Und plötzlich fährt ein Zug durch den Garten – Rodung am Gleis verärgert Anwohner
Bahnlärm
Die Bahn hat am Bahnhof einen Grünstreifen gerodet, der ein kleines Wohngebiet vor dem Bahnlärm geschützt hat. Auch der Sichtschutz ist weg. „Wir leben jetzt wie mitten auf dem Bahnhof.“

Die Anwohner am Kottenpfad haben ihren Schutzschild an der Bahnlinie Dortmund-Hamm verloren. Dort, wo täglich etwa 200 Züge durchfahren, gab es bisher einen zehn bis zwölf Meter hohen Grünstreifen aus stämmigen Bäumen und dichtem Strauchwerk. © Stefan Milk
Die Anwohner am Kottenpfad in Methler trauen ihren Augen nicht, als der dicht gewachsene Grünstreifen, der als Lärm- und Sichtschutz fungierte, plötzlich abgeholzt wird. Direkt an der Bahnlinie liegt das gepflegte Wohngebiet, an dem die fünf Häuser aneinandergereiht sind. Das, was bisher hinter dem grünen Riegel verborgen lag, ist optisch nun dicht dran. Der Bahnhof Methler und die Bahnstrecke Dortmund-Hamm. „Wir haben uns in 35 Jahren, die wir hier wohnen, noch nie über die Bahn beschwert. Aber das, was jetzt passiert ist, ist für uns unbegreiflich“, sagt Ursula Riedner.
Bisher gab es nie Probleme mit der Bahn
Im Jahr 1983 ist sie mit ihrem Ehemann Helmut in das eigentlich idyllische, etwas versteckt liegende Quartier in Methler gezogen. Seit 35 Jahren mit wachsendem Bahnverkehr, mit etwa 200 Zügen täglich und jüngst mit den Bauarbeiten für die Modernisierung des dortigen Bahnhof. „Das war nie ein Problem für uns“, sagt Helmut Riedner. Doch jetzt der Kahlschlag direkt vor der Haustür.
Statt vor eine grüne Wand blicken auch die Nachbarn direkt auf die Gleise, können jetzt die Züge zählen, die dort vorbei rauschen. Darunter Manuela und Wilfried Mohaupt, die wie die Riedners dort ebenso seit 35 Jahren leben. Direkt an der Bahnstrecke liegt ihre Gartenparzelle, die sie sich liebevoll hergerichtet haben, mit Spielgeräten für die Enkel. „Es ist jetzt viel lauter geworden – und heller durch die Strahler der Bahnsteige“, berichtet Manuela Mohaupt, während ihr Mann versucht, die Bahnmitarbeiter hinter dem Zaun für ein Gespräch zu stellen. Vergeblich. Der Tross mit den grellen Sicherheitswesten zieht weiter, ohne den Anwohnern einen Blick zu zollen. Das Idyll, verloren. „Seitdem haben wir nicht einmal mehr im Garten gesessen.“

Auf diesem schmalen Streifen standen hohe Bäume und ein dichtes Flechtwerk aus Gebüsch. Der Grünstreifen schirmte bis zur Rodung die Häuser am Kottenpfad ab. © Stefan Milk
Im Kinderzimmer ist es fast unerträglich
Zu den Nachbarn zählen Nadine und Jens Starbatty, die seit 1984 dort wohnen und sich immer wohlgefühlt haben. Nach dem Kahlschlag an der Bahnstrecke, so Jens Starbatty, habe sich die Atmosphäre deutlich verändert. Er blickt auf seinen anderhalbjährigen Sohn Lui, der gerade auf dem Klettergerüst der Mohaupts sitzt. „Es ist so laut geworden, dass wir uns überlegen, das Kinderzimmer, das zur Bahnstrecke liegt, zu verlegen.“ Man sei „absolut überrascht“ worden von den Rodungsarbeiten der Bahn. „Zuvor war davon nie die Rede gewesen.“ Wilfried Mohaupt und Helmut Riedner bestätigen das. „Es hieß auf Anfrage immer, der Grünstreifen bleibt.“
Rodung für Entwässerung – Bahn sagt, es sie nur subjektiv lauter
Der ehemalige Grünstreifen ist nur wenige Meter breit. Dort ist jetzt nur noch ein Schotterbett zu erkennen, auf dem gerade Pfosten für einen neuen Zaun errichtet werden. Auf der anderen Seite stehen noch meterhohe Bäume, die erahnen lassen, wie der Bereich zuvor abgeschirmt war.
Die Bahn teilt am Freitag mit, dass die Rodung wegen der Erweiterung der Entwässerungsanlage notwendig wurde. „Für den größeren Bahnsteig müsste die Anlage entsprechend erweitert werden“, so ein Bahnsprecher auf Anfrage der Redaktion. Außerdem habe man den Bereich als Arbeitsfläche benötigt. Jetzt werde dort ein Stabgitterzaun installiert. „Weitere Anpflanzungen sind dort nicht geplant.“ Ob es für die Bürger dort einen Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen gebe, kann der Bahnsprecher nicht beantworten. Vorgesehen sei ein Lärmschutz nicht. Es sei vermutlich auch ein subjektiver Eindruck, dass es nun lauter sei, heißt es.
Leben auf dem Bahnhof
Der Fall ist heikel, weil in Methler an anderen Abschnitten der Bahnlinie Lärmschutz mit einigem Aufwand installiert worden ist – einerseits mit Lärmschutzwänden beispielsweise entlang der Straße „Im Telgei“. Andererseits durch einen Lärmschutzwall, der sich an Weizenweg und Schimmelstraße im Aufbau befindet. Jetzt gibt es einen Wohnbereich, der plötzlich ganz „nackt“ dasteht. „Wir leben jetzt wie mitten auf dem Bahnhof“, sagt Starbatty konsterniert. Er kann mittlerweile schon an der Fahrweise der Züge erkennen, um welchen Betreiber es sich handelt. „Die Eurobahn ist erträglich. Die fährt langsam und ist leise.“ Manche Züge der Bahn würde man aber schon am Quietschen der Räder erkennen, wenn 500 Meter vor dem Bahnhofshalt gebremst werde. „Heftig ist es, wenn ein Güterzug hier durchfährt.“
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