Was soll das Foto-Verbot im Freibad?

Fragen und Antworten

Smartphones sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Viele nehmen sie auch mit ins Freibad. Das kann allerdings zu Problemen führen, denn Handys sind bei den Schwimmmeistern nicht gern gesehen. Der Grund: unerwünschte Fotos von leicht bekleideten Badegästen. So gehen die Bäder der Region damit um.

NRW

, 02.06.2017, 05:11 Uhr / Lesedauer: 5 min
Fotografieren im Freibad ist nicht gern gesehen. Aber Warum?

Fotografieren im Freibad ist nicht gern gesehen. Aber Warum?

Im Zeitalter der Smartphones und damit der allgegenwärtigen Kameras sind Fotos einfach, schnell und überall gemacht – auch im Freibad. Die Freibäder in der Region gehen mit dem Problem der Smartphone-Fotos unterschiedlich um. Um unerwünschte Fotos von Badegästen zu verhindern, gilt in vielen Freibädern ein Verbot von Handyfotos. Was hat es damit auf sich?

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Worum geht es eigentlich beim Handy-Verbot?

Das Handy-Verbot ist eigentlich kein Handy-Verbot, sondern ein Foto-Verbot. Denn das Recht am eigenen Bild besagt, dass niemand ohne sein Einverständnis fotografiert werden darf. Das gilt besonders dann, wenn die Fotos irgendwo veröffentlicht werden, zum Beispiel im Internet, etwa bei Facebook. In vielen Bädern verbietet zusätzlich die Haus-und Badeordnung das Fotografieren und Filmen anderer Badegäste. Wer trotzdem fotografiert, wird vom Personal angesprochen und muss die Fotos eventuell löschen. Die Strenge, mit der dieses Verbot umgesetzt wird, variiert aber von Bad zu Bad und von Fall zu Fall.

Warum ist das Verbot vor allem in Freibädern von Bedeutung? 

Wer sich im Freibad aufhält, hat meist nur Badesachen an. Leicht bekleidet ins Bad zu gehen ist das Eine, aber ein Bikini-Foto ins Internet zu stellen, etwas anderes. Deshalb ist das Freibad ein besonders sensibeler Bereich für Fotos.

"Wenn ein Mann eine fremde junge Frau im Bikini fotografiert und wir kriegen das mit, dann schreiten wir ein", sagt deshalb auch Bianca Visser-Reiß vom Freibad Gaßbachtal in Oelde. Das gilt auch für Eltern, die ihre Kleinkinder nackt herumlaufen lassen. "Man weiß ja nie, wer sich hier so rumtreibt", sagt sie. Eine Angestellte des Freibads   formulierte es so: "Sie möchten ja auch nicht, dass Ihr Popo im Internet auftaucht." Deshalb wird auch hier versucht, Fotos zu unterbinden. Ähnlich ist auch die Begründung, die Kai Potthoff vom Freibad in   vorbringt: "Ich möchte auch nicht, dass Fotos meiner Tochter im Internet landen", sagt er.

Wo gilt das Foto-Verbot?

"In der Sauna gilt bei uns die Null-Toleranz-Regel", sagt Christian Fecke vom Schwimmbad Maximare in Hamm. Dort gibt es  einen speziellen Raum, in dem Handys gestattet sind, aber eben auch nur dort.

Auch im Freibad Annen in Witten achtet das Personal darauf, dass keine Fremden fotografiert werden. "Aber die Kontrolle ist natürlich schwierig", sagt Thomas Lindner, Pressesprecher der Stadtwerke Witten, die das Bad betreiben. Ähnliches gilt auch für das Elsebad in Schwerte, die drei  er Freibäder, das Freibad im Revierpark Nienhausen in Gelsenkirchen, das Aqua Fun in Soest, das Freibad  , das Freibad in , das Freibad am Cappenberger See und das Freibad Brambauer in Lünen, das Freibad Sythen in Haltern, das Wellenbad im Freizeitzentrum "Im Häupen" in Bergkamen, die Bäder der Sport- und Bäderbetriebe in Essen, das Naturbad in Olfen, das Waldfreibad Emsdetten, das Freibad in Greven, das Freizeitbad Heveney in Witten, das Copa Ca Backum in Herten. Hier ist das Fotografieren und Filmen von fremden Badegästen per Haus- und Badeordnung verboten.

Gibt es Ausnahmen?

"Wer nur sich und seine Freunde fotografiert oder ein Selfie macht, kommt damit meistens durch", sagt Christian Fecke vom Maximare in Hamm. Sobald aber jemand anderes auf einem Foto zu sehen sei, würden die Schwimmmeister einschreiten und auf das Foto-Verbot aufmerksam machen.

Im Kombibad Aquahaus in Ahaus ist das Fotografieren eigentlich in der Badeordnung verboten. "Das ist aber nur so, damit wir eine Handhabe gegen unerwünschte Fotos haben. Wenn Oma und Opa ihren Enkel beim Schwimmen fotografieren, haben wir da nichts gegen", sagt Betriebsleiter Franz-Josef Bülter. So ähnlich sieht es auch Andreas Eversmann vom Freibad in : "Ein Vater darf seine Tochter fotografieren, die zum ersten Mal vom Dreier springt", sagt er. Ähnlich handhaben es auch das Freizeitbad in  und das Sportbad Sudmühle in Münster sowie das Maritimo in Oer-Erkenschwick. Auch in der Bädern in gilt kein generelles Verbot. "Es soll schon noch erlaubt sein, dass Eltern ihre Kinder fotografieren", sagt Stadtsprecherin Corinna Weiß.

Was ist mit Unterwasser-Fotos?

Unterwasser-Fotos sind laut Franz-Josef Bülter vom Kombibad Aquahaus ein viel größeres Problem als normale Handy-Fotos. "Im Wasser ist das Fotografieren strengstens verboten", sagt er. Wasserfeste Handys und Actioncams treiben auch Andre Kruthoff vom Freibad um. Um Aufnahmen zu verhindern, hat es aber bisher immer gereicht, die Leute anzusprechen.

Wie wird das Verbot durchgesetzt?

Im Freibad in   werden Fotos, die trotz des Verbots gemacht wurden, "sofort gelöscht", sagt der Badangestellte Kai Potthoff. Hier sei man sehr streng.

Besonders streng sind die Regeln in einem Hessischen Freibad. Hier muss entweder das Smartphone in der Badetasche bleiben oder die integrierte Kamera mit einem Aufkleber unschädlich gemacht werden. Von dieser Regelung hält die Sportwelt Dortmund, die mehrere Freibäder in Dortmund betreibt, nichts. "Wir müssten ja jemanden einstellen, nur um die ganzen Handys zu bekleben", sagt Sportwelt-Geschäftsführerin Claudia Heckmann. Verboten ist das Fotografieren in den Dortmunder Freibädern aber auch. "Vor allem wenn Kindern fotografiert werden, achten wir besonders darauf", sagt sie. 

Im Freizeitbad wurde laut Betriebsleiter Wolfram Limberg vor Kurzem die Badeordnung geändert. Auch hier gilt jetzt ein Foto-Verbot, an das auch extra aufgestellte Schilder erinnern. Auch im HeidebadIserlohn gibt es schon länger entsprechende Hinweisschilder, sagt Badangestellte Sandra Dickel. "Bildaufnahmen in dieser Anlage sind verboten", heißt es auf einem Schild im Naturfreibad Heil in Bergkamen. Im Platsch Schwimmbad in Ennepetal kleben im Eingangsbereich und im Schwimmbad Aufkleber, die auf das Foto-Verbot hinweisen. "Seit etwa anderthalb Jahren haben wir die Aufkleber und die Gäste reagieren unterschiedlich darauf", sagt Betriebsleiter Volker Küpmann. 

Wie reagieren die Badegäste auf das Verbot?

"Einige haben Verständnis für das Verbot, andere nicht", sagt Volker Küpmann vom Platsch. "Es gibt immer solche und solche", sagt auch Konstantin Weber von den Bädern in . Tenor ist bei den Bädern in der Region allerdings, dass die meisten Gäste Verständnis für das Foto-Verbot haben. Dabei sei es vor allem wichtig, den Leuten zu erklären, warum sie keine Fotos von anderen Gästen machen sollen.

Geht es auch ohne Verbot?

Im Erlbad in Drensteinfurt sieht man bewusst von einem Verbot ab. "Wenn man etwas verbietet, dann muss man es auch kontrollieren. Und das geht einfach nicht", sagt Betriebsleiter Andreas Willuweit. Er hat bisher auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. "Wenn zum Beispiel Jugendliche sich fotografieren wollen, fragen sie vorher."

Im Coe Bad in Coesfeld gab es laut Pressesprecherin Antje Evers noch keine Schwierigkeiten mit unerwünschten Fotos von Badegästen. "Wir sind sehr froh, dass wir hier keine Probleme haben und sehen auch derzeit keinen Handlungsbedarf", sagt sie. Dabei hat das Bad sogar einen Hotspot auf der Liegewiese, der zum Surfen im Internet einlädt. Auch für das Seebad in Haltern war das Fotografieren bisher noch kein Thema. "Wir achten allerdings darauf, dass auf unserer eigenen Homepage keine Badegäste zu erkennen sind. Auch unsere Webcams sind entsprechend ausgerichtet", sagt Prokurist Jochen Dynak.

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