Turbulente Komödie um vermeintlich Verrückte Im Westfälischen Landestheater hatte „Pension Schöller“ Premiere

Turbulente Komödie um vermeintlich Verrückte
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Umjubelte Premiere feierte das Lustspiel „Pension Schöller“ von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs am Samstag im Westfälischen Landestheater in Castrop-Rauxel. Regisseur Kristoffer Keudel hat den Schwank in drei Akten behutsam modernisiert und ein klamaukiges Spektakel auf die Studiobühne gebracht.

Das neunköpfige Ensemble versteht es, gut getimt zu agieren, bringt den Sprachwitz, der zum Teil etwas altbacken ist – das Stück ist auf dem Jahr 1890 –, gekonnt über die Rampe. Und nicht nur Guido Thurk als Philipp Klapproth, der in Berlin endlich mal etwas erleben will, amüsiert sich im Café unter der Pension Schöller über die vermeintlich Verrückten, er hatte sich von seinem Neffen (Tobias Schwieger) einen Besuch in einer Irrenanstalt gewünscht. Und auch das Premierenpublikum hat Spaß an den durchgeknallten Typen, die dort verkehren.

Eugen (Jan-Hendrik Kroll, l.)  wird von Klapproth (Guido Thurk) in den Kleiderschrank gesperrt.
Eugen (Jan-Hendrik Kroll, l.) wird von Klapproth (Guido Thurk) in den Kleiderschrank gesperrt. © Beushausen

Für die Ausstattung hat sich Imme Kachel von den 1920er-Jahren inspirieren lassen. Ein Raum mit grauen, abgepolsterten Wänden dient mit Jukebox und Sesseln als Café. Im dritten Akt wird nur das Mobiliar ausgetauscht und ein paar Geweihe an den Wänden platziert – fertig ist Klapproths Landgut.

Und ihre Kostüme sind so exaltiert wie die Figuren auf der Bühne. So ist Arikia Orbáns Schriftstellerin eine schrille Figur in rot-lila Tönen, als weltreisender Professor und Löwenbezwinger steckt Mike Kühne in einem Safari-Outfit

Plädoyer für Toleranz

Burghard Braun gibt den dauererregten Major außer Dienst, den die Berliner Göre und Café-Kellnerin Franziska Schöller (Lesley-Ann Eisenhardt) zu händeln weiß. Überkandidelt und auf Männersuche ist Carolin Leweling als Klapproths Nichte, und großartig spielt Jan-Hendrik Kroll Eugen, der so gerne Schauspieler wäre – trotz Sprachfehler: Anstatt L sagt er immer N – und hat die Lacher auf seiner Seite.

Am Ende übernimmt Thurks Klapproth den Sprachfehler, doch zuvor dreht er noch einmal richtig auf und als Figur durch, sperrt die „Verrückten“ auf seinem Landgut ein. Bis alle Missverständnisse geklärt und zwei Liebespaare sich gefunden haben, halten nun alle ihn für verrückt. Ein kurzweiliger Theaterspaß, der für Toleranz plädiert und zeigt, wie fatal es ist, Menschen aufgrund von Äußerlichkeiten abzustempeln.

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Weitere Aufführungen

Termine: 3. / 19. 1 2025.; Karten: Tel. (02305) 97 80 20.

www.westfaelisches-landestheater.de

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