Vier Festnahmen nach Enthauptung von Lehrer bei Paris

Terror

Frankreich steht unter dem Schock einer mutmaßlich islamistisch motivierten Terrortat. Ein Lehrer wurde getötet, nachdem er mit seinen Schülern über Mohammed-Karikaturen diskutiert hatte.

Paris

17.10.2020, 08:52 Uhr / Lesedauer: 2 min
Polizisten ermitteln an einem Tatort nach der Messerattacke in einem Vorort von Paris.

Polizisten ermitteln an einem Tatort nach der Messerattacke in einem Vorort von Paris. © picture alliance/dpa

Nach einer terroristischen Attacke auf einen Geschichtslehrer in einem Vorort von Paris hat die Polizei vier Personen festgenommen. Einer von ihnen sei minderjährig, teilte der für Anti-Terror-Ermittlungen zuständige Staatsanwalt Jean-François Ricard am Freitagabend mit. In solchen Fällen setzt die Polizei in der Regeln Angehörige oder Freunde von Verdächtigen fest.

Ein mit einem Messer bewaffneter Mann hatte den Lehrer in der Gemeinde Conflans-Sainte-Honorine auf offener Straße enthauptet. Nach der Bluttat wurde der mutmaßliche Täter von der Polizei getötet, wie die Nachrichtenagentur AP aus Polizeikreisen erfuhr. Vor seinem Tod habe der Lehrer mit seinen Schülern über Karikaturen des Propheten Mohammed diskutiert und deshalb Drohungen erhalten, sagte ein Ermittler, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Macron spricht von "islamistischem Terroranschlag"

Staatspräsident Emmanuel Macron sprach von einem „islamistischen Terroranschlag“ und rief die Nation auf, sich geeint gegen Extremismus zu stellen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Das Opfer habe seine Schüler gelehrt, dass man die Freiheit habe, etwas zu glauben oder auch nicht zu glauben, sagte Macron. Dafür sei der Mann ermordet worden. Zugleich sollte sich das Land durch die Tat nicht spalten lassen, weil die Extremisten genau dies erreichen wollten. „Wir müssen alle als Bürger zusammenstehen“, mahnte Macron.

Was über den Täter bekannt ist

Nach französischen Medienberichten soll es sich bei dem mutmaßlichen Angreifer um einen 18-jährigen in Moskau geborenen Tschetschenen handeln. Bestätigt wurde das von der Polizei zunächst nicht. Zahlreiche Tschetschenen haben seit den Kriegen in der russischen Teilrepublik in den 1990er und 2000er Jahren Asyl in Frankreich erhalten.

Nach dem Angriff in Conflans-Sainte-Honorine im Nordwesten von Paris wurde der Verdächtige im angrenzenden Eragny erschossen, nachdem er sich bedrohlich verhalten hatte, wie ein Polizeiermittler sagte. Er habe neben seinem Messer auch eine Soft Gun mit Plastikkugeln bei sich gehabt und sich geweigert, die Waffen niederzulegen.

Wie ist es zu der Tat gekommen?

Der Lehrer hatte in seinem Unterricht vergangene Woche eine Debatte zu den Mohammed-Karikaturen eingeleitet, die in weiten Teilen der islamischen Welt zu Protesten geführt und auch Anschläge nach sich gezogen hatten. Ein Elternteil eines Schülers habe ihn deshalb angezeigt, sagte ein weiterer Ermittler. Ob es eine Verbindung des mutmaßlichen Täters zu der Schule gab, war nicht klar.

Im Januar 2015 hatten Extremisten nach der Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“ überfallen und zahlreiche Redaktionsmitglieder getötet. Das Blatt veröffentlichte jungst wieder solche Karikaturen. Daraufhin wurden vor dem früheren Büro des Magazins zwei Menschen niedergestochen, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

RND