Unwetter-Einsätze: Überflutete Keller und umgekippte Bäume
Gewitterschäden
Lange Nacht für die Feuerwehren: Das Tief „Lambert“ hat in NRW Starkregen, Hagel und Wind mitgebracht. In Duisburg mussten mehrere Menschen aus Autos geborgen werden. Landesweit wurden mehr als 40 Menschen verletzt.
Mit teils heftigen Regenfällen und Gewittern ist ein Unwetter über Nordrhein-Westfalen gezogen. Einsatzkräfte rückten bis Freitagmorgen zu zahlreichen Wasserschäden und umgestürzten Bäumen aus. Landesweit seien mehr als 4350 Einsätze gezählt worden, hieß es am Mittag aus dem NRW-Innenministerium. Wetterbedingt sei es zu 126 Verkehrsunfällen gekommen, dabei seien 9 Menschen schwer und 32 Menschen leicht verletzt worden.
Allein in Duisburg gab es nach Angaben der Feuerwehr mindestens 420 Einsätze. Mehrere Menschen mussten aus Fahrzeugen gerettet werden, die auf überschwemmten Straßen feststeckten. Einige Straßen im Stadtgebiet waren wegen Überflutung nicht mehr befahrbar. Auch in anderen Städten gab es teils zahlreiche Einsätze.
Im Bahnverkehr führte das Unwetter am Freitag weiter zu Einschränkungen. Die IC-Strecke zwischen Siegen und Letmathe war nach längerer Sperrung zunächst nur eingleisig befahrbar, wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilte. Dort kam es zu Zugausfällen.
Im Nahverkehr waren nach Angaben der Bahn am Freitag noch mehrere Strecken von Unwetterschäden betroffen. Ausfälle gebe es unter anderem im Raum Dortmund auf den Linien S5 und RB52. Im Sauerland komme es noch zu Einschränkungen auf der Regionallinie RB54.
Die Lage an den Gewässern sei aktuell beherrschbar, sagte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Morgen in Vogelsang. An fünf Gewässern sei durch das Unwetter die Informationsstufe 1 überschritten worden. „Hier sind aber nach unseren ersten Erkenntnissen die Überflutungen in einem übersichtlichen Maß geblieben.“ Betroffen seien die Twiste, Wurm, Hönne, ein Zufluss zur Sieg in Siegen-Weidenau sowie der Neffelbach. Die Informationsstufe 1 entspricht nach Angaben des Landesamts für Natur und Umwelt (LANUV) einer möglichen Ausuferung des Gewässers mit Überflutung land- und forstwirtschaftlicher Flächen sowie leichten Verkehrsbehinderungen.
An der Emscher sollten am Freitag die Deiche überprüft werden, wie Krischer weiter berichtete. Einen Einsatz gab es bereits seit dem Vormittag in Dinslaken am Niederrhein, wo es zu einer Deicherosion gekommen war. Dort wurde der Deich mit Steinen gesichert. Am Mittag berichtete die Emschergenossenschaft auf Twitter, der Wasserdruck nehme ab und der Pegel sinke. Man habe „die Lage im Griff“.
Aus dem NRW-Innenministerium hieß es, Teile des Deichs seien abgerutscht. Eine Evakuierung des Bereichs sei aktuell nicht notwendig. Der Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei dauere aber an.
Regional sind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) von Donnerstag bis Freitag teils große Regenmengen gefallen. In Sassendorf fielen innerhalb von 24 Stunden 102 Liter pro Quadratmeter, in Gelsenkirchen 95 Liter und in Dortmund 94 Liter. Für Jülich im Kreis Düren meldete der DWD 71 Liter pro Quadratmeter.
Hohe Einsatzzahlen verzeichnete auch der Rhein-Erft-Kreis. 380-mal seien die Einsatzkräfte ausgerückt, teilte der Kreis am Freitag mit. Sechs Feuerwehrleute seien ins Krankenhaus gekommen, nachdem sie in Bedburg mit kontaminiertem Schmutzwasser in Kontakt gekommen seien. Zu über 200 Einsätzen rückte die Feuerwehr in Dortmund aus. Eine Pflegeeinrichtung für beatmete Patienten wurde mit Sandsäcken geschützt, wie die Feuerwehr am Freitag mitteilte. Wasser drohte in das Gebäude einzudringen, acht Patienten wurden zur Sicherheit in andere Einrichtungen verlegt. In Düsseldorf und Essen zählten die Feuerwehren bis zum Morgen jeweils rund 50 wetterbedingte Einsätze, in Oberhausen gab es demnach 40 Einsätze. Auf der A42 schleuderte ein Taxi in die Leitplanke. Der Fahrer blieb unverletzt.
In Aachen musste die Polizei in der Nacht 27-mal ausrücken, in Wesel waren es 26 witterungsbedingte Einsätze für die Beamten. In Ratingen musste die Feuerwehr 13 sturmbedingte Einsätze abarbeiten. Im Bochumer Stadtteil Werne floss Wasser in den Technikraum des städtischen Schwimmbads, das deshalb am Freitag geschlossen blieb.
In Gladbeck war die Feuerwehr mit mehr als 70 Einsatzkräften und allen verfügbaren Fahrzeugen im Einsatz, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Die Mitarbeitenden des Ingenieuramtes der Stadt Gladbeck unterstützten dabei die Einsätze durch das Abpumpen überfluteter Straßen.
Das Tief „Lambert“ hatte das bevölkerungsreichste Bundesland bereits am Donnerstag erreicht. Für weite Teile des Landes gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) am ersten Tag der Sommerferien Unwetterwarnungen heraus. Darunter waren zeitweise Warnungen der höchsten Stufe. Landesweit rückten bis Freitag mehr als 7600 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und THW aus, wie es aus dem Innenministerium hieß.
Im Kreis Soest berichtete die Feuerwehr am Donnerstagabend nach Starkregen von rund 75 Einsätzen insbesondere in der Kreisstadt Soest. Dabei ging es den Angaben zufolge zumeist um Wasser in Kellern und überflutete Straßen. In einem Stadtteil von Soest sollte das Ufer das Soestbachs mit Sandsäcken erhöht werden, damit das Wasser bei weiterem Regen nicht so leicht über das Ufer treten könne, sagte ein Sprecher der Feuerwehrleitstelle des Kreises. Unterstützt werde die Feuerwehr durch das Technische Hilfswerk. Der Kreis Düren berichtete von mehr als 320 Einsätzen aufgrund starker Regenfälle.
Am Flughafen Düsseldorf war am frühen Donnerstagabend der Flugbetrieb kurzzeitig eingeschränkt und die Abfertigung der Flugzeuge unterbrochen. Das sei das übliche Vorgehen etwa bei Gewittern, erläuterte sie. Mehrere Flüge seien von Airlines annulliert worden. Das betreffe aber nur einen sehr kleinen Teil der Starts und Landungen am Flughafen Düsseldorf am ersten NRW-Ferientag.
Das Tief zog am Freitag aus Nordrhein-Westfalen in Richtung Osten ab. Die Unwetterwarnungen liefen aus, wie ein Meteorologe des DWD sagte. „Es gibt dann noch ein geringes Schauerrisiko in Ostwestfalen, sonst lockert es immer mehr auf.“ Am Samstag soll es bei bis zu 29 Grad verbreitet heiter werden, für Sonntag erwartet der DWD viel Sonnenschein und Werte bis 32 Grad.