Diverse Blicke auf die Begegnungen von Menschen Dreiteiliger Tanzabend „Interactions“ begeisterte Publikum im Theater Hagen.

Diverse Blicke auf die Begegnungen von Menschen
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Gut gelaunt verlässt das Publikum das Theater Hagen nach der ersten Ballett-Premiere der neuen Saison am Samstag. Der Grund: Luukáŝ Timulaks Choreografie „Masculine / Feminine“. In der 2011 entstandenen Arbeit für das Nederlands Dans Theater setzt sich der Choreograf humorvoll mit Stereotypen von Männern und Frauen auseinander.

Gestartet ist der dreiteilige Tanzabend „Interactions“, der von den Beziehungen der Menschen erzählt, mit „Les Amants Voilés“ von Francesco Nappa. René Magrittes Bild „Die Liebenden“ hat den Hagener Ballettchef zu dem Duett inspiriert. So legen sich Hannah Law und Antoine Luc Koutchouk Charbonneau am Ende der 20-minütigen Choreografie weiße Schleier über die Köpfe. Das Verlangen nach Berührung, einem Kuss erfüllt sich nicht.

Choreografie „Masculine / Feminine“
Den Dialog zwischen Tochter und Schwiegermutter will der Ehemann in „Masculine / Feminine“ nicht stören. © Look

Doch zunächst ist auf Hans-Joachims Kösters die Bühne ausfüllendem Video ein Mann beim Farbauftrag à la Jackson Pollock zu sehen – und die beiden Tänzer tragen im ersten Teil der Uraufführung Ganzkörperanzüge, die im typischen Stil des Malers bedruckt sind – entworfen von Nappa und Jean Michel Laine. Auf der Suche nach Annäherung umkreist sich das Paar. Getanzte Sehnsucht, die unerfüllt bleibt.

Eine andere Perspektive auf das Zusammentreffen von Menschen präsentiert Emilie Leriche mit der Uraufführung von „The Longlongneverending“ – und der Titel ist Programm, die rund 30-minütige Choreografie hat durchaus Längen. Diesmal begegnen sich Unbekannte in einer Art Zugabteil und betanzen es auf amüsante Weise. Die Choreografin, die auch die Ausstattung besorgt hat, steckt das ganze Ensemble in 1930er-Jahre-Kostüme und spielt Verhaltensweisen von Fremden im Wartezustand in unterschiedlichen Formationen durch.

Eheleben unter der Lupe

Nach der Pause geht es mit „Masculine / Feminine“ ausgesprochen heiter zu. Aus dem Off gibt es humorvoll verpackte Klischees über Männer und Frauen – genial umgesetzt von acht Tänzern, die in dieser Choreografie auch ihre schauspielerischen Talente beweisen. Ausdrucksstark getanzt zu jazziger Musik und zum Teil cross-gender besetzt wird in einem weißen Raum, der aus drei Wandteilen mit zwei Türen besteht (Bühne: Peter Bilak), und an ein Labor erinnert.

Da quasselt pantomimisch die Ehefrau ihren Mann an die Wand, da begegnen sich drei Frauen und starten gleich eifersüchtig einen Schönheitswettbewerb. Da ist der Ehemann, der den Dialog zwischen Tochter und Schwiegermutter nicht stören will. Und der Mann, der das Nicht-Denken beherrscht – wie Hirntod, aber Fernsehengucken geht noch. Allein für dieses Werk lohnt der knapp zweistündige Tanzabend, den das Publikum mit Ovationen im Stehen feierte.

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Weitere Aufführungen

Termine: 11. 10., 3. / 8. / 13. / 11. 21. 11., 1. / 28. 12.2024, 19. 1., 19. 2. 2025; Karten: Tel. (02331) 207 32 18.www.theaterhagen.de

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