Tim Lobinger hofft auf Jubiläumssprung und WM-Gold
Viva Valencia! Im 23. Jahr seiner Karriere greift Tim Lobinger noch einmal nach Gold. Mit seinem 100. Wettkampf über mindestens 5,80 Meter will der Stabhochspringer am Wochenende bei den Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathleten wieder die Sterne vom Himmel holen.
«Momentan würde ich meine körperliche Verfassung mit eins plus bezeichnen. Bisher haben 5,80 immer für eine Medaille in der Halle gereicht», sagt der Stabhochspringer. In diesem Winter wirkt der 35 Jahre alte Lobinger wie ein junger Hüpfer: Von elf Wettbewerben gewann der Münchner acht.
Als Lobinger im Januar in Dormagen mit 5,76 Meter in die Hallen- Saison gestartet war, jubelte er nach dem «besten Saisoneinstand» seiner Karriere: «Valencia ist eine pulsierende Stadt. Dort hole ich Gold. Viva Valencia.» Ein Leisetreter war der Höhenjäger noch nie. Seine größten Erfolge ordnete Lobinger gerne gleich selbst in die Historie ein. Von einem «geschichtlichen Sieg» sprach er bei seinem Triumph bei der Hallen-WM 2003 in Birmingham. «Das ist Sportgeschichte», jubelte er nach seinem 6,00-Meter-Satz und dem deutschen Rekord im August 1997 in Köln.
Von einem historischen Ereignis redet Lobinger auch, wenn es um die Hallen-EM vor zehn Jahren - ebenfalls in Valencia - geht: Damals räumten mit Lobinger, Michael Stolle und Danny Ecker drei Deutsche die Medaillen ab. In diesem Jahr ruhen die deutschen Hoffnungen allein auf Lobinger, denn Konkurrent Ecker musste seinen Start wegen einer Rückenverletzung absagen. «Ich kenne die Anlage, das ist ein Vorteil», sagt Vielspringer Lobinger optimistisch. «Auch ein Vorteil ist, dass ich gesund bin für die zwei Tage mit den zwei Wettkämpfen innerhalb von 20 Stunden. Das ist eine brutale körperliche Belastung.» Aber er habe ja eine «gigantische Fitness». 40 000 US-Dollar gibt es übrigens für Gold in Valencia.
Obwohl Ecker im vergangenen Jahr als Hallen-Europameister von Birmingham und Dritter der Freiluft-WM in Osaka Lobinger ausgestochen hatte, sieht sich dieser noch als Mittelpunkt der Stabhochsprung- Szene. «Ich bin die Aufhängung des Karussells, und alle anderen drehen sich um mich. Es sind immer Leute gekommen und wieder gegangen», sagte er kürzlich in einem Interview.
Unterm Dach ist Lobinger jedenfalls immer noch eine Macht. Als Hallen-Spezialist sieht er sich jedoch «ganz und gar nicht: Meine stärkeren Leistungen habe ich immer draußen abgerufen. Ich habe zweimal bei einer EM eine Medaille gewonnen», sagt er, räumt aber auch ein: «Ich glaube, dass ich mehr Pech hatte im Freien. Eine Sternstunde fehlt mir draußen. Sternstunden kann man nicht planen.»
All seine Sprünge über mindestens 5,80 Meter hat Lobinger auf seiner Homepage (www.tim-lobinger.de) fein säuberlich aufgelistet. 1996 gelang ihm dieses Kunststück zum ersten Mal. An den großen Sergej Bubka wird der deutsche Meister trotz seiner langen Karriere nicht mehr herankommen - abgesehen davon, dass ihm der Ukrainer 35 Weltrekorde, einen Olympiasieg und sechs WM-Titel im Freien voraus hat: Bubka kann zwischen 1984 und 1998 gleich 160 Wettkämpfe vorweisen, bei denen er mindestens 5,80 Meter hoch sprang.
- Leichtathletik ,
- Halle ,
- WM