Der Titel scheint unverfänglich – und doch handelt die „Serenade für Nadja“, die der türkische Autor Zülfü Livaneli 2010 als Roman veröffentlicht und das Theater Oberhausen am Freitag als Drama uraufgeführt hat, im Kern von realen menschlichen Tragödien.
Zunächst ist da der Untergang der „Struma“, eines Schiffs mit über 780 jüdischen Flüchtlingen an Bord, 1942 im Schwarzen Meer. Die türkische Regierung hatte damals den Landgang der Passagiere in Istanbul, die britische deren Einreise am vorgesehenen Reiseziel Palästina verweigert.
Tabuthema
Darüber hinaus geht es in „Serenade für Nadja“ um das Tabuthema der türkischen Verfolgung und Vernichtung der ethnischen Minderheiten der Armenier und Krimtataren. Die Zuschauer erwartet somit eine zweidreiviertelstündige Lektion in türkischer Geschichte, für die es sogar türkische Übertitel gibt.
Verpackt ist das Ganze aber in eine eindringliche Handlung um den emeritierten deutsch-amerikanischen Wissenschaftler Maximilian Wagner, der im Jahr 2001 noch einmal in die Türkei kommt, um dort mit seiner Geige – und der selbstkomponierten Serenade – endgültig Abschied von seiner bei der genannten Schiffskatastrophe ums Leben gekommenen Nadja zu nehmen. Betreut wird er von der Universitätsangestellten Maya Duran, die sich alsbald von Geheimdienstlern verfolgt sieht und selbst dem Geheimnis des wortkargen Professors – wie auch dem ihrer eigenen Großmütter – auf die Spur kommen möchte.
Berührende Umsetzung
Der jungen Regisseurin Ebru Tartici Borchers, die auch an der Dramatisierung mitgewirkt hat, gelingt auf abstrakter, weißer Bühne eine intensive, berührende Umsetzung des Stoffes. In den Mittelpunkt stellt sie Regina Leenders als sachliche Erzählerin und zugleich emotional involvierte Maya.
Khalil Fahed Aassy verleiht ihrem Sohn Profil, Klaus Zwick überzeugt in der Rolle des senil-kauzigen Professors. Eine längere Filmsequenz bringt Licht ins Dunkel der Vergangenheit. Ein starker Abend.
Termine: 19. / 24. / 27. 1., 16. 2.; Karten: Tel. (0208) 857 81 84.
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