Die Ausstellung „Artist & Agents – Performancekunst und Geheimdienste“ im Dortmunder U gewann den Preis der "Ausstellung des Jahres 2020".

© Chris Franken Fotografie

Trotz Pandemie: Beste Ausstellung Deutschlands 2020 kam aus Dortmund

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Der Dortmunder Hartware Medienkunstverein hat eine ganz besonderen Preis gewonnen. Damit wird die Trophäensammlung um einen weiteren Titel erweitert.

Dortmund

, 29.01.2021, 11:49 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist ein bisschen wie bei David und Goliath. Der Hartware Medienkunstverein in Dortmund hat mit „Artists & Agents – Performancekunst und Geheimdienste“ den Titel „Ausstellung des Jahres 2020“ gewonnen – und damit alle großen deutschen Museen hinter sich gelassen. „Die Nachricht hat mich wie aus heiteren Himmel getroffen“, sagte Inke Arns, Direktorin von Hartware. „Es ist eine großartige Anerkennung unserer Arbeit.“

Schon zweimal erfolgreich

Die Auszeichnung war in dieser Woche von der Sektion Deutschland des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA bekannt gegeben worden. Dort war Hartware schon zweimal erfolgreich – 2003 wurde „Games“ als besondere Ausstellung gewürdigt, 2012 die Schau „Sounds Like Silence“.

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Bekannt geworden war der 1996 gegründete Kunstverein durch die legendäre Ausstellung „Reservate der Sehnsucht“ von 1998 in den Resten der Union-Brauerei, durch die der Umbau zum Dortmunder U-Turm in Gang kam.

Überraschend, dass die Kritiker diesmal überhaupt nach Dortmund gefunden hatten – normalerweise richtet sich der Blick eher nach Berlin, Hamburg oder München. „Das Ruhrgebiet wird nicht richtig wahrgenommen“, bestätigt Arns.

„Spannend wie ein Agententhriller“

Allerdings war die Ausstellung mit 8000 Menschen sehr gut besucht. Aus den Gesprächen wissen die Hartware-Mitarbeiter, dass auch viele Fachleute kamen. Arns: „Eine Besonderheit der Schau war das historische Material“. Die Kuratorinnen – neben Inke Arns waren es Kata Krasznahorkai und Sylvia Sasse von der Uni Zürich – hatten die Rolle der Geheimdienste in der Kunst aufgedeckt, wühlten sich dafür durch Berge von Akten aus zehn Ländern.

Die Kuratorinnen der preisgekrönten Dortmunder Schau: Kata Krasznahorkai (v.l.), Inke Arns und Sylvia Sasse.

Die Kuratorinnen der preisgekrönten Dortmunder Schau: Kata Krasznahorkai (v.l.), Inke Arns und Sylvia Sasse. © HMKV

Sie fanden heraus, wie Künstler drangsaliert, Galerien und Ausstellungen zur Schließung gezwungen wurden, wie sich Agenten als „schillernde Figuren“ (Arns) in die Performance-Szene hineinlogen. „Die Schau ist so spannend wie ein Agententhriller“, hatte unsere Zeitung damals gelobt.

Zu früh geschlossen

Leider musste die Ausstellung, die vom 16. Oktober 2019 bis 19. April 2020 geplant war, schon im März 2020 wegen des ersten Corona-Lockdowns schließen. „Meist ist der letzte Monat der am besten besuchte“, seufzt Inke Arns. „Wir wären sicherlich auf 11.000 Besucher gekommen, wenn nicht mehr.“

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