Nach dem Brand auf einem Bauernhof in Unna werden immer mehr Details über den Bewohner bekannt. Der 51-Jährige steht im Mittelpunkt von Ermittlungen wegen Verstößen gegen den Tierschutz - und das nicht zum ersten Mal, wie Recherchen unserer Redaktion zeigen.
So soll der Mann in den vergangenen Jahren bereits mehrfach wegen Verstößen gegen den Tierschutz auffällig geworden sein – allerdings nicht in Unna, sondern als Funktionär eines Reitervereins in einer anderen Stadt. Ob Schimmel im Stall, erkrankte Pferde oder zu wenig Streu: Die Verstöße waren ganz unterschiedlicher Art. Auch Kontrollen des zuständigen Veterinäramts soll er wiederholt verweigert haben. Es kam zu mehreren Bußgeldverfahren vor Gericht, mindestens einmal musste der Mann zahlen; wahrscheinlich sogar in allen drei Fällen.

Mehr als 200 Tiere sichergestellt
Auch auf seinem Bauernhof in Unna hielt der mittlerweile 51-Jährige mehrere Pferde und Ponys. 26 davon wurden bei einer ersten Durchsuchung seines Hofes im Januar 2024 beschlagnahmt - und zwar „ad hoc“, weil der schlechte Zustand der Tiere laut Amtstierärzten des Kreises kein Zuwarten mehr zuließ. Bei einer zweiten Durchsuchung im Mai 2024 wurde ein weiteres Pony sichergestellt - und darüber hinaus etliche andere Tiere. Insgesamt waren es mehr als 200.
Daraufhin wurde gegen den Bewohner nicht nur ein Tierhalteverbot verhängt, auch die Staatsanwaltschaft Dortmund als Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität in NRW ermittelt gegen ihn, wie die Staatsanwaltschaft uns auf Anfrage bestätigte. Abgesehen von den Missständen in der Tierhaltung geht es in dem Verfahren auch um illegalen Welpenhandel und einen Verstoß gegen das Tierarzneimittelgesetz. Zudem soll der 51-Jährige illegale Reitveranstaltungen organisiert haben.
FN will rechtliche Schritte prüfen
Was sich genau hinter dem letzten Vorwurf verbirgt, dazu schweigt die Staatsanwaltschaft. „Das ist Gegenstand der Ermittlungen. Dazu gebe ich keine weiteren Auskünfte“, heißt es von Staatsanwalt Alexander Kilimann auf Nachfrage der Redaktion.
Ob es sich um nicht offiziell angemeldete Reitturniere oder vielleicht illegale Pferderennen handelt? Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) kann dazu nur Vermutungen anstellen. „Das kann schlicht bedeuten, dass für die Veranstaltungen eine erforderliche öffentlich-rechtliche Genehmigung fehlte“, erklärt FN-Justiziarin Dr. Constanze Winter. Allerdings wäre es außergewöhnlich, dass sich die Staatsanwaltschaft für das Fehlen einer solchen Genehmigung interessieren würde. „Im schlimmsten Fall bedeutet es, dass im Rahmen der Veranstaltungen Tierschutzrecht oder Strafrecht verletzt wurde“, so Winter weiter. Die FN will nun ihrerseits rechtliche Schritte gegen den 51-Jährigen prüfen.
Wer hat sich um die Pferde gekümmert?
Trotz Tierhalteverbots standen auch am Tag des Brandes am 7. März zwei Pferde in den Stallgebäuden in Vinning. Sie starben in den Flammen. Nach Angaben des Kreisveterinäramts gehörten die Pferde nicht dem Hof-Bewohner. „Teil der Ermittlungen muss jetzt sein, ob die Tiere durch den Besitzer selbst versorgt wurden“, teilte die Pressestelle des Kreises Unna seinerzeit mit. Andernfalls hätte der Bewohner gegen sein Tierhalteverbot verstoßen.
Denkbar wäre es, dass sich der Pferdebesitzer selbst um die Tiere gekümmert hat und alle paar Tage wenn nicht sogar täglich zum Hof gefahren ist, um für Futter, Wasser und Bewegung zu sorgen. Die Frage, wer seine Pferde auf dem Hof eines Mannes abstellt, der ein Tierhalteverbot hat und sich im Notfall nicht um die Tiere kümmern darf, muss dabei offen bleiben.
Ermittlungen zur Brandursache dauern an
Die Ermittlungen zu dem Brand selbst laufen aktuell noch. Ob es sich um eine Unachtsamkeit, einen technischen Defekt oder Brandstiftung handelt, ist weiterhin fraglich. Die Polizei macht zu der möglichen Brandursache bislang keine Angaben.
Ein Kontakt der Redaktion zum Bewohner besteht nicht. Versuche ihn über seine Familie oder auf anderem Wege zu erreichen, schlugen bislang fehl.
