Säureattacke: Festnahme und Hoffnung auf weitergehende Spur

Kriminalität

Bernhard Günther ist für sein Leben schwer gezeichnet. Zwei Täter verübten einen Säureanschlag auf ihn. Ein Angeklagter ist verurteilt. Jetzt ist ein zweiter Tatverdächtiger festgenommen worden. Günther und sein Anwalt hoffen, dass das den Weg zum Auftraggeber ebnet.

von dpa

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Düsseldorf

, 28.06.2023, 13:27 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mehr als fünf Jahre nach dem Säureangriff auf den Manager Bernhard Günther in Haan bei Düsseldorf ist ein schon länger im Fokus der Ermittler stehender Mann erneut festgenommen worden. Gegen den 36-Jährigen sei ein Haftbefehl wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung vollstreckt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Wuppertal am Mittwoch gemeinsam mit. Der Mann sei am Vorabend widerstandslos in Dortmund festgenommen worden.

Der Manager Bernhard Günther war am 4. März 2018 in der Nähe seines Hauses in Haan nach dem Joggen auf einem Fußweg von zwei Männern angegriffen, mit hochkonzentrierter Schwefelsäure überschüttet und schwer verätzt worden. Er hatte sich noch nach Hause schleppen und einen Teil der Säure mit Wasser vom Körper spülen können. Günther schwebte zeitweise in Lebensgefahr und musste mehrfach operiert werden. Augenlider und Teile der Gesichtshaut wurden transplantiert.

Im vergangenen Jahr war ein angeklagter Belgier zu zwölf Jahren Haft wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung verurteilt worden.

Der 36 Jahre alte tatverdächtige Serbe war 2019 in Köln schon einmal festgenommen worden. Allerdings konnte der dringende Tatverdacht nach Angaben der Behörden damals nicht erhärtet werden. Umfangreiche Ermittlungen im Nachgang des Prozesses gegen den verurteilten Täter hätten zu einem dringenden Tatverdacht geführt. Die Auswertung sichergestellter Beweismittel dauert laut Staatsanwaltschaft an.

Günther und sein Anwalt äußerten am Mittwoch in einer Reaktion die Hoffnung, dass nun auch der Auftraggeber ermittelt werden kann. „Die Mittelsmänner und der Auftraggeber laufen noch frei herum. Mit der Festnahme des mutmaßlichen zweiten Täters kommen wir ihnen einen entscheidenden Schritt näher“, erklärte Günther über seinen Sprecher.

Günthers Rechtsanwalt Martin Meinberg bewertete die Festnahme des mutmaßlichen zweiten Täters als einen „entscheidenden Erfolg der Ermittlungsbehörden“, an dem man von Anfang an mitgewirkt habe. Er hoffe, dass das den Weg zu den Mittelsmännern und letztlich dem Auftraggeber ebne. „Aus unserer Sicht waren die beiden Täter nicht die Initiatoren des Attentats“, bekräftige der Anwalt des Opfers.

Zum Zeitpunkt der Säureattacke war Günther Finanzvorstand der damaligen RWE-Tochter Innogy. Den Auftraggeber des Anschlags vermutete Günther laut früheren Äußerungen in seinem damaligen beruflichen Umfeld. Wenige Tage nach dem Überfall war bekannt geworden, dass Innogy zerschlagen und Teile vom Konkurrenten Eon übernommen werden sollten. 2019 trat er deutlich gezeichnet bei einer Bilanzpressekonferenz erstmals wieder öffentlich auf. Günther ist seit Februar 2021 Finanzvorstand des finnischen Versorgers Fortum.