Starke Frau geht in Ostpreußen ihren Weg Kazimira“ im Theater Oberhausen uraufgeführt

Starke Frau geht in Ostpreußen ihren Weg
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Kazimira aus dem gleichnamigen Roman von Svenja Leiber ist eine besondere Frau: Ruhig, aber entschlossen selbstbestimmt geht sie ihren Weg. Und der ist nicht leicht, denn sie lebt zwischen Kaiserreich und dem Ende des Zweiten Weltkriegs im ländlichen Ostpreußen – bevormundet von Männern (auch dem eigenen) und in ihrer Nähe konfrontiert mit zunehmendem Antisemitismus und den Gräueln des Nationalsozialismus.

Die Regisseurin Krystyn Tuschhoff und die Dramaturgin Saskia Zinsser-Krys haben „Kazimira“ am Freitag am Theater Oberhausen auf die Bühne gebracht. Sie entwerfen dabei ein dreieinhalbstündiges Fünf-Generationen-Geschichtspanorama, das – unter Einbeziehung von a cappella-Gesängen und Nymphen aus der griechischen Mythologie – von großer Einfühlsamkeit und atmosphärischer Dichte geprägt ist.

Bernstein-Zentrum

Die Handlung spielt bei der russischen Ortschaft Jantarny, die, benannt nach dem unter ihr lagernden größten Bernstein-Vorkommen der Erde, bis 1945 als Palmnicken zu Deutschland gehörte. Dort betreibt der jüdische Unternehmer Hirschberg eine Grube, für die auch Kazimiras Mann Antas arbeitet. Dort wird Kazimira sich in die Polin Jadwiga verlieben und dort wird später auch das historisch verbürgte Massaker stattfinden, bei dem 3000 Frauen und Kinder von der SS ins eiskalte Meer getrieben und erschossen wurden.

Anike Sedello deutet das Setting eher abstrakt an mit einem überdimensionalen, auf dem Bühnenboden liegenden Kronleuchter, an dem bernsteinfarbene Kristalle hängen, während sie über ihre Kostüme ein sehr konkretes Zeitkolorit vermittelt.

Ein großer Theaterabend

Im Spiel des glänzenden, elfköpfigen Ensembles wechseln realistische und stilisierte Darstellung ab. Große Emotionen werden durch feine tänzerische Bewegungen abgefedert, der Umgang mit Gewalt findet subtil statt.

Anke Fonferek zeigt als Kazimira ihre ganze Größe, indem sie der Brutalität der Männer ihren stillen Widerstand entgegensetzt. Ein ganz großer Theaterabend!

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Termine: 24. 1., 7. / 21. 2., 9. / 28. 3.2025; Karten: Tel. (0208) 857-81 84.

www.theater-oberhausen.de

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