Schalke feiert Fußballfest - Metzelder: «Unfassbar»

Am Ende eines berauschenden Fußball-Abends herrschte eine Stimmung wie zu besten Europapokal-Zeiten. Nach der 3:0-Gala gegen Olympique Lyon standen die Fans des FC Schalke 04 auf den Sitzen und stimmten erstmals seit Jahren wieder ihre UEFA-Cup- Hymne von 1997 an.

Gelsenkirchen (dpa)

von Von Ulli Brünger, dpa

, 25.11.2010, 20:56 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jefferson Farfan (v) jubelt mit Klaas-Jan Huntelaar nach seinem 1:0-Treffer.

Jefferson Farfan (v) jubelt mit Klaas-Jan Huntelaar nach seinem 1:0-Treffer.

«Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon», schallte es durch die Veltins-Arena. «Das war sicher die stärkste Halbzeit, die wir bisher gespielt haben. Die Mannschaft hat gezeigt, welch spielerisches Potenzial in ihr steckt», schwärmte Trainer Felix Magath, dessen harsch kritisierter und millionenteure Umbau der Mannschaft allmählich sichtbare Früchte trägt.

Mit dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League hatte der 57- Jährige bestenfalls im Gruppenfinale am 7. Dezember bei Benfica Lissabon gerechnet. Doch durch das überraschende 0:3 der Portugiesen (6 Punkte) in Tel Aviv kann Schalke (10) nun sogar vor den ebenfalls qualifizierten Franzosen (9) als Gruppen-Erster in die Runde der besten 16 Europa-Teams einziehen. Bei der Auslosung am 17. Dezember winkt ein leichterer Gegner und der Heimvorteil im Rückspiel. «Für uns ist schon Weihnachten», sagte Magath schmunzelnd. Wie weit es noch gehen kann, wagte der Coach nicht zu sagen: «Ich weiß nicht, ob wir schon so weit sind, dass wir Real Madrid oder Barcelona schlagen können. Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit.»

Es werde «auf keinen Fall eine Kaffeefahrt» nach Lissabon, betonte Manuel Neuer, «weil wir Erster bleiben wollen.» Mit den 51 132 Fans staunte er, wie seine Vorderleute den französischen Vizemeister förmlich überrannten. Spielzüge wie aus dem Lehrbuch, aggressives Zweikampfe und schnelles Umschalten nach der Balleroberung - nach dem Holperstart in die Saison zeigt der Bundesliga-15. inzwischen alles, was lange vermisst worden war und modernen Fußball ausmacht.

Angeführt von einem vor Spielfreude strotzenden Quartett mit Raúl, Klaas-Jan Huntelaar, José Manuel Jurado und Jefferson Farfán brannte die Elf von Beginn an ein Feuerwerk ab. Nach Toren von Farfán (13.) und Huntelaar (20.) war die Partie schnell entschieden, das 3:0 des Niederländers (89.) war nach souveräner zweiter Hälfte eine Zugabe. «Die ersten 30 Minuten waren unfassbar», meinte Christoph Metzelder, den zwischendurch Bedenken beschlichen, «dass wir überdrehen. Einmal habe ich Farfán gesehen, wie er im Sechzehner einen Ball abgrätschte.»

Doch die Sorge war unbegründet, zumal das Team topfit ist, die Defensive immer stabiler wird. In den letzten drei Heimspielen gegen St. Pauli (3:0), Werder Bremen (4:0) und Lyon spielte Schalke zu Null, erzielte 10 Tore. «Bremen und Lyon sind ja keine Laufkundschaft», meinte Abwehrchef Metzelder, der mit seinen Nebenleuten Atsuto Uchida, Benedikt Höwedes und Lukas Schmitz inzwischen als eingespielte Einheit auftritt. «Jeder rennt für den anderen und bügelt Fehler aus.» Neuer vergleicht die in den ersten Wochen völlig verunsicherte Abwehr gar schon mit dem Bollwerk früherer Zeiten, als Marcelo Bordon alles zusammenhielt. «Es gibt durchaus Parallelen zu der Abwehr, die wir mal hatten.»

Im Mittelfeld räumte der von Magath vor dem Bremen-Spiel auf die Tribüne verbannte und nach guten Trainingsleistungen wieder begnadigte Jermaine Jones ab, Nebenmann Peer Kluge bereitete mit einem Traumpass sogar das 2:0 vor. Der Trainer ist froh, dass endlich ein Rad ins andere greift. «Es hat seine Zeit gebraucht. Auch mich hat das belastet, weil man ja nie weiß, wie lange so eine Entwicklung dauert», gab Magath zu. «Es zeigt sich, dass die Geduld belohnt wird.»