Zu den Themen Liebe und Partnerschaft gibt es unzählige unterschiedliche Studien. Eine davon kam neulich zu dem Ergebnis, dass die meisten Paare nur fünf bis zehn Minuten am Tag „richtig“ miteinander reden würden. Dieses Phänomen kennt auch Paartherapeutin Jennifer Angersbach aus Unna.
Die Sprachlosigkeit in der Partnerschaft sei häufig Zeichen fehlender Sicherheit und emotionaler Verbindlichkeit, sagt sie. „Verliebte Paare sitzen gerne im Café und beobachten dann Pärchen, etwas abwertend, die sich maximal über die Karte unterhalten und froh sind, wenn das Essen da ist und man sich nicht miteinander auseinandersetzen muss.“ Dabei sei klar, dass man am Anfang einer Partnerschaft einander auch viel mehr zu sagen hat. „Man lernt sich kennen und selbst so oberflächliche Fragen wie Musik oder Urlaubsziele sorgen für ausreichend Themen.“ Wer sich aber auch noch nach Jahren angeregt im Restaurant unterhalten möchte, der könne dafür selbst einiges tun.
Was unterscheidet ein gutes Gespräch vom Smalltalk?
Smalltalk beschäftigt sich mit dem Wetter, Deeptalk geht, wie der Name schon sagt, in die Tiefe. Hier werden intime Gedanken, Sehnsüchte, Träume oder auch Bedürfnisse besprochen. Die Oberflächlichkeit des Smalltalks hat ein ganz anderes Ziel. Hier kann man abklopfen, ob man harmoniert, es wird bewertet, kategorisiert – und im Idealfall stimmt man überein.
Smalltalk dient zur Überbrückung oder aber als Vorspiel für ein gutes Gespräch. So kann man über das Wetter durchaus in eine sehr tiefe Diskussion über die Klimakatastrophe, Veränderungen, den Mensch und Krisen eintauchen, sich positionieren und sich gar ‚verändern‘ lassen, von neuen Aspekten, die man durch den anderen erfährt. Und damit ist auch schon ein Aspekt eines guten Gesprächs benannt: Offenheit dafür, sich ‚verändern‘ zu lassen.
Wie viel Kommunikation ist nötig für eine Beziehung?
Kommunikation ist der Schlüssel für eine gesunde, stabile, sichere und tiefe Verbindung. Damit diese gelingt, ist es wichtig, sich auf den anderen zu beziehen, genau zuzuhören, neugierig zu sein und verstehen zu wollen und sich selbst mitzuteilen. Es klingt so banal, aber wir neigen dazu, rasch zu bewerten, ob wir etwas gut oder schlecht finden, oft noch lange bevor wir den anderen wirklich verstanden haben. Diese Bewertung verunsichert: „Hier laufe ich Gefahr, abgewertet zu werden.“ Irgendwann erzählt man kaum mehr etwas von der Arbeit, weil der Partner ohnehin schon geurteilt hat, dass man sich „einfach was Neues“ suchen soll. Als Beispiel. Und wer selbst bei solchen Themen Sorge hat missverstanden und abgelehnt zu werden, der wird sich hüten, die intimsten Sehnsüchte und Gedanken zu teilen.
Haben Sie ein Paar Tipps für Paare, die sich einfach nichts mehr zu sagen haben?
Wer offen ist, sich an dem anderen zu bereichern, im Sinne von Wachstum und neuen Perspektiven, neugierig und interessiert an den Dingen ist, die der andere fühlt und denkt und verstehen will, führt vermutlich richtig tolle und tiefe Gespräche. Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber falls man Dinge unterschiedlich sieht, kann das auch nebeneinander stehen.
Also: Einerseits braucht es den Mut, sich zu öffnen, Interesse des Gegenübers und weniger Bewertung des Gesagten – und andererseits auch die Offenheit, sich durch ein Gespräch verändern zu lassen. Ansonsten stößt man einander immer wieder vor den Kopf und irgendwann verstummen beide.
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