Selbstbestimmung ist das verbindende Thema des Doppelabends mit der Oper „Jolanthe“ und der Ballettsuite „Feuervogel“ im Theater Hagen, der am Samstag umjubelte Premiere feierte.
In Peter Tschaikowkys letzter und selten aufgeführten Oper „Jolanthe“ gibt Ritter Vaudèmont (Anton Kuzenok) der Königstochter (Angela Davis) den Impuls, sich aus ihrer Blindheit zu befreien. In Francesco Nappas ins Heute verlegter Choreografie von Igor Strawinskys „Feuervogel“ (Fassung von 1945) ist es die Titelfigur, die die Klone zur Rebellion gegen die Ärzte anstiftet, und sie sich schließlich aus den Käfigen befreien.

In einem Käfig verbringt auch Prinzessin Jolanthe, die nichts von ihrer Blindheit weiß, isoliert ihre Tage. Ausstatterin Julia Burkhardt hat ihr einen offenen Kubus mit zwei Türen, alle Kanten werden durch Lichtketten markiert, entworfen. Und diese Grenzen werden weder vom König (Dong-Won Seo) noch vom übrigen Hofpersonal überwunden. Nur Vaudémont und der Arzt (Insu Hwang) durchbrechen sie.
Regisseurin Isabel Ostermann lässt Jolanthe mit Tischen und Stühlen, die von der Decke hängen, basteln, um zu veranschaulichen, dass sie nichts von ihrer Blindheit weiß. Ansonsten hat sie ihre Inszenierung recht statisch angelegt, lässt die Sänger meist frontal zum Publikum singen. Sie bekommen allerdings für ihre überzeugenden Gesangsleistungen immer wieder Szenenapplaus.
Dystopischer „Feuervogel“
Nappas „Feuervogel“ spielt in einem Labor, ein schwarz ausgekleideter, sich nach hinten verjüngender Raum, der von vielen Neonröhren beleuchtet wird. So tanzen der Feuervogel (Antoine Luc Koutchouk Charbonneau) und die Klone in Gitterkäfigen und auf OP-Tischen recht akrobatisch. Ebenso die an ihnen experimentierende Ärzteschar, die Julia Burkhardt in lange graue Mäntel, die in ihrer Materialität an Metzgerschürzen erinnern, gesteckt hat. Mit vielen Bravos belohnte das Publikum das Ballett Hagen, das in unterschiedlichen Formationen ein dynamisches Bewegungsrepertoire präsentierte.
Das Philharmonische Orchester Hagen unter der musikalischen Leitung von Rodrigo Tomillo untermalte gewohnt gekonnt die emotionale Achterbahnfahrt in „Jolanthe“ wie auch die energiegeladene Ballettsuite „Feuervogel“. Und Martin Gehrkes tolles Licht-Design verstärkte die Stimmungsumschwünge im „Feuervogel“ und die Atmosphäre von Jolanthes Welt, mal in Schwarz-weiß und mal bilderbuch-bunt. Ein bewegendes Theatererlebnis.
Weitere Aufführungen
Termine: 21. 2., 12. / 16. / 30. 3., 17. 4., 17. 5., 6. 7.2025; Karten: Tel. (02331) 207 32 18. www.theaterhagen.de
Nur ein Thron für zwei Königinnen: Schillers Klassiker „Maria Stuart“ im Theater Hagen spannend insz
Rossinis Oper La Cenerentola“: Ein Märchen auf dem Rad des Schicksals
Diverse Blicke auf die Begegnungen von Menschen: Dreiteiliger Tanzabend „Interactions“ begeisterte P