RWE kündigt weitere Einsparungen an
170 Millionen Verlust in 2015
Der angeschlagene Energiekonzern RWE steht vor weiteren Einschnitten. 170 Millionen Euro Verlust verbuchte der Konzern in 2015. Vor allem in den klassischen Großkraftwerken und im britischen Vertriebsgeschäft soll es weitere Einsparungen geben, teilte RWE am Dienstag in Essen mit. Geplant ist, bis 2018 die Kosten um weitere 500 Millionen Euro zu drücken.

RWE-Vorstandschef Peter Terium.
Bislang wollte RWE 2 Milliarden Euro einsparen. Trotzdem konnte der Konzern ein Abrutschen in die roten Zahlen 2015 nicht verhindern.
Unter dem Strich stand wegen hoher Abschreibungen auf die Großkraftwerke und negativer Steuereffekte ein Fehlbetrag von 170 Millionen Euro nach einem Gewinn von 1,7 Milliarden Euro 2014. Das ist nur geringfügig weniger als Mitte Februar angekündigt.
Einbruch durch Verfall der Strompreise
Vor allem der Verfall der Strompreise im Großhandel setzt dem Versorger zu. Das ließ das betriebliche Ergebnis allein im Geschäft mit Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken um fast die Hälfte einbrechen. Rote Zahlen gab es im britischen Vertriebsgeschäft, wo eine IT-Umstellung Kunden vergrätzte.
Als Folge der Krise streicht RWE seinen Anteilseignern die Dividende praktisch ganz. Nur die wenigen Vorzugsaktionäre sollen noch 13 Cent je Stück bekommen. Im Vorjahr gab es noch einen Euro.
Ein Ende des Absturzes ist auch 2016 nicht in Sicht. So soll der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von zuletzt 7 auf 5,2 bis 5,5 Milliarden Euro sinken. Dabei rechnet RWE mit einem weiteren Verfall der Gewinnanteile seiner Kohle-, Atom- und Gasmeiler. Hinzu kommen dürften weitere Belastungen wegen Problemen im britischen Geschäft.
Als Reaktion auf die Krise bereitet RWE wie Konkurrent Eon seine eigene Aufspaltung vor. Das Zukunftsgeschäft mit Ökostrom, Netzen und Vertrieb wird in eine neue Tochter ausgegliedert, die Ende des Jahres an die Börse gehen soll.
Rund 2500 Mitarbeiter müssen in England gehen
Mit einem harten Sparprogramm will RWE seinen angeschlagenen Strom- und Gasvertrieb in Großbritannien sanieren. Die Tochter Npower kündigte am Dienstag an, sich von rund einem Fünftel der Beschäftigten trennen zu wollen. Rund 11.500 Menschen arbeiten den Angaben zufolge derzeit im britische Vertriebsgeschäft, davon sollen nun 2400 gehen. Knapp die Hälfte der Stellenstreichungen sind bei den rund 6700 Festangestellten geplant. Npower war im vergangenen Jahr in schweres Fahrwasser geraten, weil eine Umstellung eines Computersystems für Kundenabrechnungen völlig misslang.
In der Folge häuften sich die Beschwerden. Zahlreiche Kunden kündigten oder konnten nur mit satten Rabatten gehalten werden. Hinzu kamen Belastungen aus staatlichen Vorgaben, mit denen die großen britischen Stromversorger wie RWE Npower Kunden beim Stromsparen unterstützen müssen. RWE räumt ein, die Entwicklung unterschätzt zu haben.
Gespräche über Atomausstieg
Im Ringen um die Finanzierung des Atomausstiegs sieht der Energiekonzern RWE Fortschritte in den Gesprächen mit der Bundesregierung. „Ich bin zuversichtlich, dass hier eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden werden kann“, schrieb RWE-Chef Peter Terium im am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht. „Erfreulicherweise kamen vonseiten der Politik zuletzt einige ermutigende Signale.“
Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr eine Kommission unter Leitung der Politiker Jürgen Trittin (Grüne), Ole von Beust (CDU) und Matthias Platzeck (SPD) eingerichtet, die mit den vier Atomkonzernen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall nach Lösungen zur Finanzierung des Atomerbes suchen soll.
Ursprünglich sollte sie schon Ende Februar ihre Vorschläge veröffentlichen, wie die Rückstellungen der Konzerne für Abriss und Endlagerung des Atommülls von rund 38,5 Milliarden Euro langfristig gesichert werden können. Doch das Gremium braucht mehr Zeit. Zuletzt war deutlich geworden, dass die Unternehmen noch zögern, sich auf ein Gesamtpaket für einen „Entsorgungskonsens“ einzulassen.
Terium betonte nun, dass die Bundesregierung der Kommission mit auf den Weg gegeben habe, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu berücksichtigen. RWE kämpft wie die anderen Energiekonzerne wegen des von ihnen verschlafenen Ökostrombooms mit wegbrechenden Gewinnen.
Material von dpa