Stadtmuseum Hagen stellt 100 Jahre altes Spielzeug aus

150 Exponate

Es gibt Ausstellungen, die wollen nur Kinder sehen. Und es gibt Ausstellungen, die finden nur Erwachsene interessant. Die Ausstellung „Technisches Spielzeug“ im Hagener Stadtmuseum ist sowohl für Erwachsene als auch für Kinder sehenswert. Für die Einen, um in alten Zeiten zu schwelgen, für die Anderen, um zu sehen, wie zu Opas Zeiten gespielt wurde.

HAGEN

, 11.05.2015, 14:41 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ob es noch viele Menschen gibt, die Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt haben, ist zu bezweifeln. Aus dieser Zeit stammen die 150 Exponate der Ausstellung, die von der Dampfmaschine über die Lokomotive bis zum Baukastensatz für ein riesiges Wasserflugzeug alles zeigt, womit damals in deutschen Kinderzimmern gespielt wurde.

„Jedenfalls in den betuchteren Familien“, stellt Dietmar Freiesleben, Historiker im Stadtmuseum Hagen, klar.

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Technisches Spielzeug in Hagen

Das Stadtmuseum Hagen bietet mit seiner Ausstellung "Technisches Spielzeug" nicht nur kleinen Besuchern viel zu sehen.
07.04.2015
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Die Ausstellung beginnt mit der Dampfmaschine und - passend dazu - mit Lokomitiven, die mit Spiritus betrieben werden© Daniele Giustolisi
Die Ausstellung beginnt mit der Dampfmaschine und - passend dazu - mit Lokomitiven, die mit Spiritus betrieben werden.© Daniele Giustolisi
Detailgetreu gibt es Bahnhofe und sogar wartende Menschen zu sehen.© Daniele Giustolisi
Im nächsten Ausstellungssaal wird es noch technischer. Hier sind Kräne und Brücken aller Art zu sehen.© Daniele Giustolisi
Nicht ganz so viel Technik steckt hinter diesem kleinen Spielzeugauto.© Daniele Giustolisi
Komplizierter geht es bei den Baukastenmodellen zu. Auf diesem Bild ist eine Eisenbahnbrücke zu sehen.© Daniele Giustolisi
Dieses Modell ist wohl eher nichts für Kinder. Viel zu technisch und kompliziert ist der Aufbau.© Daniele Giustolisi
Auch das Riesenrad - ein Nachbau des Fahrgeschäfts im Wiener Prater - ist ein hochtechnisches Spielzeug. Weltweit gibt es solche ein Exemplar nur selten.© Daniele Giustolisi
Der Mississippi-Dampfer ist ein echter Hingucker der Ausstellung.© Daniele Giustolisi
Auch eine Lokomotive zum Zusammenbauen ist ausgestellt.© Daniele Giustolisi
Dieses Spielzeugschiff fährt unter der Flagge des Deutschen Reiches. Im Kaiserreich war Schwarz-Weiß-Rot ab 1892 die offizielle Nationalflagge.© Daniele Giustolisi
Dieses Spielzeugschiff fährt unter der Flagge des Deutschen Reiches. Im Kaiserreich war Schwarz-Weiß-Rot ab 1892 die offizielle Nationalflagge.© Daniele Giustolisi
Eisenbahnen, diesen Eindruck hat man zumindest bei der Ausstellung, waren vor 100 Jahren noch des Kindes liebstes Spielzeug.© Daniele Giustolisi
Diese Eisenbahnbrücke ähnelt der Hohenzollernbrücke in Köln.© Daniele Giustolisi
Autos waren schon immer ein beliebtes Spielzeug - dieses Exemplar zählt zu den kleinsten Exponaten der Ausstellung und ist etwa zehn Zentimeter lang.© Daniele Giustolisi
Das Auto - noch heute ein beliebtes Spielzeug. Nicht nur für Kinder.© Daniele Giustolisi
Das Auto - noch heute ein beliebtes Spielzeug. Nicht nur für Kinder.© Daniele Giustolisi

Ursprünglich habe es die Idee gegeben, aus Jungen kleine Ingenieure zu machen. „Das funktionierte aber nicht immer“, weiß er. „Vielmehr ging es darum, Werte wie Ordnung, Fleiß und Umsicht zu vermitteln.“ Botschaften, die via Spielzeug heimlich ins Kinderzimmer gelangten.

Aufwendig verarbeitet

Dass die teils sehr aufwendig verarbeiteten Ausstellungsstücke die eine oder andere Reichsmark kosteten, wird zum Beispiel beim Blick auf das Modell des ausgestellten Riesenrads klar.

Nieten, Metallstreben, Stützen – alles ist bis ins letzte Detail verarbeitet, fast wie beim Original im Wiener Prater. „Das ist schon was für Mechanikermeister – technisch sehr anspruchsvoll“, sagt Freiesleben mit Blick auf die teils komplizierten Baukastenmodelle.

Spielesammler

Kein Wunder, dass die meisten Exponate hinter Glas gesichert sind. Gespielt werden darf damit nicht. Für spielwütige Kinder hat das Museum eine kleine Ecke mit strapazierfähigem Holz- und Plastikspielzeug eingerichtet.

Das mag sicherlich auch im Sinne des Besitzers der Exponate sein: Hartwig Lauter, ein passionierter Spielesammler. Der Arzt begann vor über 50 Jahren mit der Sammlung von Dampfmaschinen, Straßenbahnen oder Spielzeugschiffen, ein Teil davon ist bis Anfang Oktober in der Ausstellung in Hagen zu sehen.

Ein Dampfschiff für 160 000 Euro

Dass die drei Modelle des Alfa Romeo P 2 zu den unspektakulärsten Ausstellungsstücken der Sammlung zählen, spricht für die Qualität der restlichen Exponate. Immerhin gelten die 53 Zentimeter langen, 1920 gebauten Modellautos unter Experten als die schönsten Spielzeugautos, wie Historiker Dietmar Freiesleben verrät. 160 000 Euro

Und: „Bei einer Auktion wurde kürzlich ein Dampfschiff, wie es auch in der Ausstellung zu sehen ist, für 160 000 Euro versteigert“, erklärt Freiesleben. Von Spielzeug kann da wohl nicht mehr die Rede sein.

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