„Unser Ole“ und die Mutterliebe Die Frauenfiguren sind grausam und lieblos, erregen dennoch Mitleid.

„Unser Ole“ und die Mutterliebe
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Ach Mensch, der Ole! Er ist aber auch ein schwieriger Fall, dieser Junge, der bei seiner Oma Elvira lebt, nachdem seine Mutter ihn einst nicht haben wollte. Denn der inzwischen zu einem Hünen herangewachsene Ole ist stark autistisch. Was kann er? Was weiß er? Was kriegt er mit? Ist er in seiner Unberechenbarkeit vielleicht sogar gefährlich? So ganz genau weiß man es nicht, und das macht seinen Mitmenschen Angst.

Das gilt auch für Ida, eine verblasste Schönheit, die bei ihrer Zufallsbekanntschaft Elvira einzieht, nachdem sie keinen Mann mehr findet, den sie finanziell ausnehmen kann.

Grausame Oma

Mit Ole unter einem Dach, das geht gut bis zu einem tragischen Ereignis, das Oles Mutter nach Jahren ins Haus spült. Die taugt so gar nicht als Bezugsperson für ihren Sohn, der ihr nie fremder war als jetzt. Andererseits lockt ein Erbe, von dem Ole irgendwie ein Teil ist.

Es wird wenig geliebt in dem traurigen Roman „Unser Ole“ von Katja Lange-Müller, der auf einer wahren Geschichte beruhen soll. Alle Frauen sind ungeliebte Töchter, emotional verwahrlost, aber hart im Nehmen. Und mittendrin ein behinderter Jugendlicher, dessen grausame Oma offenbar nicht unschuldig war an seinem Geburtsschaden. Für Ole ist es vielleicht noch nicht zu spät. Deshalb wünschen wir ihm ein Leben voller Liebe, wo immer er auch sein mag.

Zum Thema

Roman

Katja Lange-Müller: Unser Ole, 240 S., KiWi, 24 Euro, ISBN 978-3-4620-5017-2.

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