Was der Krieg für die weltweite Lebensmittelversorgung bedeutet

Krieg gegen die Ukraine

Die UN veröffentlichen eine dramatische Prognose über die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Lebensmittelversorgung weltweit: Bis zu 13 Millionen mehr unterernährte Menschen könne es geben.

Berlin

von Daniela Vates

, 12.03.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, äußert sich bei einer Pressekonferenz nach einem Sondertreffen der G7-Agrarministerinnen und -minister.

Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, äußert sich bei einer Pressekonferenz nach einem Sondertreffen der G7-Agrarministerinnen und -minister. © picture alliance/dpa

Die Zahlen der Vereinten Nationen sind dramatisch: Acht bis 13 Millionen mehr unterernährte Menschen könne es in diesem und im kommenden Jahr geben, wenn der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Nahrungsmittelexporte aus beiden Ländern auf längere Zeit einschränke, heißt es in einer Analyse der Welternährungsorganisation FAO, die am Freitag veröffentlicht wurde. 13 Millionen – das entspricht der Einwohnerzahl Bayerns oder der dreifachen Einwohnerzahl Berlins.

Deutschland allerdings wird die Versorgungslücke wohl nicht treffen. Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) betont: „In Deutschland und in der EU droht keine Lebensmittelknappheit.“ Das Hauptexportgut Russlands und der Ukraine – Getreide – kommt hierzulande von den eigenen Feldern.

50 betroffene Länder

Gefährdet seien vor allem der asiatisch-pazifische Raum, Nordafrika und die Region südlich der Sahara sowie der Nahe Osten, schreibt die FAO. Rund 50 Länder seien auf Lieferungen aus den beiden Ländern angewiesen, in denen nun der Krieg die landwirtschaftliche Arbeit behindert und Lagerungs- und Transportmöglichkeiten einschränkt. Libanon, Ägypten, Kenia und der Sudan gehören dazu.

Bis zu 30 Prozent des Wintergetreides, des Maises und der Sonnenblumenkerne würden in der Ukraine in diesem Jahr voraussichtlich nicht gepflanzt oder geerntet werden können, schätzt die FAO. Ein Anstieg der ohnehin bereits seit einiger Zeit gestiegenen Lebens­mittelpreise um 8 bis 22 Prozent sei möglich. Das „World Food Programme“ der UN bezieht die Hälfte seines Getreides aus der Ukraine und Russland.

Minister vor Sandsäcken

Die FAO-Zahlen kamen punktgenau zu einem Sondertreffen der G7-Agrarminister unter Vorsitz des deutschen Ressortchefs Özdemir, zu dem auch der ukrainische Minister Roman Leschtschenko zugeschaltet war. Er saß vor einem Hintergrund aus Sandsäcken und berichtete. Die Minister aus Deutschland, Italien, den USA, Japan, Kanada, Frankreich und Großbritannien warnten vor Exportbeschränkungen, wie sie unter anderem in Ungarn und Bulgarien diskutiert werden. Man müsse „alle Maßnahmen, die weitere Preissteigerungen verursachen, vermeiden“, betonte Özdemir.

Auch für Deutschland, wo steigende Futtermittel- und Energiepreise die Landwirte belasten, kündigte Özdemir Veränderungen an. So soll in diesem Jahr ausnahmsweise auch der Ertrag von als Brach- oder Zwischenfruchtflächen ausgewiesenen, sogenannten ökologischen Vorrangflächen als Futter genutzt werden dürfen.

Der Anbau von Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen und Lupinen soll finanziell gefördert werden. Wegen des Lieferausfalls aus der Ukraine wolle man in der EU außerdem erreichen, dass Ökobauern ihre Tiere vorübergehend nicht mehr mit 100 Prozent Ökofutter füttern müssen.

An der Umstellung der Landwirtschaft auf mehr Ökologie werde nicht gerüttelt, sagte Özdemir. Auch die Klimakrise und das Artensterben sei ein Treiber für Hunger. „Wir dürfen nicht eine Krise gegen die andere ausspielen.“ Die Union und der Koalitionspartner FDP hatten unter anderem gefordert, die Pläne zur vermehrten Flächenstilllegung zu begraben.

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