Das Kamener Kreuz ist einer der größten, viel befahrensten und bekanntesten Verkehrsknotenpunkte Deutschlands. Am Wochenende verliert es zeitweise seine Funktion. Dann erfolgt eine Sperrung direkt in dem Verkehrskreuz. Das kündigte Mirko Heuping, Sprecher der Autobahngesellschaft Westfalen, an diesem Donnerstag (21.3.) an. Ursache: Die Kräfte der Autobahnmeisterei reparieren Fahrbahnschäden im Kamener Kreuz zwischen A1 und A2.
Am Sonntag (24.3.) soll von 8 bis 13 Uhr die Verbindung von der A2 in Fahrtrichtung Hannover auf die A1 Fahrtrichtung Köln gesperrt werden. Die Umleitung führt bis zur Anschlussstelle Hamm, wo die Verkehrsteilnehmer zurück zum Kreuz geführt werden. Außerdem: Die Abfahrt der Anschlussstelle Kamen-Zentrum in Fahrtrichtung Bremen wird gesperrt. Die Umleitung führt hier über Hamm/Bergkamen und dann über die A1 zurück nach Kamen-Zentrum, was einige Kilometer Umweg bedeutet.

Weitere Baustelle am Kamener Kreuz
Die angekündigte Sperrung ist nicht die einzige Baustelle im und am Kamener Kreuz. Zurzeit wird auf der A1 der Verkehr in beiden Fahrtrichtungen durch eine Baustelle geführt, weil in Höhe der Anschlussstelle Kamen-Zentrum eine neue Brücke für die A1 gebaut wird. Das ist notwendig, weil das Bauwerk, dessen älteste Bauteile aus den 50er-Jahren stammen, für die stetig steigenden Verkehrsbelastungen auf der A1 nicht ausgelegt ist. Die Brücke, die über die Unnaer Straße zwischen Unna und Kamen führt, besteht aus vier Teilbauwerken – zwei aus dem Jahr 1956, zwei aus dem Jahr 1980. Bisher ist lediglich das erste der vier Bauwerke abgerissen worden.

Bauwerk seit Jahrzehnten im Wandel
Die Bauarbeiten erinnern daran, dass das Kamener Kreuz seit Jahrzehnten im Wandel ist – und dass es Verkehrskreuze nicht schon immer gab. Ihre Geschichte reicht jetzt etwa 100 Jahre zurück: Als Erfinder der typischen Kleeblatt-Form, die erstmals ohne Querverkehr das Kreuzen großer Verkehrsstraßen ermöglichte, gilt der Schlosserlehrling Willy Saarbach aus Basel in der Schweiz.
Der 17-jährige Tüftler erhielt im Jahr 1929 eine Patentschrift vom Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum unter dem Titel „Anlage einer Kreuzung oder Abzweigung von Autostraßen unter sich oder mit Landstraßen.“ Das Planwerk lag während der NS-Zeit dem ersten Kleeblatt Europas zugrunde, das ab 1934 im sächsischen Schkeuditz entstand. In NRW ist das Leverkusener Kreuz das erste Autobahnkreuz gewesen, gefolgt vom Kamener Kreuz, erstes dieser Art in Westfalen.
Bei Eröffnung des Kamener Kreuzes war A1 noch nicht durchgehend
Als es im Oktober 1956 eröffnet wurde, bedeutete das nicht, dass es dazu auch schon durchgehende Autobahnen gab. Der Verkehr wurde zu dem Zeitpunkt an der Ausfahrt Kamen-Nord in Höhe der Rottumer Straße abgeleitet. Über Landstraßen ging es einige Kilometer weiter, bevor man wieder Anschluss fand. Eine Notlösung, die bis zum 9. September 1965 Bestand hatte. Erst im November 1968 wurde die sogenannte Hansalinie Kamen-Bremen eröffnet, die A1 in Nordsüd-Richtung.
Die Stadt Kamen gab im November 1965 ein Heft heraus, in dem der Anlass entsprechend gewürdigt wurde. „Die Stadt Kamen (...) hat die Möglichkeit, ihre Bedeutung als zentraler Ort im inneren und kontinentalen Straßenverkehr auszubauen und durch die Verbindung mit Bremen über die Kontinente hinweg friedliche Handels- und Austauschinteressen zu fördern“, schrieb der damalige Stadtdirektor Fritz Rethage. Eine Einschätzung durchaus mit Weitsicht.