Uniper: Kraftwerksbetrieb ohne russische Kohle technisch möglich
Auswirkungen des Krieges
Nach dem Kohle-Embargo der EU gegen Russland äußert sich der Energiekonzern Uniper zum Betrieb seiner Kraftwerke ohne russische Kohle. In Russland selbst verdient der Konzern viel Geld.

Das Kohlekraft Datteln 4 des Betreibers Uniper. Seine Kraftwerke kann der Konzern nach eigenen Angaben auch ohne russische Kohle betreiben. © picture alliance/dpa
Der Energiekonzern Uniper reagiert gelassen auf das von der EU beschlossene Kohle-Embargo gegen Russland. Uniper habe bereits Monate vor der Invasion Russlands in die Ukraine technische Lösungen geprüft, um die eigenen verbliebenen Steinkohle-Kraftwerke unabhängiger von russischer Kohle zu machen, teilte der Konzern am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX in Düsseldorf mit.
Sollte die Verwendung durch politische Entscheidungen schon früher ausgeschlossen werden, werde der Konzern dem selbstverständlich folgen. Technisch sei dies bereits jetzt möglich, hieß es weiter.
Sollte es zu einem früheren Ausschluss kommen, plädiert Uniper dafür, die Auswirkungen für die Marktteilnehmer zu berücksichtigen. Der Konzern prüfe jeweils unmittelbar, wie sich die neuen Bestimmungen auf die Sicherheit der Versorgung durch Kohlekraftwerke auswirken werden. Mit einer Übergangsplanung stellt Uniper nach eigenen Angaben zudem sicher, dass der sichere Betrieb der Anlagen auch zukünftig ohne russische Kohle gewährleistet werden kann.
Die 27 EU-Staaten hatten am Donnerstagabend das fünfte große Paket mit Russland-Sanktionen auf den Weg gebracht. Die ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten billigten die Vorschläge der EU-Kommission, die unter anderem einen Importstopp für russische Kohle vorsehen. Dafür gilt eine Übergangsfrist von vier Monaten.
Russland ist für Uniper einer der wichtigsten Märkte
Für den Düsseldorfer Konzern ist Russland nach eigener Aussage „einer der wichtigsten Märkte“. In dem Land tritt der Konzern unter dem Namen Unipro auf. An der Tochter sind die Düsseldorfer mit 84 Prozent beteiligt. Das Portfolio in Russland besteht aus fünf Kraftwerken.
Die Erzeugungsaktivitäten umfassen vor allem Erdgas, aber auch Stein- und Braunkohle und decken laut Uniper fünf Prozent des russischen Strombedarfs. Letztes Jahr hat das Geschäft fast ein Fünftel des bereinigten Betriebsgewinns (Ebit) von Uniper ausgemacht.
Bereits Anfang März hatte Uniper mitgeteilt, keine neuen Verträge für russische Kohle mehr abzuschließen. Die bestehenden Verträge laufen zum Jahresende 2022 aus. Seit Kriegsbeginn wurde entsprechend auch kein neuer Vertrag zur Kohlebelieferung aus Russland abgeschlossen.
dpa