Ein klapprig-altes Paar erklimmt durch den Zuschauersaal die Bühne im Theater Hagen. Mit den ersten Takten von „(I’ve had) The time of my life“ werden Vanessa Henning und Patrick Sühl die Senioren-Klamotten vom Leib gerissen, darunter kommen Glitzerfummel zum Vorschein, – und die Rock-Pop-Punk-Theater-Party „Simply the best“ startet fantasievoll in den fast dreistündigen Abend.
Zuvor hatte Intendant Francis Hüsers, von dem das Konzept dieser vierten Musik-Theaterparty stammt, das Premieren-Publikum am Samstag genregerecht mit „Hallo Hagen“ begrüßt. Und im fast ausverkauften Saal herrscht ziemlich schnell Rockkonzert-Atmosphäre.

Als die stimmmächtige Vanessa Henning Nenas „Nur geträumt“ anstimmt, hält es kaum noch jemanden auf den Theatersesseln. Mitsingen und -klatschen ist angesagt. Ihre Frage „Habt Ihr ein bisschen Spaß?“ ist rhetorischer Natur. Das Publikum tobt.
In der aufwendigen Inszenierung von Holger Potocki stehen die Frauen im Fokus. Von Rock-Ikone Tina Turner erklingt nicht nur der Titel-gebende Song der Show, sondern auch „Proud Mary“. Zu „Dancing Barefoot“ der Rock-Legende Patti Smith werden auf drei riesigen Leinwänden Fotos von ihr eingeblendet, während Vanessa Henning entspannt am Bühnenrand im Sessel sitzend singt und Tänzer den Song illustrieren (Choreografie: Noemi Emanuela Martone).
Barbie-Girl-Medley
Aber auch Lieder aus der jüngeren Vergangenheit – von Lady Gaga, P!nk, Billie Eilish und Taylor Swift – stehen auf dem Programm, das der musikalische Leiter Andres Reukauf arrangiert hat. Er selbst spielt in der Show das Keyboard in der fünfköpfigen Band, die auf einer Galerie über der Spielfläche thront.
Witzig ist das Barbie-Girl-Medley in Szene gesetzt. Ausstatterin Lena Brexendorff, die sich schon bei den Kostümen viel hat einfallen lassen, platziert auf der Bühne ein typisches Mädchenzimmer. Darin wird mit Barbiepuppen gespielt – und mit dem Start der Musik durch zwei Tänzer als Ken und Barbie zum Leben erweckt. Im Wechsel bestreiten Vanessa Henning und die wesentlich stimmschwächere Sängerin Siri das Medley.
Einige Lieder von Männern
Ein Pas de deux gibt´s auch zu Amy Winehouses „You know I´am not good“ und auf dem Video (und Licht: Hans-Joachim Köster) sieht man das Paar im Bett.
Einige Songs von Männern sind auch dabei, die performt Patrick Sühl. Die Lieder von Iggy Pop und David Bowie sind in seiner Interpretation kaum wiederzuerkennen, Marius Müller-Westernhagen liegt ihm eindeutig mehr.
Premiere mit Geburtstagskind
Vor den Zugaben stellt Vanessa Henning – wie bei einem echten Konzert – alle Beteiligten vor. Und für Tänzer Antonio Jorgos Papazis gibt es Extra-Applaus für seinen Geburtstag am Premierenabend. Eine rockige Theaterproduktion, die begeisterte. Allerdings besteht bei der Aussteuerung einiger Songs noch Luft nach oben.
Weitere Aufführungen
Termine: 16. / 20. / 29. 6., 3. 7.2024; Karten: Tel. (023 31) 207 32 18.
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