Strafen für betrügerische Impfvordrängler gefordert

Coronavirus

Tausende Menschen versuchen jede Woche, mit Tricks oder falschen Angaben, in Impfzentren und bei Hausärzten an eine Corona-Impfung zu kommen. Die Vordrängler könnten bald bestraft werden.

Berlin

11.05.2021, 17:33 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wer sich beim impfen vordrängelt, soll bestraft werden. So fordern es nun Patientenschützer.

Wer sich beim impfen vordrängelt, soll bestraft werden. So fordern es nun Patientenschützer. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Angesichts zunehmender Versuche von Impfwilligen, sich ungerechtfertigt und teils mit falschen Angaben eine vorzeitige Impfung zu verschaffen, wird der Ruf nach Strafen laut. „Zwar werden Tausende erwischt, aber es fehlt an Sanktionen“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. „Sich beim Impfen vorzudrängen, ist weiterhin keine Ordnungswidrigkeit.“

Viele Impfzentren klagen nach einem Medienbericht über Aggressivität von Impfwilligen und zunehmende Versuche, sich eine vorzeitige Impfung zu erschleichen. Das SWR-Fernsehmagazin „Report Mainz“ berichtete von mehreren tausend Fällen.

Hamburger Impfzentrum meldet 2000 Vordrängler pro Woche

Allein das Hamburger Impfzentrum meldete demnach zuletzt 2000 Vordrängler in einer Woche. Um vorzeitig an einen Impftermin zu kommen, würden etwa falsche Alters- oder Berufsangaben gemacht, berichtete „Report“. In München würden bis zu 350 Vordrängler in der Woche erwischt, in Saarbrücken bis zu 140. Die Redaktion hatte bei den Impfzentren der Landeshauptstädte nachgefragt, allerdings erfassen nicht alle die Zahlen zu Impfvordränglern.

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Der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Martin Helfrich, sagte dem ARD-Magazin: „Die Stimmung wird aggressiver. Den Menschen ist teilweise sehr klar, dass sie nicht berechtigt sind und trotzdem versuchen sie, sich impfen zu lassen.“

„Report“-Recherchen zeigen demnach, dass die Impfbetrüger sich oft als höher priorisierte Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen oder Schwangeren ausgeben. Denn eine pflegebedürftige Person etwa kann zwei Kontaktpersonen benennen, die vorrangig geimpft werden. In einem der SWR-Redaktion bekannten Fall schafften es aber statt zwei acht junge und gesunde Leute, sich als Kontaktpersonen impfen zu lassen.

Massiver Druck in Impfzentren und bei Hausärzten

Brysch sagte mit Blick auf den Druck vieler Impfwilliger: „Jetzt werden Vakzine freigegeben. Damit entsteht in den Impfzentren und bei den Hausärzten massiver Druck. Am Patientenschutztelefon erfahren wir von psychischen und physischen Drohgebärden.“

Insgesamt haben die Impfstellen mittlerweile mehr als 35 Millionen Impfdosen gegen Corona verabreicht - etwas weniger als 27,3 Millionen bei Erstimpfungen und weitere gut 7,8 Millionen bei Zweitimpfungen (Stand Montag). 32,8 Prozent der Menschen haben mindestens eine Impfung erhalten. Den vollen Impfschutz erhielten demnach bislang 9,4 Prozent der Bevölkerung.

RND/dpa

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