bereich, der nach der Pandemie deutlich erweitert wurde. © Marcel Drawe

Neue Ausgabestelle für vorbestellte Waren

Logistikmanager Gökhan Ayhan steht im nur für Mitarbeiter zugänglichen Click-&-Collect-Bereich, der nach der Pandemie deutlich erweitert wurde. „Hier werden die Aufträge, die von der Logistik kommissioniert wurden, gelagert, bevor sie von den Kunden abgeholt werden.“ Click-&-Collect gab es zwar schon vor der Pandemie. „Es wurde bis dahin aber längst nicht so viel genutzt“, berichtet Kundenservice-Chef Resit Önder. Jetzt gibt es seitlich des Hauses eine neue Ausgabestelle für die vorbestellten Waren. Ein Rolltor springt auf, wenn die Kunden klingeln und die meist sperrigen Pakete abholen.

Önder ist überzeugt, dass bei Click-&-Collect noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. „Das wird vermutlich noch automatischer, da stecken wir noch in den Kinderschuhen. Es gibt noch zu viele Zettel mit zu vielen Nummern. Und noch müssen die Kunden klingeln – aber wir tasten uns langsam ran.“ Iskalla ergänzt: „Viele Kunden nutzen Click-&-Collect schon in Kombination. Erst, um große Teile schnell zu verladen. Und dann, um doch noch einen Rundgang durchs Haus zu machen.“

Ikea-Mitarbeiter Oliver Schmid mit der Leuchte Högvind. Zahlreiche Artikel, die in der Corona-Zeit wegen gestörter Lieferketten nicht verfügbar waren, liegen jetzt wieder in den Regalen.
Ikea-Mitarbeiter Oliver Schmid mit der Leuchte Högvind. Zahlreiche Artikel, die in der Corona-Zeit wegen gestörter Lieferketten nicht verfügbar waren, liegen jetzt wieder in den Regalen. © Marcel Drawe

Lieferengpässe überwunden, Lager wieder voll

Erleichtert ist Logistikmanager Ayhan vor allem deswegen, weil Lieferengpässe aus der Corona-Zeit nun überwunden sind. „Wir sind auf dem Stand von Vor-Corona.“ In dem 1500 Quadratmeter großen Lager stapeln sich die Pakete auf fünf Ebenen bis in 7,5 Meter Höhe. Auch im SB-Bereich, 5500 Quadratmeter groß, gibt es keine großen Lücken mehr, wie sie vor einem Jahr noch vorhanden waren. „Das Lager ist voll. Und wir sind kurz davor, die alten Zahlen zu erreichen. Die Transportwege sind wieder sauber“, sagt er.

Sauber ist auch die Performance, die Ikea nun wieder hinlegt. Die Corona-Zeit wurde dort dennoch nicht nur als Krise erlebt. Iskalla: „Wir sind als Team noch mehr zusammengewachsen. Aber wir sind froh, dass es vorbei ist, und dass man nicht mehr allein im Haus herumspukt.“

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