
Nico Lenz am Boden: Der Kamener SC hat den Aufstieg in die Bezirksliga verpasst. © Reith
Tränen und Enttäuschung: Kamener SC verpasst den Aufstieg in die Bezirksliga vorerst
Fußball
Viele enttäuschte Gesichter beim Kamener SC: Nach dem verpassten Aufstieg bekommt der Klub am Donnerstag und Sonntag eine zweite Chance auf die Bezirksliga.
Die ersten Tränen flossen schon in der Halbzeitpause beim Kamener SC. Torhüter Carsten Schrader tröstete einen jungen Fan in blau-gelber Kluft. Da stand es 0:3 aus Sicht des Kamener SC im Aufstiegsspiel gegen den VfL Kamen. Am Ende verpasste der so souveräne Meister der Fußball-Kreisliga A2 den Bezirksliga-Aufstieg am Samstagabend und muss Donnerstag und Sonntag ins Hoffnungsspiel. Die Enttäuschung war riesig.
Schrader schwieg auch nach Schlusspfiff und wollte nichts sagen. Bei Verteidiger und Co-Kapitän Nico Lenz flossen Tränen nach Abpfiff auf dem Rasenplatz in Hamm-Pelkum. Dann die Geste, die Hoffnung machte: Die Spieler, die auf dem Rasen verstreut lagen, rafften sich auf, gingen in die Kurve, applaudierten vor den Fans neben der KSC-Bank.

Gelber Rauch zieht auf: Trainer Ahmet Kahya (r.) sieht die Fans des Kamener SC, als die Mannschaften einlaufen. © Reith
Vor dem Anpfiff hatten die Fans mit Konfetti-Kanonen und einem gelben Rauchtopf noch das Stadion eingehüllt. Die riesige Kamener Vereinsfahne, Nachwuchskicker mit Trikots und kleinen Fahnen, Megafone, Trommeln – mit dem hohen Rückstand schwand der Optimismus auch im Block. Es wurde merklich still in Halbzeit zwei. Doch die Fans spendeten fair Applaus zurück.
Fair waren auch die Szenen nach Abpfiff größtenteils, denn es hatte nie ein enges Spiel gegeben. VfLer bauten bei allem Jubel auch den KSC wieder auf. Ein zweiter Bezirksligist aus der Sesekestadt, ein echtes Stadtderby, ist der kollektive Wunsch. VfL Kamens Fußballvorstand Jörg Müller crashte nach Schlusspfiff ein Interview: „Wir feiern heute, der KSC feiert nächste Woche. In den Farben getrennt, aber in der Sache vereint!“
Vom Kamener SC ging zu keinem Zeitpunkt große Gefahr aus
Auch KSC-Trainer Ahmet Kahya beglückwünschte nach Schlusspfiff den VfL: „Das muss man heute neidlos anerkennen. Die waren klar die bessere Mannschaft. Wir haben heute nicht stattgefunden über 90 Minuten, keine Spielstafette nach vorne gehabt, aber VfL Kamen hat es sehr gut gemacht“, sagte Kahya.
„Die Niederlage tat schon weh. VfL war aber die Klasse auch besser. Das ist auch brutale Qualität gewesen“, sagte auch KSC-Geschäftsführer Bernd Schimanski, der wie immer mit seiner grauen Stoppuhr um den Hals neben der Mannschaft saß.
Weil der Spielverlauf so deutlich war, haderte man im KSC-Lager auch nur kurz bei zwei strittigen Szenen, nämlich als VfL-Stürmer Engin Duman Torwart Schrader traf und als Mehmet Dikmen nachtrat – dass der KSC hier die Rote Karte gesehen hatte, war am Ende Randnotiz. „Ob es dann anders gelaufen wäre, lassen wir mal dahingestellt sein. Auch mit zehn Mann hätten sie die Klasse mehr gehabt als wir“, so Schimanski.
Nun liegen alle Hoffnungen auf dem Hin- und Rückspiel gegen den Vertreter aus Bielefeld. „Für uns geht es Donnerstag weiter. Wir müssen gucken, dass wir das Ding schnellstmöglich vergessen. Wir müssen es Donnerstag viel, viel besser machen, um die zweite Chance zu nutzen“, sagte Kahya. „Wir müssen es sacken lassen und nochmal Vollgas geben am Donnerstag und Sonntag“, sagte auch Schimanski.
Besonders ungünstig: Der Kamener SC fliegt am Sonntag nach Mallorca – die Mannschaftsfahrt liegt zwischen dem verlorenen Aufstiegsspiel am Samstag und den überkreislichen Entscheidungsspielen. Der Kamener SC besitzt Heimrecht im ersten Spiel.
Vorstandsmitglied Sascha Behling kam lange nach Schlusspfiff zu KSC-Stürmer Jonas Hahn, der nach seinem ausgekugelten Zeh vor einigen Wochen gegen RW Unna mit einem getapten Fuß und Schmerzmitteln gekämpft hatte, und forderte, den Frust auf Mallorca „wegzufeiern“. Nichts anderes dürfte der Kamener SC nun machen.
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
