Nach den Angriffen auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht hat die nordrhein-westfälische Polizei Zeugenaufrufe gestartet und Videos von Anwohnern ausgewertet. „Wir haben schon mehrere Videos bekommen und sind durchaus optimistisch, Verdächtige identifizieren zu können“, sagte etwa ein Polizeisprecher am Dienstag in Bonn.
In Bonn hatten mehrere Jugendliche und junge Erwachsene Müllcontainer angezündet und anschließend die Feuerwehr bei ihrem Einsatz mit Pyrotechnik und Steinen beworfen. Als die Polizei der Feuerwehr den Weg bahnen wollte, wurde auch sie attackiert. Die Zahl der Randalierer werde auf 40 geschätzt, sagte der Polizeisprecher. Ein 19-Jähriger wurde vorübergehend festgenommen.
Den Tätern drohe nicht nur ein Verfahren wegen schweren Landfriedensbruchs, sondern es seien im Fall einer Verurteilung auch Schadenersatzforderungen möglich. Neben den Containern seien auch ein Auto und die Fahrbahndecke beschädigt worden. „Das kann teuer werden“, sagte der Sprecher.
Silvester in Hagen und Bochum: Massive Gewalt gegen Polizisten
In Hagen, wo vermummte Täter eine Straßenbarrikade gebaut und angezündet hatten, sucht die Polizei per Aufruf in der Lokalzeitung nach Zeugen, wie ein Sprecher sagte. Hier werde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Vier Verdächtige im Alter zwischen 16 und 20 Jahren seien vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.
Vorfälle gab es unter anderem auch in Bochum und in Essen, wo eine Polizistenkette nach Angaben eines Sprechers aus der Menge heraus mit Raketen beschossen wurde, als sie die Feuerwehr bei einem Einsatz beschirmte. Im Bochumer Bermudadreieck wurden Polizisten von rund 300 Personen eingekesselt und mit Feuerwerk beworfen.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte alle Attacken in einem WDR-Interview scharf verurteilt. In ganz NRW wurden laut dem Landesamt für Zentrale Politische Dienste (LZPD) in der Silvesternacht 42 Polizeibeamte verletzt.
Silvester 2022: Krawallen in Berlin - 145 Festnahmen
Auch in der Hauptstadt Berlin hat es massive Angriffe auf Polizei und Feuerwehrleute gegeben. 145 Menschen wurden vorläufig festgenommen, die meisten davon Männer, wie ein Polizeisprecher am Dienstagabend sagte. Er bestätigte damit Medienberichte. Alle Verdächtigen seien nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gekommen.
Wegen der Krawalle seien insgesamt 355 Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Ermittelt werde unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Angriffs auf und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Rettungskräfte, gefährlicher Körperverletzung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion.
dpa/karie
Silvester in NRW: 42 Polizeibeamte verletzt, 250 Festnahmen: „Dramatische Eskalation der Lage“
So war die Silvesternacht in NRW : Lage in Bochum, Hagen und Essen eskaliert
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