Taylor Swift verzaubert ihre Fans in Gelsenkirchen Grandioser Konzertauftakt in Deutschland

Taylor Swift spielt erstes Gelsenkirchen-Konzert: Glitzer, Freudentränen und Makellosigkeit
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Das war es also, das erste von drei Gelsenkirchen-Konzerten auf der „Eras Tour“ der US-Sängerin Taylor Swift (34). Und sie hat geliefert, wofür sie bekannt ist: Perfektion.

Die etwa 60.000 Zuschauer und auch die Stadt Gelsenkirchen hatten dem Triple-Konzert entgegengefiebert, schließlich war es Swifts erstes Deutschland-Konzert seit 2015 und schließlich ist diese laufende Welttournee bereits die kommerziell erfolgreichste der Musikgeschichte.

Luftbild der Veltins-Arena. Lange Schlangen vor den Eingängen.
Bis zum Beginn der Vorband schlängelten sich die Zuschauer noch ums Stadion. © dpa/Christoph Reichwein

„Swifties“ im passenden Outfit für Konzert

Die „Swifties“ - so nennen sich die Hardcore-Fans des Superstars - müssen durchaus Stehvermögen mitbringen. Einlass ins Stadion ist ab 16.30 Uhr, einige kampierten aber schon länger dort, um auch wirklich so nah wie möglich an der Bühne zu stehen. Ihren letzten der wahnsinnigen 45 Songs spielte Taylor Swift an diesem Abend gegen 23 Uhr.

Für 18.15 Uhr war die Vorband Paramore angekündigt, doch ums Stadion drängten sich immer noch die Massen, die in die Veltins-Arena gelangen wollen. Einige sind nicht zufrieden mit der Wegeführung, wissen nicht, wohin und die vielen Ordner können nicht immer weiterhelfen. Vereinzelte verlassen die Schlangen, in denen sie seit einer Stunde stehen und versuchen ihr Glück woanders.

Für angespannte Stimmung sorgt das bei den Leuten aber gar nicht. Geduldig und gesittet bilden sie Schlangen; einzelne Grüppchen stimmen hin und wieder einen Taylor-Song an. Die „Swifties“ scheinen die liebsten Fans überhaupt zu sein. Die allermeisten hier sind junge Frauen und tragen Paillettenröcke, haben sich Plastik-Edelsteinchen um ihre Augen geklebt und sich Glitzer auf die Arme und Haare gepudert.

Laura und Tobias posieren in der Schlange vor dem Stadion.
Lauras (re.) Outfit ist an ihre Lieblingsalben angelehnt. © Martin Teichert

So zum Beispiel Laura, die mit ihrem Mann Tobias extra aus Leipzig angereist ist. „Wir haben einfach versucht, online irgendein Ticket zu bekommen. Wir wären auch nach London oder Stockholm geflogen“, erzählt Laura. Die 250 Euro pro Ticket war es dem Paar wert. Mit der Musik von „Taylor“, wie Fans sie nur nennen, ist Laura aufgewachsen: „Es sind einfach schöne Lieder und durch die Texte kann man ihr Leben und ihre Beziehungen mitleben.“

Swift-Konzert in Gelsenkirchen: Publikum trägt zur Kulisse bei

Wer es dann trotz des Andrangs in die Veltins-Arena geschafft hat, bekommt als erstes ein „Xyloband“ überreicht - ein Armband, das ferngesteuert leuchtet, sodass es zur Show passt. So wird das Publikum bereitwillig zum Teil der Kulisse.

Durch die Reihen laufen Ordner mit Wasserkanistern auf dem Rücken und verteilen kostenlos Becher mit stillem Wasser. An den Getränkeständen gibt es 0,2 Liter Bier für 3 Euro und Wildberry Lillet für 7,00 - ohne Pfand, aus Wegwerfbechern.

Paramore als Vorband bei Taylor Swift-Konzert

Gegen 18.50 Uhr startete die US-amerikanische Vorband Paramore mit einem 30-minütigen Set, unter anderem mit einem Cover des Talking Heads-Klassikers „Burning Down The House“. Anfangs klang das noch recht wummernd und hallend, aber im Laufe des energiegeladenen Auftritts wurde dies ausgesteuert. Sängerin Hayley Williams wirbelte hin und her über den langen Bühnensteg.

Paramore, live, Gelsenkirchen.
Die Vorband Paramore tritt bei Weitem nicht so pompös auf wie Taylor Swift, aber gibt sich sehr energiegeladen auf der Bühne. © Martin Teichert

Taylor Swift spielt 45 Songs bei Konzert in Gelsenkirchen

Nach nur einer kurzen Umbaupause, gegen 19.40, erscheint dann ein Countdown auf der Leinwand, die so groß ist wie drei Fußballstadionblöcke. Als der auf null läuft, tauchen Tänzer mit mehreren Meter hohen Pfauenschweifen aus Stoff auf der Bühne auf. Von der Hauptbühne geht ein breiter Steg durch die halbe Halle ab. Plötzlich bilden die großen Schweife eine Kuppel und siehe da, Taylor Swift taucht wie Zauberei unter dem Stoff auf.

Impression der Eröffnungsszene mit sechs großen Stoff-Schweifen.
Einsprengsel aus Zirkus und Theater werten den Konzertabend noch auf. © Martin Teichert

„Eras Tour“ heißt: Swift geht noch einmal ihr gesamtes Œuvre seit 2007, als sie noch 18 Jahre alt war, durch; spielt ein paar Songs von jedem ihrer zehn Alben, insgesamt 45 an diesem Abend - drei Stunden.

Ihre größten Hits waren dabei: „We Are Never Ever Getting Back Together“, „I Knew You Were Trouble“, „Shake It Off“, „Blank Space“ und „Anti-Hero“, um nicht alle zu nennen. Die Live-Rock-Band am Bühnenrand wurde durch reichlich Playback ergänzt.

Den Reaktionen der Fans nach zu urteilen - und hier erreichte das Kreischen medizinische Relevanz -, war der Song des Abends das Uptempo-Liebeslied „You Belong With Me“ (2009). Ein Schmankerl für die Fans war auch die zehnminütige Version des Stücks „All Too Well“. Nach der intimen Pianoballade „Champagne Problems“ brach es aus den Fans heraus: minutenlange Ovationen, die selbst Taylor Swift ins Staunen versetzte.

Erfolgreichste Sängerin der Geschichte

Ganzkörperfoto von Taylor Swift auf der Bühne in Gelsenkirchen.
Immer die rechte Hand am Mikrophon und die linke frei für Gefühls-Gesten. © dpa/Marius Becker

Warum lieben sie so viele so sehr? Was macht sie anders als die anderen? Sie hat nicht die größte Stimme; selbst Hayley Williams von der Vorband Paramore hat sie an diesem Abend gesanglich in den Schatten gestellt. Das scheint aber irrelevant zu sein: Sie trifft jeden Ton, ihre Stimme ist wiedererkennbar und das Publikum singt meistens so laut mit, dass sich all das mit der perfekten Abmischung der Pophits in einem wohligen Hall des Stadions vermengt.

Das Tanzen ist auch nicht ihres, aber auch das ist egal; so ist sie mit ihrer Mimik und ihren Gesten näher beim Publikum und immer on point. Mit ihrer linken Hand streicht sie immer wieder durch die Luft, nach oben, unten, links und rechts, vollzieht dabei die Gefühle des Liedes nach und als seien ihre Finger Zauberstäbe, die die Gefühle ihrer Fans dirigieren.

Im Publikum sieht man einen Mann im mittleren Alter mit Turban, der „Champagne Problems“ aus ganzem Herzen mitsingt neben zwei Teeny-Mädels, die unentwegt Selfies mit dem Rücken zur Bühne machen. Manche singen gleich einfach jeden einzelnen Song mit. Hier und dort kullert eine Träne. Ihre Taylor ist ihnen wichtig, ihre Texte, die authentischer scheinen als bei anderen und ihre perfekten Pop-Melodien.

Erfolgreichste Tournee der Geschichte

Auch die Tänzerinnen und Tänzer sowie einige Bühnenbildnisse müssen Erwähnung finden. Wenn Taylor selbst schon keine Shakira ist: Sie hat eine starke Gruppe, die charismatisch die starken Choreografien um sie herum tanzt. Das in Kombination mit Bühnenbildern wie einem riesigen weißen Bettgestell zu ihrer neuen Single „Fortnight“ oder die bemooste Waldhütte für die „Evermore“-Era machen aus der „Eras Tour“ weit mehr als ein paar Musikabende.

Es folgen zwei weitere Konzerte in Gelsenkirchen am 18. und 19. Juli - bereits ausverkauft - sowie zwei in Hamburg und zwei in München, bevor es für den großen Tross von Swift nach Warschau und Wien weitergeht. Die „Eras Tour“ begann im März 2023 in den USA und soll im Dezember 2024 in Kanada enden.


Zu Ehren von Taylor Swift: Gelsenkirchen wird „Swiftkirchen“: Überraschungen für Fans geplant