Tini Stoessel: "Erfolg kommt nicht von selbst"
Interview mit dem Telenovela-Star
Sie kommt aus Südamerika, aber die halbe Welt kennt sie: Martina Stoessel ist der Star der argentinischen Telenovela „Violetta“. Die drei Staffeln der Serie wurden bislang in 130 Ländern ausgestrahlt. Jetzt ist es an der Zeit für einen Kinofilm. Im Interview erzählt die 19-Jährige von guten Freunden und ihrer Lieblingsmusik.

Tini Stoessel ist viel in der Welt unterwegs. Von den Städten sieht sie allerdings sehr zu ihrem Bedauern wenig.
In einer Telenovela singt man, schauspielert und tanzt man. Wohin soll es denn bei Ihnen letztendlich mal gehen?
Ich liebe tatsächlich alle drei Dinge. Obwohl es natürlich sehr unterschiedliche Tätigkeiten sind. Aber wenn ich auf der Bühne bin, gehört das Tanzen zum Singen natürlich dazu. Und es ist auch sehr schön, nach einer Tour zur Abwechslung wieder vor die Kamera zu dürfen. Ich würde gern alles beibehalten und so weitermachen.
Wie sind Sie als junger Mensch entdeckt worden? Viele Mädchen erträumen sich exakt Ihr Leben. Was müssen die tun?
Schon während meiner Schulzeit habe ich immer gern gesungen und getanzt. Es war ein Hobby von mir, und ich bin nicht von Casting zu Casting gegangen. Meine Eltern wollten auch, dass ich die Schule vernünftig absolviere. Aber dann war da halt mit 14 dieses Disney-Casting, und ich bin einfach hinmarschiert. Es war mein erstes, und ich hatte nie damit gerechnet, dass sie mich ernsthaft nehmen. Das war schon magisch. Aber Fakt ist auch, dass man hart an sich arbeiten muss, um dann auch wirklich dauerhaft Erfolg zu haben. Da kommt nichts mehr von selbst.
Als ich gerade zum Hotel kam, standen da ganz viele Mädchen vor der Tür in der Hoffnung, Sie mal kurz zu sehen oder ein Autogramm zu bekommen. Können Sie verstehen, warum jemand dafür Stunden in der Kälte steht?
Na ja, eigentlich müssten Sie das die Mädels fragen (lacht). Es ist total verrückt, dass die Fans da stehen und das nur wegen mir. Aber ich bin natürlich auch sehr dankbar dafür, dass ich diese Zuneigung bekomme und so eine Unterstützung erfahre, sowohl bei meinem Violetta-Projekt als auch als Tini auf der Bühne. Ich komme aus Argentinien nach Deutschland, und die Mädchen können alle meine Songs auf Spanisch mitsingen. Das kann ich mir wirklich nicht richtig erklären und auch nicht fassen. Aber es freut mich total.
Ich hab mir den Trailer zu Ihrem Kinofilm angeguckt. Da gibt es eine Szene, in der Sie vor dem Publikum fliehen und alleine sein wollen. Gibt es das auch im Leben von Martina Stoessel?
Nein, fliehen möchte ich nicht. Aber ein Jahr auf Tour ist physisch und emotional einfach sehr anstrengend – ich bin ja dann auch einfach nicht zu Hause, und dann freue ich mich schon, meine Eltern und Freunde wiederzusehen und zu umarmen. Es ist also nie eine Flucht, sondern die Sehnsucht nach der Heimat.
Viele Künstler haben das Problem, nach einem Konzert vor 10 000 Menschen plötzlich wieder alleine zu sein. Wie geht das einer jungen Frau mit 19 Jahren?
Ich kann diese Situation sehr gut verstehen. Wenn man nach dieser Energieleistung, der Mischung an Gefühlen, die eine Show erfordert – manchmal machen wir ja sogar zwei am Tag –, dann alleine im Flugzeug sitzt, ist das schon ein krasser Kontrast. Aber ich weiß nicht genau, was mich da bislang geschützt hat, aber es ist nie wirklich ein Problem für mich gewesen. Wenn ich jemanden zum Reden brauche, ist auch immer jemand da. Meine Eltern, Freunde oder andere Vertraute. Und wenn ich wirklich mal mit mir ganz alleine bin, versuche ich, mich selbst besser kennenzulernen und etwas Positives aus diesen Momenten zu schöpfen. Ich sehe es also auch positiv.
Wir sind in einem luxuriösen Hotelzimmer in Berlin. Sehen Sie noch mehr von dieser Stadt, oder bleibt es fast immer bei Hotel und Flughafen?
Leider ist es wirklich so, dass ich meist überhaupt keine Zeit habe, die Städte, in denen ich auftrete, zu erforschen. Das ist wirklich etwas, das mich stört, aber es ist derzeit nicht zu ändern. Aber wenn ich mal Zeit habe, streife ich sehr gern durch die Städte, selbst wenn es nur für fünf Minuten sind.
Gibt es eine Lieblingsstadt?
Ich habe mich ein bisschen in Amsterdam verliebt und würde dort gerne noch mal privat hin.
Ich empfehle eine Grachtenfahrt mit einem kleinen Boot. Die kann man mieten und die Tour selbst gestalten.
Hört sich gut an. Grachtenfahrt habe ich natürlich gemacht, aber mit einem großen Ausflugsboot und vielen Menschen um mich herum. Aber ich war zumindest im Anne-Frank-Haus. Es war sehr bedrückend und grausam.
Welche Musik würden Sie machen, wenn Sie frei wählen könnten?
Ich habe ja vor zwei Monaten mein erstes Soloalbum veröffentlicht und darauf geachtet, dass es ein Stilmix wird, der meinem weit gestreuten Musikgeschmack entspricht. In der Zukunft werde ich aber weiter viel ausprobieren.
Haben Sie selbst schon was geschrieben?
Bei meinem Album hatte ich Komponisten für die Musik, bei den Texten habe ich aber selbst mitgeschrieben. Und bei der Endabnahme habe ich entschieden, was aufs Album kommt. Das will ich weiterentwicklen.
Hören Sie privat eher Enrique Iglesias oder Pink Floyd?
Ich bin da sehr offen. Ich liebe zum Beispiel Amy Winehouse sehr, aber auch den Flamenco. Das geht bei mir durchaus zusammen. Jazz sowieso. Aber in meinem Alter muss man noch offen sein für alles, finde ich.
In Sachen Amy Winehouse: Vorsicht mit dem Alkohol.
Da besteht bei mir wirklich keine Gefahr.
Viele Mädchen hätten Sie gern als Freundin. Sind Sie privat eine gute Freundin? Haben Sie in dem Job überhaupt noch Freunde?
Freunde sind das Wichtigste in meinem Leben. Für die würde ich alles geben, selbst mein Leben. Und natürlich höre ich zu, wenn Sie mir von ihren Problemen erzählen. Umgekehrt kann ich ihnen auch alles erzählen. Ja, ich habe durchaus noch Freundinnen. Und manchmal lade ich sie einfach ein, mich ein Stück auf Tournee zu begleiten. Bei der letzten Tour war es so, dass mich einen Monat lang meine Familie und dann einen Monat meine beste Freundin begleitet haben. Dann war ich auch mal einen Monat allein, das war dann aber kein Problem. Und anschließend haben mich dann an meinem Geburtstag meine fünf besten Freundinnen besucht. Ich kenne sie, seit wir zwei Jahre alt waren. Sie sind immer noch meine besten Freundinnen und extrem wichtig in meinem Leben.
Lohnt es sich für deutsche Jungs noch, Ihnen eine romantische Mail zu schreiben?
Immer her damit (lacht). Ich habe zwar seit einiger Zeit einen Freund, aber ich mag es, wenn Jungs mutig genug sind, so etwas zu tun.