Stolpernder Magath sucht Ausweg aus der Krise

Als Felix Magath zu später Stunde auf dem Weg zur Pressekonferenz stolperte, erkannten einige Beobachter darin schon etwas Symbolhaftes. Selbst der im Vorjahr unfehlbar scheinende Trainer des FC Schalke 04 ist vor Unzulänglichkeiten nicht mehr gefeit - und ging zu Boden.

Lyon (dpa)

von Von Ulli Brünger, dpa

, 15.09.2010, 11:12 Uhr / Lesedauer: 2 min

Felix Magath (r) nimmt die die Hinausstellung von Benedikt Hoewedes (l) zur Kenntnis.

Felix Magath (r) nimmt die die Hinausstellung von Benedikt Hoewedes (l) zur Kenntnis.

Immerhin rappelte Magath sich schnell wieder auf. Und das erwartet der 57-Jährige nach dem unnötigen 0:1 zum Auftakt der Champions-League bei Olympique Lyon auch von seinem Team bis zum brisanten Bundesliga-Hit gegen Borussia Dortmund. «Dieses Derby muss man sowieso immer gewinnen, egal ob man oben oder unten steht. Von daher kommt es zur rechten Zeit», sagte Magath.

Auch Manuel Neuer betrachtet das Duell mit dem Rivalen als Chance. Man könne zwar viel verlieren, «auch sehr viel gewinnen», betonte der Kapitän. «Wir müssen die positiven Dinge mitnehmen: Bis zum Gegentor haben wir eine ordentliche Leistung gezeigt und in der 2. Halbzeit mit zehn Mann kein Tor mehr zugelassen. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft zusammenhalten. Am Sonntag brauchen wir eine starke Team- Leistung», appellierte der Torhüter.

Trotz kleiner Fortschritte bleibt Schalke nach vier Pflichtspielniederlagen eine Großbaustelle. Eine ideale Abwehrformation ist nicht in Sicht. Aus dem Mittelfeld kommen kaum spielerische Akzente. Und die hochkarätigen Neuverpflichtungen Klaas-Jan Huntelaar und Raúl erwiesen sich auch in Lyon nicht als die erhofften Verstärkungen. Sie zeigten weder Torgefahr noch Führungsqualität. Gleichwohl gibt sich Magath weiter als Daueroptimist: «Wir haben eine gute Leistung abgeliefert in einem Wettbewerb, in dem wir noch alle Chancen haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir gegen Dortmund noch stärker spielen werden.»

Die Hoffnung auf die Wende zum Guten wird bei Schalke zum Dauerthema. Tatsächlich kontrollierten die Knappen bis zum 0:1 durch Michel Bastos die Partie beim französischen Vizemeister, verpassten aber die frühe Führung durch Jefferson Farfan. Und es passt zur bisherigen Saison voller Pleiten, Pech und Pannen, dass die Elf die vierte Auftakt-Niederlage in der «Königsklasse» nach 2001, 2005 und 2007 durch einen zu kurzen Rückpass von Aushilfs-Verteidiger Christoph Moritz selbst einleitete. «Christoph war doch die ärmste Sau», meinte Neuer, und stellte sich schützend vor den 21-Jährigen. «Er bekommt einen schweren Pass, hat einen schnellen Mann hinter sich. Ihn zum Sündenbock zu machen, ist nicht fair.»

Moritz sprach von einer «dumme Aktion», musste sich vom Trainer aber keinen Vorwurf anhören. Zumal dieser den gelernten Mittelfeldspieler als Ersatz für den verletzten Christoph Metzelder auf die ungewohnte Position hinten rechts beordert hatte. Eine ideale Lösung war das nicht, wie der Patzer zeigt. Gleichwohl haderte Magath weit mehr mit der zweiten Schlüsselszene, dem überzogenen Platzverweis durch den kroatischen Schiedsrichter Ivan Bebek für Innenverteidiger Benedikt Höwedes (38.). Danach beschränkte sich das Team darauf, die Niederlage in Grenzen zu halten. «Die Rote Karte war der Knackpunkt. Ich habe nicht mehr gehofft, dass wir dann noch mit zehn Mann beim letztjährigen Halbfinalisten das Stadion stürmen», erläuterte Magath.

Höwedes brachte nach seinem Foul an Jimmy Brian kein Verständnis für seine zweite Hinausstellung nach «Gelb-Rot» beim Hamburger SV zum Liga-Start auf. «Ich hatte mit Gelb gerechnet. Die Aktion war nicht lebensbedrohlich. Ich bin nicht mit gestrecktem Bein hingegangen», schimpfte der U 21-Europameister, der im zweiten Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon am 29. September zuschauen muss.