Twitter verpasst aufstrebender Video-App einen Dämpfer
Meerkat
Es ist ein kleines Startup-Märchen: 120 000 Nutzer in nur zwei Wochen. Meerkat ist zwar nicht die erste App für Live-Videos vom Smartphone - wurde aber trotzdem zum Senkrechtstarter. Nun hat Twitter der Anwendung aber den Zugang zu wichtigen Nutzer-Daten abgeschnitten.

Icons der Live-Stream-App Meerkat und Twitter auf einem Smartphone. Foto: Kay Nietfeld
Nun wollten die Macher beim Festival „South by Southwest“ groß rauskommen, das bei der Internet-Elite populär ist. Doch am Freitag kam der Dämpfer: Der Kurznachrichtendienst Twitter, auf dessen Plattform Meerkat aufsetzt, schnitt der Video-App den Zugang zu wichtigen Daten über das soziale Umfeld der Twitter-Nutzer ab. Brisanterweise gab Twitter nur wenige Stunden vorher offiziell die Übernahme des Meerkat-Konkurrenten Periscope bekannt.
Mit Einfachheit erfolgreich
Meerkat - Englisch für „Erdmännchen“, entsprechend ziert das Tier auch das Logo - ist eine App, mit der man Live-Videos vom Smartphone übertragen kann. Ein Grund für das schnelle Wachstum dürfte die Einfachheit sein: Die Übertragung kann mit nur einem Klick gestartet werden. Dann geht ein Link zum Livestream an alle Twitter-Abonnenten des Nutzers. Man kann anstehende Übertragungen auch ankündigen.
Meerkat setzt auf Twitters Entwicklerplattform Fabric auf, die andere Apps mit dem Kurznachrichtendienst verknüpfen soll. Der Videodienst griff bei Twitter die Informationen darüber ab, wer wem bei dem Kurznachrichtendienst folgt, und übertrug dieses soziale Umfeld in die eigene Plattform. Damit ersparte Meerkat den Nutzern den Aufwand, ihre Kontakte in der App selbst pflegen zu müssen, was das Erlebnis noch reibungsloser machte.
Zeitgleich: Kauf von Periscope
Zugleich konnte Meerkat dadurch Hinweise auf Video-Streams von Kontakten aus dem Twitter-Netzwerk verschicken. Nachdem Twitter die Verknüpfung kappte, wird es also zumindest für neue Meerkat-Nutzer etwas schwieriger, Übertragungen mitzubekommen. Zugleich bleibt die Funktionalität für bisherige Mitglieder komplett erhalten. Das Vorgehen gegen Meerkat fällt mit dem Kauf von Periscope zusammen - einer App, deren Service noch nicht öffentlich verfügbar ist. Unklar blieb zunächst, wieso Twitter eine Regelverletzung durch Meerkat beim Zugriff auf die Nutzerdaten zunächst zwei Wochen tolerierte. Laut einem Tweet von Periscope arbeitet die Firma bereits seit Januar unter dem Dach von Twitter. In Medienberichten war von einem Kaufpreis bei 100 Millionen Dollar die Rede. Meerkat dürfte trotz des Dämpfers durch die aktuelle Twitter-Krise kommen, es bleibt aber die Frage nach einem Geschäftsmodell.
von dpa