Vergewaltigungsfall immer noch ungelöst

22 Opfer

Vor 20 Jahren beging ein Vergewaltiger in Bochum seine erste Tat. In den Jahren danach brannten sich seine Phantombilder in die Gedächtnisse der Menschen. Das zumeist schmale Gesicht, der fusselige Schnurrbart, die traurigen Augen, so haben ihn einige seiner Opfer beschrieben. Acht Jahre lang trieb er sein Unheil, verging sich an 22 Frauen. Aufgeklärt werden konnte der Fall bis heute nicht.

BOCHUM

, 08.01.2014, 13:09 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ermittlungen gehen weiter
Noch immer gehen in unregelmäßigen Abständen Hinweise auf den Serien-Vergewaltiger bei der Polizei ein. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Die Polizei schätzt, dass der Täter heute zwischen Mite 30 und Anfang 50 ist. Seine Sprechweise, so heißt es, dürfte der eines typischen Ruhrgebietsbewohners entsprechen. Insgesamt wurden 22 Taten angezeigt, in 17 Fällen kam es zur Vergewaltigung. Fünf Mal blieb es beim Versuch. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 0234-909 4120

Sein Vorgehen war immer gleich: Er lauerte seinen Opfern auf, folgte ihnen – und griff sie von hinten an. Mit einem Messer bedrohte er die Mädchen und Frauen, machte sie so gefügig. „Es ging ihm darum, Macht auszuüben“, sagt Andrea Stein von der Bochumer Polizei. Sie war Leiterin der sogenannten „EK Messer“. EK steht für Ermittlungskommission. Mit rund 20 Mitarbeitern in der EK und weiteren Beamten machte sie Jagd auf das „Uni-Phantom“. Bis heute ohne Erfolg. „Es ist einer der Fälle, die ich nie vergessen werden“, sagt Stein heute. Das sieht auch Polizeisprecher Volker Schütte so. Dass Kommissar Zufall den Beamten doch noch auf die Sprünge hilft – diese Hoffnung hat die Polizei noch immer nicht aufgegeben.

Untypisch für diese Serie ist laut Stein, dass der Täter über völlig fremde Frauen hergefallen ist. „Bei typischen Sexualstraftaten kennen sich Täter und Opfer – auch wenn es nur flüchtig ist“, sagt Andrea Stein. Auch wenn er seine Opfer vermutlich nicht gekannt hat, glauben die Ermittler, dass er seine Taten akribisch geplant hat – die Tatorte, die alle in der Nähe von Bus- oder Bahnhaltestellen liegen, habe er nicht zufällig ausgewählt, heißt es. „Er muss viel Zeit gehabt haben“, so Stein. Und zu Beginn der Serie war er auch relativ unbedarft. Er hatte zwar ein Messer, aber er attackierte seine Opfer unmaskiert. „Im Verlauf der Serie ist er vorsichtiger geworden“, sagt Stein. Hatte er nach seinen ersten Taten noch Fesselmaterialien oder andere Gegenstände am Tatort zurückgelassen, war zum Ende hin nur noch seine DNA vor Ort nachweisbar. Außerdem war er bei seinen Angriffen nun dunkel gekleidet und maskiert. Die DNA des Täters war es auch, die die Ermittler im Bochumer Polizeipräsidium sprachlos machte. Nachdem er 1997 sieben Mal zugeschlagen hatte, wurde es still um das „Uni-Phantom“. Bis im Juni 2000 eine Studentin in Dortmund vergewaltigt wurde. Die Ermittler hofften, dass es sich beim Täter nicht um das Phantom handeln würde. Ihre Hoffnung wurde enttäuscht. Da war es wieder. Nach zweieinhalbjähriger Pause. Es folgte eine weitere Vergewaltigung im August – und wieder machte der Täter augenscheinlich Pause.

Mit der Hilfe eines Profilers von Scotland Yard und einem DNA-Massenscreening hoffte die Bochumer Polizei, den Serien-Vergewaltiger überführen zu können. 10.000 Männer aus der Region mussten Speichelproben abgeben – der entscheidende Hinweis blieb jedoch aus. Stattdessen gab es einen Rechtsstreit mit einem Jura-Studenten, der sich weigerte, eine Speichelprobe abzugeben. Der junge Mann zog bis vor das Bundesverfassungsgericht – jedoch vergebens. Nach vier weiteren Übergriffen in 2002 verschwand das Phantom von der Bildfläche. Mit Hochdruck ermittelte die Polizei, bis die „EK Messer“ schließlich aufgelöst wurde. Auch eine Ausstrahlung bei „Aktenzeichen XY“ blieb ohne Erfolg. Noch heute gibt es vereinzelt Hinweise auf diese für Bochum beispiellose Serie des Schreckens. Hinweise, die die Polizei ernst nimmt. Denen sie nachgeht. Und über die sie nicht spricht. Aus ermittlungstaktischen Gründen. Die erste Tat des „Uni-Phantoms“ ist mittlerweile zwar verjährt. Sollte der Täter aber doch noch gefasst werden, gäbe es reichlich Taten, für die er sich verantworten müsste...   

Ermittlungen gehen weiter
Noch immer gehen in unregelmäßigen Abständen Hinweise auf den Serien-Vergewaltiger bei der Polizei ein. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Die Polizei schätzt, dass der Täter heute zwischen Mite 30 und Anfang 50 ist. Seine Sprechweise, so heißt es, dürfte der eines typischen Ruhrgebietsbewohners entsprechen. Insgesamt wurden 22 Taten angezeigt, in 17 Fällen kam es zur Vergewaltigung. Fünf Mal blieb es beim Versuch. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 0234-909 4120

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