Igor Memics im vergangenen Jahr in London preisgekröntes Stück „Die Brücke von Mostar“ erlebte am Freitag am Theater Oberhausen seine gefeierte deutschsprachige Erstaufführung. Der junge Dramatiker erzählt von vier jungen Liebenden in den Jahren 1988 bis 1994, also vor und während des Bosnienkriegs.
Ort der Handlung ist die Stadt Mostar mit der alten Brücke zwischen ihrem bosnisch-muslimischen und ihrem kroatisch-katholisch geprägten Stadtteil. Und natürlich gehört das zentrale Liebespärchen Mina und Mili diesen beiden unterschiedlichen, „verfeindeten“ Volksgruppen an. Symbolträchtig auch, dass die als Bindeglied geltende Brücke 1993 im Krieg zerstört wurde.
Nur wenige Lokalbezüge
In der Oberhausener Inszenierung von Anne Bader gibt es keine Brücke. Auch sonst halten sich Lokalbezüge in Grenzen. Selbst die getragene Kleidung und gehörte Musik der Charaktere sind westlich geprägt. Das lässt die Geschichte allgemeingültiger erscheinen.
Vor und im gekippten Rohbetonskelett einer Wohnung (Bühne: Luisa Wandschneider) genießen die vier jungen Leute ihre Unbeschwertheit, bis der dumpf dröhnende Krieg unmittelbar in ihre Leben eingreift.
Erzählerin Mina
Die Dialoge und das Spiel sind emotional und intensiv, doch ohne Sentimentalität. Zu den voll in ihren Rollen aufgehenden jungen Schauspielern Franziska Roth, Ronja Oppelt, Philipp Quest und David Lau gesellt sich Simin Soraya als zweite, ältere Mina. Sie ist Erzählerin, vor allem aber Überlebende und Hoffnungsträgerin.
Termine: 23. / 27. / 29. 9., 25. 10., 4./24.11.2023; Karten: Tel.(0208) 857 81 84.
Alles wird zur Ware: Brechts Parabelstück „Der gute Mensch von Sezuan – Die Ware Liebe“
Neue Intendantinnen starten mit „Doktormutter Faust“ : Weiblicher Blick auf den Klassiker
Braucht es heute eine Revolution?: Spielzeitstart am Schauspielhaus Bochum mit „Dantons Tod“