Terror in London: Was wir wissen - und was nicht

Hintergründe noch unklar

Noch immer wirft das Attentat von London Fragen auf. Unklar bleibt, ob der Angreifer Mitwisser oder -täter hatte. Nun gibt es Details über dessen Identität, ein Experte zweifelt an einer direkten Verbindung des IS zum Attentäter. Was wir wissen - und was nicht.

London

23.03.2017, 06:51 Uhr / Lesedauer: 2 min

Beim Terroranschlag im Herzen Londons hat ein Angreifer mindestens vier Menschen getötet und rund 50 weitere verletzt, einige von ihnen schwer. Der Täter selbst wurde erschossen, nachdem er einen Polizisten niedergestochen und tödlich verletzt hatte.

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Schüsse vor britischem Parlament

Vor dem Londoner Parlament sind am Mittwoch Schüsse gefallen. Mehrere Menschen sollen nach britischen Medienberichten verletzt worden sein. Zwei Menschen lagen direkt vor der Westminster Hall, einem Teil des britischen Parlaments, auf dem Boden. Scotland Yard bestätigte über den Kurznachrichtendienst Twitter eine Schießerei, ohne Details zu nennen.
22.03.2017
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Was wir wissen:

  • Der Täter: Bei dem Attentäter von London handelte es sich nach Polizeiangaben um einen 52-jährigen Mann namens Khalid Masood. Er wurde demnach als Adrian Russell Ajao in Großbritannien geboren. Er lebte zuletzt in der Region West Midlands um Birmingham und verwendete eine Reihe von Aliasnamen. Premierministerin Theresa May zufolge stand er im Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein. Eine Verurteilung wegen terroristischer Aktivitäten gab es nicht. „Seine erste Verurteilung war 1983 wegen Sachbeschädigung, die letzte 2003 wegen unerlaubten Besitzes eines Messers“, teilte die Polizei mit.
  • Die Tat: Nach Angaben der Ermittler raste der Täter mit einem Auto in Passanten auf der Westminster-Brücke. Er fuhr wenige hundert Meter weiter und krachte mit dem grauen Hyundai i40 in den Zaun des Parlamentsgebäudes. Danach sprang er aus dem Wagen und stach einen unbewaffneten Polizisten nieder. Anschließend wurde er von einem anderen Beamten erschossen. * Die Toten: Es gab neben dem Angreifer mindestens vier Tote. Auf der Westminster-Brücke starben ein etwa 50-jähriger Tourist aus den USA und eine 43-jährige Britin. Ein 75-jähriger Mann aus London erlag am Donnerstag seinen Verletzungen. Der getötete Polizist war 48.
  • Die Verletzten: Mindestens 50 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Zwei Tage nach dem Anschlag befanden sich zwei Opfer weiterhin in einem kritischen Zustand, eines schwebte noch in Lebensgefahr. Auch eine Deutsche ist den Angaben zufolge unter den Verletzten. Menschen aus elf Ländern mussten im Krankenhaus behandelt werden. Unter anderem drei französische Schüler, zwei rumänische, zwei griechische und vier südkoreanische Staatsbürger sowie ein Pole, ein Italiener, ein Amerikaner, ein Chinese und ein Ire. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten.
  • Die Ermittlungen: Die Polizei nahm Terrorermittlungen auf. In Zusammenhang mit dem Anschlag wurden nach Angaben von Scotland Yard zehn Menschen festgenommen. Eine Frau wurde auf Kaution wieder freigelassen. Insgesamt wurden mehr als 20 Wohnungen in London, Birmingham und anderen Orten durchsucht. Indizien für weitere bevorstehende Gefahren für die Öffentlichkeit gibt es derzeit nach Polizeiangaben nicht. 

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Was wir nicht wissen:

  • Motiv: Unklar ist, ob der Täter aus eigenem Antrieb handelte oder ob er vom Islamischen Staat beauftragt wurde. Die Terrormiliz hat die Tat für sich reklamiert. Der Terrorismusforscher Peter Neumann bezweifelt, dass Masood in direktem IS-Auftrag handelte. Unklar ist auch, ob der 52-Jährige seinen Anschlag bewusst genau ein Jahr nach den Attentaten von Brüssel beging.  
  • Mögliche Mittäter:  Scotland Yard vermutet zwar, dass es sich um einen Einzeltäter gehandelt hat, schließt aber Mitwisser oder Helfer nicht aus. Die Behörden bemühen sich um Klarheit. Unklar war zunächst auch in welcher Beziehung die Festgenommenen, darunter mehrere Frauen, zu Masood standen. 
  • Vorbereitung der Tat: Der Ablauf der Tage und Stunden vor der Tat ist noch unklar. Die BBC berichtete, Masood soll mehrere Nächte in einem Hotel im südenglischen Brighton verbracht haben, allerdings nicht am Stück. Britischen Medien zufolge soll er zum Islam konvertiert und sehr religiös geworden sein. Angeblich lebte er zeitweise in Saudi-Arabien und arbeitete dort als Englischlehrer. 

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dpa