So kam es zum EU-Referendum in Großbritannien
Was bisher geschah
Mit dem EU-Referendum fällt die Entscheidung, ob das Land in der EU bleiben oder aus der Gemeinschaft austreten soll. Bis zur Volksabstimmung über den Brexit war es ein langer Weg. Hier gibt es einen Überblick.

Eine Frau trägt auf der Liverpool Street am 23.06.2016 in London, am Tag der Abstimmung beim Referendum über den Austritt oder Verbleib Großbritanniens in der EU, eine Handtasche mit einem Aufkleber mit der Aufschrift "Don't let someone else decide your future - Vote remain" für den EU-Verbleib.
Januar 2013: Großbritanniens Premierminister David Cameron kündigt an, die Bürger seines Landes bis spätestens 2017 über den Verbleib in der EU abstimmen zu lassen.
März 2014: Cameron stellt sieben Forderungen zum Verbleib in der EU. Dazu gehören strengere Einwanderungsregelungen, der Abbau von Handelsschranken mit Ländern in Amerika und Asien sowie eine größere Zurückhaltung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte.
November 2014: Der britische Premier verknüpft die Frage des EU-Austritts mit Forderungen zur Migrationspolitik. So sollen Einwanderer aus EU-Ländern nach Großbritannien erst nach vier Jahren Wohngeld, Kindergeld und andere Leistungen beanspruchen können.
Mai 2015: Die Tories um Cameron erringen einen furiosen Sieg bei der Parlamentswahl und sichern sich die absolute Mehrheit. Der Premier erneuert seine Ankündigung eines EU-Referendums.
November 2015: Cameron fordert weitgehende EU-Reformen. Vor allem sollen Nicht-Euro-Länder wie Großbritannien nicht gegenüber der Euro-Gruppe benachteiligt. Erneut droht er mit einem EU-Austritt.
Dezember 2015: EU-Ratspräsident Donald Tusk kündigt an, dass die Briten im Februar Klarheit haben sollen, inwieweit die EU-Reformforderungen Camerons umgesetzt werden können. Wirklich kein Zurück mehr gibt es seit dem 17. Dezember 2015, als Königin Elizabeth II. dem "European Union Referendum Act 2015" formell ihre Zustimmung gab. Das ist im britischen Gesetzgebungsprozess eine reine Formalität, aber notwendig, damit ein Gesetz in Kraft tritt.
5. Januar 2016: Cameron gibt seinen Ministern in der Frage eines EU-Austritts freie Hand. Sie dürfen vor dem geplanten Referendum sowohl für als auch gegen einen Austritt Werbung machen.
31. Januar: Die EU bietet Großbritannien an, dass Mitgliedsländer unter bestimmten Bedingungen Sozialleistungen für Bürger aus anderen EU-Staaten kürzen dürfen.
12. Februar: Vor einem EU-Gipfel zur Zukunft Großbritanniens in der EU signalisiert Kanzlerin Angela Merkel Kompromissbereitschaft. Ein Verbleib Großbritanniens wäre in deutschem wie britischem Interesse.
19. Februar: Die Staats- und Regierungschef aller EU-Staaten einigen sich auf ein Reformpaket. Zugewanderte Arbeitnehmer aus anderen EU-Staaten sollen zeitweise weniger Sozialleistungen bekommen. Einen Tag später kündigt er das Brexit-Referendum für den 23. Juni an, will seinen Landsleuten aber zu einem Verbleib in der EU raten.
22. Februar: Die EU-Institutionen lehnen es ab, sich auf ein mögliches Votum der Briten für einen Austritt des Landes aus der Europäischen Union einzurichten. Es gebe keinen „Plan B“, heißt es.
12. April: Der Internationale Währungsfonds (IWF) mahnt, ein Brexit wäre eines der größten Risiken für die Weltwirtschaft.
22. April: US-Präsident Barack Obama warnt bei einem Besuch in London eindringlich vor einem EU-Austritt Großbritanniens. Es werde im Falle eines Brexits in absehbarer Zeit kein bilaterales Handelsabkommen zwischen Großbritannien und den USA geben.
9. Mai: Gut sechs Wochen vor dem Referendum eröffnen Befürworter und Gegner die heiße Phase des Wahlkampfs. Cameron warnt eindringlich vor Sicherheitsrisiken im Falle eines Austritts. Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson, prominentester Befürworter eines EU-Ausstiegs, will Migration zu einem zentralen Wahlkampfthemen machen.
7. Juni: Aus einer TV-Fragestunde zum Brexit gehen weder Premier David Cameron noch der Chef der euroskeptischen Ukip-Partei, Nigel Farage, als eindeutiger Sieger hervor.
22. Juni: Einen Tag vor dem Referendum ist der Ausgang der Abstimmung völlig offen. Meinungsforscher gehen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Der Durchschnitt von acht Umfragen seit dem 15. Juni ergibt einen hauchdünnen Vorsprung von 45:44 Prozent für das Pro-EU-Lager. Viele Befragte sind demnach aber noch immer unentschlossen.
23. Juni: Die Briten haben die Wahl: Rund 46,5 Millionen registrierte Wahlberechtigte können mitentscheiden, ob ihr Land auch künftig Mitglied der EU sein oder aus der Gemeinschaft ausscheiden soll.
Von dpa