Stiche gegen Vorurteile Jodi Picoults Roman „Wildhonig“

Stiche gegen Vorurteile
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Jodi Picoult hat eine riesige Fan-Gemeinde, und sie macht es ihren Lesern nicht immer gemütlich. Rassismus, Abtreibung, Gewalt, Organspende – auch mit kontroversen Themen findet sie zielsicher den Weg in die Bestsellerlisten.

Auch wenn der Verlag eine unvergessliche Liebesgeschichte preist und Familiengeheimnisse und ihre Aufdeckung eine Rolle spielen: Das gesellschaftlich kontroverse Thema von „Wildhonig“ ist Transsexualität. Und darüber kann die Leserschaft mindestens ebenso viel lernen wie übers Imkern, das in diesem Roman eine große Rolle einnimmt.

Hass in Sozialen Medien

Warum sind Menschen Transpersonen gegenüber so grausam? Warum provoziert das Thema einen solchen Hass, wie man ihn in den Sozialen Medien beobachten kann?

„Ich glaube, dass sie [die Leute] es nicht haben können, wenn etwas anders ist. Sie kommen nicht damit klar, dass die Welt auf eine Weise kompliziert ist, die sie nicht verstehen können“, erklärt uns das Mädchen Lily im Roman.

Spannender Geschworenenprozess

Lily sorgt für den einen Erzählstrang, überwiegend geschrieben von Jennifer Finley Boylan. Die Perspektive Olivias, der Mutter ihrer großen Liebe Asher, hat Jodi Picoult aufgeschrieben. Lily und Asher verlieben sich, beide werden mit großer Liebe und Hingabe von alleinerziehenden Müttern großgezogen, die gute Gründe hatten, die Väter ihrer Kinder zu verlassen.

Doch dann geschieht in der romantischen Idylle das Unvorstellbare: Lily kommt ums Leben und Asher wird verdächtigt, sie getötet zu haben. Es kommt zu einem aufsehenerregenden Geschworenenprozess.

Vorhersehbares Ende

Der recht vorhersehbare Schluss des Romans ist beileibe nicht sein stärkster Part, und die Details der Imkerei bergen manche Länge, aber das Eintauchen in das Schicksals eines Menschen, der im falschen Körper auf diese Welt gekommen ist, und wie diese Welt auf ihn reagiert, entschädigt für manche Schwäche des Buches.

Bleibt zu hoffen, dass „Wildhonig“ zumindest in der Picoult-Fanbase mit manchem Vorurteil aufräumen kann.

Zum Thema

Roman

Jodi Picoult: Wildhonig, 560 S., Bertelsmann, 18 Euro, ISBN 978-3-5701-0420-0.

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