Solo und Traumtor aus der eigenen Hälfte Marko Schott zaubert mit 48 Jahren in Unna

Solo und Traumtor aus der eigenen Hälfte: Marko Schott zaubert mit 48 Jahren in Unna
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In Dortmund ist Marko Schott noch Sportlicher Leiter von Westfalia Wickede, in Unna kickt er für den B-Kreisligisten SV Afferde. Bei den Hallenfußball-Stadtmeisterschaften in Unna hat Schott am Samstag eine Gala auf dem Parkett hingelegt und war dafür zu seiner anderen Party zu spät gekommen, nämlich seiner eigenen Geburtstagsfeier.

Der 48-Jährige nahm die gegnerischen Mannschaften förmlich auseinander. Der SV Afferde spielte sich als Geheimfavorit in einen Tor-Rausch. In beiden Gruppenspielen, im Halbfinale und im Spiel um Platz drei erzielte Marko Schott Scorerpunkte. Fünf Tore, vier Vorlagen – wenn er am Ball war, wurde es meist spektakulär.

Gegen den C-Ligisten FC Romania Unita fuhr Schott zwei Konter: Erst lupfte er, dann reichte eine Körpertäuschung, um den gegnerischen Torhüter zu verladen. Gegen Mühlhausen ein Übersteiger und dann lässig abgelegt – der Bezirksligist ging gegen Afferde unter. Im stolzen Fußballalter zeigte Marko Schott, wie man in der Halle richtig kickt: Auch bei seinen Tempodribblings hatte er den Blick für den Mitspieler.

Nach dem Halbfinal-Abpfiff umarmen sich Doppeltürschütze Daniel Pilzecker  (l.) und Marko Schott.
Nach dem Halbfinal-Abpfiff umarmen sich Doppeltürschütze Daniel Pilzecker (l.) und Marko Schott. © Michael Neumann

Das schönste Turniertor gelang ihm gegen die SG Massen im Halbfinale. Er hatte das Auge, dass Dominic Sousa da Costa zu weit vor dem eigenen Tor stand und chippte aus der eigenen Hälfte die Führung. Afferde wurde schließlich Turniervierter. „Es wäre möglich gewesen, auch Erster oder Zweiter zu werden“, ärgerte sich Schott im Gespräch drei Tage nach dem Budenzauber in in Unna.

Und auch dass Afferde das Spiel um den dritten Platz gegen den SuS Lünern aus dem Unnaer Osten verlor, wurmt den ehrgeizigen Hallenkicker: „Es ist schon ein Unterschied, ob du gewinnst oder verlierst. So gehen wir jetzt mit zwei Niederlagen aus dem Turnier und hätten das Treppchen noch erreichen können.“

Vor zehn Jahren war Schott bereits Stadtmeister in Dortmund. „Die Turniere sind nicht zu vergleichen. In Unna haben wir es in sechs Stunden durchgezogen, in Dortmund sind es drei Wochenenden. Das ist eine ganz andere Nummer. Unna ist etwas familiärer, das hat genau so viel Spaß gemacht“, sagte Schott. Ob Afferde auch in der Nachbarstadt Dortmund sportlich mithalten könnte? „Ja, die könnten mitspielen, zumindest in der Vorrunde“, meinte Schott.

Zu spät zur eigenen Party

Um in Unna mitzuspielen, kam er zu seiner eigenen Geburtstagsfeier sogar zu spät. Schott wurde vergangene Woche 48 Jahre alt und hatte das Vereinsheim in Afferde gebucht. Die ersten Gäste waren schon da. Im Livestream der Sportredaktion verfolgten sie dann, wie der Gastgeber einige Kilometer weiter in der Sporthalle des Ernst-Barlach-Gymnasiums in Unna brillierte.

Ein bisschen „krank in der Birne“ müsse man schon sein, um immer noch in dem Alter Fußball zu spielen. Aber: „Mir ist es zu früh, um aufzuhören. Die Jahre nimmt einem keiner und es kann auch ganz schnell vorbei sein. In der Halle liegt immer noch ein Reiz. Dafür quäle ich mich noch durch, weil ich Bock habe.“ Die Schmerzen an den Tagen danach gab es gratis dazu.

Im Spiel um Platz drei verlor Afferde mit Marko Schott (r.) nach 2:0-Führung noch 2:4. Am Ende war die Luft raus.
Im Spiel um Platz drei verlor Afferde mit Marko Schott (r.) nach 2:0-Führung noch 2:4. Am Ende war die Luft raus. © Michael Neumann

Dem Projekt in Afferde wird Schott in den kommenden Jahren wohl weiter treu bleiben. Wie unter der Woche bekannt wurde, hört er am Saisonende beim Landesliga-Schlusslicht Wickede auf. 16 Jahre war der aktiv bei Wickede, spielte hier zusätzlich noch die gesamte Jugend. Groß einsteigen in Afferde als Sportchef oder Trainer will Marko Schott aber nicht, obwohl er seine Entwicklung beim Dorfverein sieht.

Afferde im Aufwind

„Was der Verein bewegt hat, ist wirklich gut. Hier dreht keiner durch. Alles steht auf festen Füßen und ist auf gesunden Beinen aufgebaut“, sagte Schott, der mit Afferde für Furore sorgte, als im Kreispokal Oberliga-Absteiger Hammer SpVg beim SVA scheiterte und der Klub den Halbfinaleinzug Monate später sogar verspielte. Mit 2:0 führte Afferde gegen Lohauserholz bereits – im Elfmeterschießen kam dann das Aus. Sensationell waren die Auftritte des Aufsteigers dennoch, der als aktueller Tabellenzweiter den Durchmarsch in die Kreisliga A machen könnte.

Im neuen Jahr nimmt der SV Afferde dann einen neuen Anlauf auf Unnas Hallenkrone. Könnte Schott sich vorstellen, bei einem Titel als Aktiver ganz aufzuhören? „Klar, ein Titel wäre ein ordentlicher Abschied. Aber ich wäre wahrscheinlich so bescheuert, dass ich den Titel danach noch einmal bestätigen wollen würde.“

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