Stadtmuseum Hagen stellt 100 Jahre altes Spielzeug aus
150 Exponate
Es gibt Ausstellungen, die wollen nur Kinder sehen. Und es gibt Ausstellungen, die finden nur Erwachsene interessant. Die Ausstellung „Technisches Spielzeug“ im Hagener Stadtmuseum ist sowohl für Erwachsene als auch für Kinder sehenswert. Für die Einen, um in alten Zeiten zu schwelgen, für die Anderen, um zu sehen, wie zu Opas Zeiten gespielt wurde.
Ob es noch viele Menschen gibt, die Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt haben, ist zu bezweifeln. Aus dieser Zeit stammen die 150 Exponate der Ausstellung, die von der Dampfmaschine über die Lokomotive bis zum Baukastensatz für ein riesiges Wasserflugzeug alles zeigt, womit damals in deutschen Kinderzimmern gespielt wurde.
„Jedenfalls in den betuchteren Familien“, stellt Dietmar Freiesleben, Historiker im Stadtmuseum Hagen, klar.
Ursprünglich habe es die Idee gegeben, aus Jungen kleine Ingenieure zu machen. „Das funktionierte aber nicht immer“, weiß er. „Vielmehr ging es darum, Werte wie Ordnung, Fleiß und Umsicht zu vermitteln.“ Botschaften, die via Spielzeug heimlich ins Kinderzimmer gelangten.
Aufwendig verarbeitet
Dass die teils sehr aufwendig verarbeiteten Ausstellungsstücke die eine oder andere Reichsmark kosteten, wird zum Beispiel beim Blick auf das Modell des ausgestellten Riesenrads klar.
Nieten, Metallstreben, Stützen – alles ist bis ins letzte Detail verarbeitet, fast wie beim Original im Wiener Prater. „Das ist schon was für Mechanikermeister – technisch sehr anspruchsvoll“, sagt Freiesleben mit Blick auf die teils komplizierten Baukastenmodelle.
Spielesammler
Kein Wunder, dass die meisten Exponate hinter Glas gesichert sind. Gespielt werden darf damit nicht. Für spielwütige Kinder hat das Museum eine kleine Ecke mit strapazierfähigem Holz- und Plastikspielzeug eingerichtet.
Das mag sicherlich auch im Sinne des Besitzers der Exponate sein: Hartwig Lauter, ein passionierter Spielesammler. Der Arzt begann vor über 50 Jahren mit der Sammlung von Dampfmaschinen, Straßenbahnen oder Spielzeugschiffen, ein Teil davon ist bis Anfang Oktober in der Ausstellung in Hagen zu sehen.
Ein Dampfschiff für 160 000 Euro
Dass die drei Modelle des Alfa Romeo P 2 zu den unspektakulärsten Ausstellungsstücken der Sammlung zählen, spricht für die Qualität der restlichen Exponate. Immerhin gelten die 53 Zentimeter langen, 1920 gebauten Modellautos unter Experten als die schönsten Spielzeugautos, wie Historiker Dietmar Freiesleben verrät. 160 000 Euro
Und: „Bei einer Auktion wurde kürzlich ein Dampfschiff, wie es auch in der Ausstellung zu sehen ist, für 160 000 Euro versteigert“, erklärt Freiesleben. Von Spielzeug kann da wohl nicht mehr die Rede sein.