Tag des Bieres: Berühmte Mythen zum deutschen Lieblingsgetränk

Faktencheck

„Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!“ lautet eine von vielen Redewendungen zum Lieblingsgetränk der Deutschen. Doch welche der zahlreichen Biermythen stimmen eigentlich?

Berlin

23.04.2022, 16:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Am Tag des Bieres (23. April) werden die Biermythen auf den Prüfstand gestellt.

Am Tag des Bieres (23. April) werden die Biermythen auf den Prüfstand gestellt. © picture alliance/dpa

Mehr als 1500 Brauereien, bis zu 6000 verschiedene Marken, zahllose Museen zur Kulturgeschichte. Bier gilt noch immer als das liebste Getränk in Deutschland – obwohl die Corona-Pandemie beim Absatz auch hierzulande deutliche Spuren hinterlassen hat. Zeit für einen Faktencheck:

Behauptung: In Europa wurde das Bierbrauen erfunden

Bewertung: Falsch.

Fakten: Bier gibt es schon, seit der Mensch Getreide anbaut. Bereits vor Tausenden Jahren war das Gebräu in Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, populär. Die dort lebenden Sumererinnen und Sumerer kannten Historikerinnen und Historikern zufolge mindestens neun Sorten, die sie vor allem aus Gerste und Emmer, einer Weizenart, produzierten. Die Kunst des Brauens gelangte über Babylonien nach Ägypten, wo es schon 3000 vor Christus die ersten Kneipen gegeben haben soll. Der älteste archäologische Hinweis auf die Braukunst der Germaninnen und Germanen stammt aus Kulmbach (Bayern): Bierkrüge aus der Zeit um 800 vor Christus.

Behauptung: Bier ist der Gesundheit förderlich

Bewertung: Nur teilweise richtig.

Biochemikerinnen und Biochemiker der Universität Nürnberg-Erlangen haben tatsächlich herausgefunden, dass im Bier enthaltene Stoffe eine durch Übergewicht und falsche Ernährung verursachte Verfettung der Leber bremsen sowie den Fett- und Zuckerstoffwechsel günstig beeinflussen können. Xanthohumol zum Beispiel kommt ausschließlich im Hopfen vor und sorgt für die gelbe Farbe seiner Blüten. Dennoch: Wegen seines Alkoholgehalts ist herkömmliches Bier natürlich keine Medizin. Empfehlung der Forschenden daher: alkoholfrei genießen!

Behauptung: Alkoholfreies Bier enthält keinen Alkohol

Bewertung: Stimmt nicht unbedingt.

Wie andere Biere wird auch das alkoholfreie hierzulande streng nach dem Reinheitsgebot gebraut: aus Wasser, Gerste, Hefe und Hopfen. Ein kleiner Rest Alkohol könne in „alkoholfreiem“ Bier aber noch enthalten sein, heißt es beim Deutschen Brauer-Bund: „Entweder wird die Gärung bei dem Erreichen der Restalkoholgrenze von 0,5 Prozent gestoppt oder dem fertig gebrauten Bier wird nach dem herkömmlichen Brauprozess der Alkohol entzogen.“ Die gute Nachricht für Autofahrerinnen und Autofahrer: Selbst nach einigen Gläsern droht keine nennenswerte Erhöhung der Alkoholkonzentration im Blut, wie eine Studie der Uni Freiburg ergab. Einige Brauereien bieten aber auch Sorten mit 0,0 Prozent an.

Behauptung: Beim Bierkonsum liegen die Deutschen europaweit vorn

Bewertung: Falsch.

Das europäische Land mit dem höchsten Bierkonsum pro Kopf ist Tschechien. Im Jahr 2020 tranken die Tschechinnen und Tschechen laut dem europäischen Brauerverband Brewers of Europe durchschnittlich 135 Liter Bier. Lag der Bierkonsum in Deutschland im Jahr 1980 pro Kopf noch bei 146 Litern pro Jahr, sank dieser laut Deutschem Brauer-Bund 2020 auf rund 87 Liter im Jahr.

Behauptung: Bier sollte man am Besten aus dem Krug genießen

Bewertung: Sommeliers und Som­me­li­è­re raten ab.

Die wahre Kennerin und der wahre Kenner bevorzugen ein hochwertiges dünnes und lichtdurchlässiges Kristallglas - sagen zumindest Biersommeliers wie Markus Raupach aus Bamberg. Weil er nicht die passende Form habe, könne ein dickwandiger Krug das spezielle Aroma einer Sorte nur begrenzt wiedergeben. Ein Pils zum Beispiel verliere seinen typischen Charakter. Zudem erwärme es sich in einem ungekühlten Krug leichter und werde dadurch schneller schal. Ein dünnes, glattes Glas hingegen sorgt dafür, dass Aromastoffe und Kohlensäure erhalten bleiben. Und noch ein Tipp: Bier aus der Flasche sollte für Feinschmeckerinnen und Feinschmecker tabu sein, denn die meisten Aromen nimmt beim Trinken die Nase wahr.

RND