
Der stimmungsvolle "Sternenhimmel über der Rhone" lässt die Besucher ganz still werden. © Jäger
Van-Gogh-Schau in Mülheim verzaubert Kunstfreunde
Buntes Multimedia-Spektakel
Handys raus, die Sonnenblumen kommen! Die Blüten wuchern auf allen vier Leinwänden um uns herum. Da kann ein Erinnerungsfoto nicht schaden in der Schau „Van Gogh – The Immersive Experience“, die im Technikum Mülheim eröffnet hat.
Immersive Kunst, in die der Besucher oder die Besucherin mit Hilfe von Projektionen komplett eintauchen kann, ist momentan ein Hit. Gerade hatte in Mülheim „Monets Garten“ der Firma Alegria geschlossen, da brachte ein Dutzend 40-Tonner die immersive Van-Gogh-Schau und zusätzlich eine nicht immersive Banksy-Ausstellung der Firma Cofo Entertainment auf dasselbe Gelände.
Auf 3000 Quadratmetern
Auf 1400 (van Gogh) und 1600 (Banksy) Quadratmetern breiten sich nun zwei Ausstellungen aus, von denen man nur eine oder beide zusammen auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal besichtigen kann.
Die Präsentation der Werke des niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853-1890), der als Post-Impressionist das Tor zur modernen Malerei aufstieß, ist ein Multimedia-Spektakel und technisch noch aufwändiger als „Monets Garten“. So gibt es den Nachbau von van Goghs rührend armseligem Zimmer in Arles und eine riesige Porträtbüste, auf die seine bunten Pinselstriche projiziert werden. Die 35-minütige Show im großen Saal wirft einen um, ist aber weniger lehrreich als bei Monet und bedächtiger erzählt. Dafür entwickeln die Kapitel etwa über van Goghs Vorliebe für Japan – „Japonisme“genannt – viel Zauber, wenn die 35 Projektoren weiße Blütenblätter über alle Wände rieseln lassen.
Stimmungsvoller Nachthimmel
Stimmungsvoll wirkt es auch, wenn sich Mond und Gestirne der „Sternennacht“ (1889) auf dem dunkelblauen Himmel wirklich drehen. Dazu hören wir Zitate von van Gogh selbst, der gegen Ende sagt: „Ich habe mein Herz in die Arbeit gesteckt und dabei meinen Verstand verloren.“ (Seelen-) Feuer symbolisiert schließlich den Verlust seines Ohres anno 1888.
Van Goghs bunte Welt in Mülheim
Zwei Räume weiter bieten 30 VR-Brillen die Möglichkeit, einen virtuellen Spaziergang von seinem Zimmer zum „Caféterrasse am Abend“ zu unternehmen. Sehr zart gemachte und empfehlenswerte elf Minuten, der Spaß kostet aber drei Euro extra.
Ansturm zu befürchten
„Wäre das inbegriffen, könnten wir den Ansturm nicht bewältigen“, sagt Oliver Forster, Geschäftsführer von Cofo Entertainment. Außerdem seien die Brillen anfällig, müssten oft gewartet oder ersetzt werden.
Forster versteht immersive Ausstellungen als „Türöffner“ zu herkömmlichen Museen. In Mülheim erwartet er insgesamt 120.000 Besucher, die sich auf ein stimmungsvolles Erlebnis freuen können. Immersive Kunstschauen haben aber auch Nachteile: Die Besucher und Besucherinnen bekommen nur, was sie erwarten. Und das sind bei van Gogh Sonnenblumen, Kornfelder und der Nachthimmel.
Technikum Mülheim: „Van Gogh – The Immersive Experience“, bis 15.1.23, Di/ Mi/ So 10-18 Uhr, Do/Fr/Sa/Feiertage 10-20 Uhr, geöffnet 26.12.22, geschlossen 24./25.12.22 und 1.1.2023, Wissollstraße 18 (Zufahrt über Ulmenallee), Zeitfenster-Tickets 20 Euro, Sa/So 22 Euro. Für Leser der Zeitungen von LensingMedia gibt es im Vorverkauf vergünstigte Tickets mit 15 Prozent Rabatt auf Zeitfenstertickets für Familien und Erwachsene. Der Promotioncode lautet LENSING
„The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ an gleicher Stelle mit denselben Öffnungszeiten, Eintritt 18/ am Wochenende 20 Euro. Für beide Ausstellungen gibt es limitierte Kombitickets, 34/ am Wochenende 38 Euro.Hier geht´s zu den Tickets.
Kultur ist eine Reise ins Abenteuer, und ich verstehe mich als Ihr Reiseführer. Welche Ausstellung in der Region ist super? Vor welchem Theaterstück muss ich warnen? Da nützt ein Magisterabschluss in Germanistik und Kunstgeschichte von der Ruhr-Uni Bochum nur bedingt. Mir hilft mehr, dass ich seit 1990 Journalistin und ein 1963 in Essen geborener Ruhrgebiets-Fan bin. Mein Ziel: Dass Sie mit unseren Tipps ihre Freizeit gut gestalten.
