Selbstverbrennungswelle von tibetischen Mönchen

Aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über die Tibeter hat sich erneut ein tibetischer Mönch selbst angezündet und umgebracht. Es war nach exiltibetischen Angaben schon die 15. Selbstverbrennung in weniger als einem Jahr.

Peking (dpa)

09.01.2012, 14:06 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wieder hat sich ein tibetischer Mönch in China selbst angezündet - diesmal sogar ein «Lebender Buddha». Foto: Harish Tyagi/Archiv

Wieder hat sich ein tibetischer Mönch in China selbst angezündet - diesmal sogar ein «Lebender Buddha». Foto: Harish Tyagi/Archiv

Erst am Freitag hatten sich zwei Mönche in Brand gesetzt. Mit den Selbstmorden wollen die Tibeter die Aufmerksamkeit auf die verschärfte Unterdrückung in den Klöstern und tibetischen Regionen Chinas lenken. In der Provinz Qinghai in Nordwestchina kam es zu Ausschreitungen aufgebrachter Tibeter. Die chinesischen Behörden mobilisierten Sicherheitskräfte.

Bei dem jüngsten Protestakt am Sonntag in Gyunmai, der Kreisstadt von Darlag in der Provinz Qinghai, tötete sich nach offiziellen chinesischen Angaben ein 40-Jähriger, der als «Lebender Buddha Sopa» verehrt wurde. Nyage Sonamdrugyu aus dem Kloster Nyanmo in Golog war möglicherweise der ranghöchste Mönch, der sich in der Welle von Selbstverbrennungen seit März 2011 umgebracht hat. Er trug den Ehrentitel «Rinpoche», der tibetischen Würdenträgern verliehen wird.

Nach seinem Tod brachen Unruhen aus, berichtete der amerikanische Nachrichtensender Radio Free Asia (RFA). Hunderte empörter Tibeter seien zur Polizeistation in Darlag gezogen und hätten die Verantwortlichen gezwungen, die Leiche herauszurücken. Sie hätten Fenster eingeworfen und Türen eingedrückt, zitierte RFA eine Quelle vor Ort. Anschließend seien die Überreste des Mönches durch die Straßen getragen worden.

Der «Lebende Buddha» sei sehr bekannt gewesen, habe ein Altenheim und ein Waisenhaus betrieben. Er habe auf Flugblättern erklärt, den Todesakt «nicht für persönlichen Ruhm, sondern für Tibet und das Glück der Tibeter» zu vollziehen, zitierte RFA eine Quelle. Das tibetische Volk solle nicht in seiner Entschlossenheit nachlassen. Er habe Petroleum getrunken, sich damit übergossen und dann angezündet. «Sein Körper explodierte in mehrere Teile», sei geschildert worden. Da tausende Tibeter zur Beisetzung erwartet werden, seien chinesische Sicherheitskräfte in die Stadt vorgerückt, berichtete der US-Sender.

Erst am Freitag hatten sich in der Stadt Aba in der Provinz Sichuan in Südwestchina nach amtlichen chinesischen Angaben zwei Tibeter selbst angezündet. Einer der beiden, ein 18-Jähriger, sei seinen Verletzungen erlegen. Die beiden wurden als ehemalige Mönche des Klosters Kirti beschrieben. Nach exiltibetischen Angaben riefen die Mönche bei ihrem Protestakt laut nach Freiheit für Tibet und einer Rückkehr des im indischen Exil lebenden religiösen Führers der Tibeter, des Dalai Lama.

Die Direktorin der in London ansässigen Organisation Free Tibet, Stephanie Brigden, sagte, die jüngsten Selbstverbrennungen zeigten, dass es in Tibet «eine anhaltende und tiefe Ablehnung der chinesischen Besetzung gibt». Sie warf der internationalen Gemeinschaft vor, bisher nicht reagiert zu haben. «Wir können nur davon ausgehen, dass solche Protestakte andauern, solange die Führer der Welt die Augen vor der verzweifelten Lage in Tibet verschließen.»

Die chinesischen Behörden kündigten derweil eine strengere Kontrolle der tibetischen Klöster an. «Die Aufrechterhaltung der Stabilität, die Verbesserung der Einigkeit und die Förderung der Harmonie in Tibet haben höchste Priorität, weil sie die Stabilität der Nation betreffen», zitierte die Staatsagentur Xinhua den Vizechef der politischen Konsultativkonferenz (CPPCC) in Tibet, Basang Toinzhub, von einer Konferenz am Sonntag. Die «patriotische Erziehungskampagne» für Mönche und Nonnen werde vorangetrieben.

Radio Free Asia

Free Tibet

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